Patrick Otto will 160 Kilometer fürs Kinderhospiz laufen
Mühlhäuser wird zum „Thüringen-ultra“in Fröttstädt starten. Das Ziel, dass jeder Kilometer zehn Euro bringt, ist erreicht
Mühlhausen. 160 Kilometer in schätzungsweise 18 Stunden. Am 1. und 2. Juli will Patrick Otto diese Distanz innerhalb des „Thüringen-ultra“in Fröttstädt zurücklegen. Für jeden Kilometer auf dem Rundkurs durch den Thüringer Wald sammelt er zehn Euro. Geld, das dem Kinderhospiz in Tambach-dietharz zukommen soll. „Es ist eine soziale Ungerechtigkeit, dass sich eine solche Institution über Spenden finanzieren muss.“Eine Million Euro im Jahr kostet es, um allein den Betrieb in dem Haus in Tambach-dietharz aufrecht zu erhalten; nur 20 Prozent kommen von den Krankenkassen, der Rest muss über Spenden aufgebracht werden.
Der 33-jährige Otto zieht zwischen seinem Arbeitsalltag im „Haus Elisabeth“im ökumenischen Hainich-klinikum in Mühlhausen, wo der gelernte Krankenpfleger als leitender Betreuer arbeitet, und der Tätigkeit im Kinderhospiz Parallelen: „Wir arbeiten beide mit Schwerstkranken. Aber die Arbeit in einem Hospiz, die würde meine Psyche nicht aushalten.“In seiner Beschäftigung – speziell der mit psychisch kranken und behinderten Menschen – geht er auf: „Hier kann man so vieles richtig machen, was die Gesellschaft nicht akzeptiert.“
Anfang Mai begann er damit, für den Lauf Spenden zu sammeln. 1950 Euro sind zusammengekommen. Mehr als er sich anfangs vorgenommen hatte. 1600 Euro waren sein Ziel. Jeder der vielen Spender wird auf seinem Lauftrikot mit Namen erwähnt.
Es ist Ottos zweite Aktion zugunsten des Kinderhospizes. Bereits im vergangenen Jahr war er dafür unterwegs. Damals über 72 Kilometer zum traditionsreichen Rennsteiglauf. Den Supermarathon legte er in 6 Stunden und 45 Minuten zurück, einer Zeit, die nur die Besten schaffen.
Ausdauerbelastungen hat sich Patrick Otto schon in einem Alter abverlangt, da hatten die Klassenkameraden nur Fußball im Kopf, damals, als Kind in Menteroda. Mit einem Schulfreund hat er sich eines Tages als Achtjähriger aufgemacht zur großen Radrunde über die Dörfer. Ein paar Scheiben Brot geschmiert, dann ging es mit einem bescheidenen Fahrrad los, ohne irgendwo Bescheid zu sagen. Später, als Jugendlicher, da wohnte er schon in Mühlhausen, ging es mit dem Rad nach Kassel. „Den Herkules haben wir es dann rauf getragen.“
Zum Laufen kam er erst, als er zum Arbeiten nach Österreich gezogen war. Das, was er an jenem 3. Januar 2008 erlebte, das war die oft zitierte Initialzündung. „Ich habe nach meinem Dienst auf der Couch gesessen, ferngesehen und wusste in diesem Moment: Jetzt musst du laufen.“Obwohl er nie zuvor als Freizeitläufer unterwegs gewesen war, aber als Wanderer über lange Strecken. Es folgten acht Kilometer entlang der Salzach in Salzburg. Und der Vorsatz: Das machst du jetzt einen Monat lang jeden Tag und schaust, was dein Körper dann will, entweder Ruhe oder Weiterlaufen.
Der Körper wollte laufen. Anfangs ohne Trainer, später mit einem persönlichen Ratgeber, der ihn dazu brachte, die legendäre Marathondistanz in knapp unter drei Stunden zurückzulegen.
Erste Benefizaktion 2015 zum Rennsteiglauf
Inzwischen hat er sich dem ganz langen Kanten verschrieben. Einmal ist er Halbmarathon gelaufen. 21 Kilometer in 83 Minuten. So viel Aufwand für eine so kurze Zeit, fand er. Ein 100-Kilometer-lauf in Salzburg, der sagte ihm schon mehr zu. „Das Gefühl nach 70 gelaufenen Kilometern, dazu die Landschaft, als ich ins Ziel kam. Ich war der glücklichste Mensch überhaupt.“
Ein Gefühl, das er Anfang Juli gern auch in Fröttstädt erleben möchte. Um eine schnelle Zeit geht es ihm nicht vordergründig. Doch wer um sein Talent weiß und um seine Erfolge, der ist sich sicher: Wenn Patrick Otto gesund ist und seine beiden Radbegleiter Jens Westergerling und Eberhard Vollrath nicht vom richtigen Weg abkommen, dann ist er vorn dabei. Im vergangenen Jahr war Otto – damals waren es „nur“100 und nicht wie diesmal 160 Kilometer – Vierter.
Für seine Spendenaktion unterwegs zu sein, das motiviere ihn zusätzlich. Bei seinem ersten Spendenlauf, im Mai 2015 zum Rennsteiglauf, verlieh ihm der Anblick von Familie und Freunden, die spontan auf den Oberhofer Grenzadler gekommen waren, Flügel: „Ab da habe ich auf den letzten 17 Kilometern bis zum Ziel in Schmiedefeld richtig aufs Tempo gedrückt. Ich wollte ihnen für ihr Engagement etwas bieten.“Am ersten Juliwochenende in Fröttstädt soll‘s genauso sein.
Inzwischen meldete sich auch der Veranstalter bei Otto: „Wir haben von Deinem Vorhaben erfahren und finden es großartig. Wir möchten uns gern an dieser Aktion beteiligen und erlassen Dir die Startgebühr in Höhe von 90 Euro, womit Du ja Deinen Spendentopf füllen kannst“, teilte Christina Schreier vom Organisatoren-team des Thüringen-ultra mit.