Diskussion über Windräder im Wald
Forstbetriebe könnten sich zweites Standbein vorstellen, doch die Erschließung ist ein Problem
Finsterbergen. Derzeit wird in der regionalen Planungsgemeinschaft über mögliche neue Standorte für Windkraftanlagen beraten. Die rot-rot-grüne Landesregierung hatte auch Waldflächen nicht ausgeschlossen, um das ehrgeizige Ziel, bis 2040 den Eigenenergiebedarf im Land komplett aus erneuerbaren Quellen zu sichern, erreichen zu können.
„Für die Waldbesitzer ist es ein spannendes Thema“, sagt Gerhard Struck, der Leiter des Forstamtes Finsterbergen. Denn zu 95 Prozent sind die Forstbetriebe vom Holzmarkt abhängig. Da würde ein zweites wirtschaftliches Standbein wie die Verpachtung von Land für Windkraftanlagen schon eine Verteilung des Risikos bedeuten.“Und windtechnisch sei die Kammspitze des Thüringer Waldes natürlich sehr interessant und würde einen hohen Windenergieertrag versprechen.
Durch die immense Höhe der Anlagen könnte das Gelände unter den Windrädern sogar weiter Nutzfläche bleiben, so Struck.
Doch dann kommt gleich sein „Aber“. Denn die Forstwege seien nicht dafür ausgelegt, Transporte riesiger Teile wie Rotoren von Windrädern auszuhalten. „Vielerorts dürfte auch der Kurvenradius viel zu eng sein.“Und es gehe ja nicht nur um die Anlieferung, sondern auch um die Wartung der Anlagen.
Schließlich müssten für den Bau der Windkraftanlagen Ersatz-aufforstungen geleistet werden. „Es ist aber gar nicht so einfach, dafür geeignete Flächen zu finden“, sagt Gerhard Struck. Vergessen werden dürfe auch nicht, dass die Leitungen quer durch den Wald gelegt werden müssten, mit denen die erzeugte Energie abtransportiert werden kann. Das bedeute dann, viele Grundstücksfragen zu klären. „Die Erschließung ist also wirklich schwierig.“
Er habe in Versammlungen erlebt, dass Waldbesitzer mit weniger Fläche den Windrädern im Wald eher ablehnend gegenüber stehen. „Interessant wäre es eher für größere Forstbetriebe“, sagt Steffen Herrmann, der stellvertretende Leiter des Forstamtes. Landrat Konrad Gießmann (CDU) weiß: „Manche Waldbesitzer haben privat vorgefühlt, welche Chancen es gibt, aber bei der Diskussion zur Regionalplanung ist der Thüringer Wald auch nicht als Vorranggebiet für Windenergie eingeordnet.“