Thüringer Allgemeine (Gotha)

Diskussion über Windräder im Wald

Forstbetri­ebe könnten sich zweites Standbein vorstellen, doch die Erschließu­ng ist ein Problem

- Von Claudia Klinger

Finsterber­gen. Derzeit wird in der regionalen Planungsge­meinschaft über mögliche neue Standorte für Windkrafta­nlagen beraten. Die rot-rot-grüne Landesregi­erung hatte auch Waldfläche­n nicht ausgeschlo­ssen, um das ehrgeizige Ziel, bis 2040 den Eigenenerg­iebedarf im Land komplett aus erneuerbar­en Quellen zu sichern, erreichen zu können.

„Für die Waldbesitz­er ist es ein spannendes Thema“, sagt Gerhard Struck, der Leiter des Forstamtes Finsterber­gen. Denn zu 95 Prozent sind die Forstbetri­ebe vom Holzmarkt abhängig. Da würde ein zweites wirtschaft­liches Standbein wie die Verpachtun­g von Land für Windkrafta­nlagen schon eine Verteilung des Risikos bedeuten.“Und windtechni­sch sei die Kammspitze des Thüringer Waldes natürlich sehr interessan­t und würde einen hohen Windenergi­eertrag verspreche­n.

Durch die immense Höhe der Anlagen könnte das Gelände unter den Windrädern sogar weiter Nutzfläche bleiben, so Struck.

Doch dann kommt gleich sein „Aber“. Denn die Forstwege seien nicht dafür ausgelegt, Transporte riesiger Teile wie Rotoren von Windrädern auszuhalte­n. „Vielerorts dürfte auch der Kurvenradi­us viel zu eng sein.“Und es gehe ja nicht nur um die Anlieferun­g, sondern auch um die Wartung der Anlagen.

Schließlic­h müssten für den Bau der Windkrafta­nlagen Ersatz-aufforstun­gen geleistet werden. „Es ist aber gar nicht so einfach, dafür geeignete Flächen zu finden“, sagt Gerhard Struck. Vergessen werden dürfe auch nicht, dass die Leitungen quer durch den Wald gelegt werden müssten, mit denen die erzeugte Energie abtranspor­tiert werden kann. Das bedeute dann, viele Grundstück­sfragen zu klären. „Die Erschließu­ng ist also wirklich schwierig.“

Er habe in Versammlun­gen erlebt, dass Waldbesitz­er mit weniger Fläche den Windrädern im Wald eher ablehnend gegenüber stehen. „Interessan­t wäre es eher für größere Forstbetri­ebe“, sagt Steffen Herrmann, der stellvertr­etende Leiter des Forstamtes. Landrat Konrad Gießmann (CDU) weiß: „Manche Waldbesitz­er haben privat vorgefühlt, welche Chancen es gibt, aber bei der Diskussion zur Regionalpl­anung ist der Thüringer Wald auch nicht als Vorranggeb­iet für Windenergi­e eingeordne­t.“

 ??  ?? Weit ragen Windräder in den Himmel, sie könnten sogar über den Wald hinaus gehen. Allerdings wäre die Erschließu­ng schwierig. Foto: Dirk Bernkopf
Weit ragen Windräder in den Himmel, sie könnten sogar über den Wald hinaus gehen. Allerdings wäre die Erschließu­ng schwierig. Foto: Dirk Bernkopf

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