„Pokalsieg 2009? Da kriege ich immer noch Gänsehaut!“
Alexander Schnetzler (37), der letzte Rot-weiß-kapitän, der die Trophäe in Empfang nehmen durfte, erinnert sich
Erfurt. Der FC Rot-weiß lechzt seit sieben Jahren nach dem Pokalsieg. Im heutigen Derby gegen Carl Zeiss Jena soll es passieren. Der letzte Erfurter Kapitän, der die Trophäe in die Höhe streckte, war Alexander Schnetzler nach einem 3:2-Triumph im Mai 2009. Unsere Zeitung sprach mit ihm.
Herr Schnetzler, kennen Sie eigentlich Sebastian Tyrala? Na klar. Mit Basti habe ich doch eine Saison in Osnabrück zusammengespielt; ein Super-typ und Riesen-kicker. Leider sind wir damals abgestiegen. Dass er in Erfurt meine Rückennummer übernommen hat, freute mich natürlich. Andererseits ist die „13“eine Bürde, die man erst einmal tragen muss. . . Aber er macht das ja ganz gut, oder?
Ohne Frage. Wenn Sie einen Wunsch frei hätten, was würden Sie ihm wünschen? Dass er gesund bleibt. Das ist das Wichtigste. Und sportlich, ganz klar: Dass er für Erfurt auch mal den Pokal hochhalten kann.
Hätten Sie 2009 gedacht, dass Sie für lange Zeit der letzte Erfurter Kapitän sein werden, der dieses Vergnügen hat? Nie im Leben. Rot-weiß ist doch in Thüringen immer Favorit, zumeist der am höchsten spielende Verein gewesen und hatte doch zwischendurch sogar mal an die 2. Liga angeklopft. Es wird wirklich Zeit, dass es mal klappt.
Was war das damals für ein Gefühl, den Pott in den Abendhimmel zu stemmen? Wenn ich daran denke, kriege ich immer noch Gänsehaut. Ein Derby; diese Dramaturgie, nach einem 0:2 das Ding noch zu drehen in der letzten Viertelstunde. Das war Wahnsinn und sorgt jedes Mal für echte Glücksgefühle, wenn ich mir das Video auf „You tube“anschaue. Solche Momente vergisst man niemals. Gleichzeitig war es auch Ihr Abschiedsspiel für Rot-weiß? Oh ja. Das konnte ich zu diesem Zeitpunkt aber nicht wissen. Ein paar Tage später wurde ich von Rainer Hörgl damit überrascht, dass ich gehen muss. Das war echt hart nach fünf Jahren. Doch im Fußball holt man sich hin und wieder eben eine Watsch‘n ab.
Auf was kommt es in Pokalfinals besonders an? Man muss es mit kühlem Kopf und heißem Herzen bestreiten – die Atmosphäre zwar aufsaugen, aber emotional nicht überreagieren. Und man muss von der eigenen Stärke überzeugt sein. Ist es für die Rot-weiß-mannschaft ein Nachteil, auswärts antreten zu müssen? Ja, das ist es. Jena wird von dem eigenen Publikum enorm unterstützt werden. Darauf muss man vorbereitet sein, genauso wie auf die Anfeindungen. Letztlich sind diese Derbys mit diesen Kulissen aber genau das, was höherklassigen Fußball ausmacht; warum man Profi geworden ist. Und das ist es, was Spaß macht. Da rennt man ganz automatisch 10, 15 Prozent mehr.
Wie eng sind Sie mit Erfurt seit Ihrem unfreiwilligen Abschied 2009 noch verbunden? Trotz des Zweitliga-aufstiegs mit Osnabrück und der Dfb-pokalerfolge in Dresden: In Erfurt hatte ich meine schönste Zeit. Diese gemeisterten schwierigen Phasen mit dem Abstieg, der Fast-insolvenz und manch verspäteter Gehaltszahlung haben uns eng zusammengeschweißt. Noch heute verfolge ich den Verein und komme ein, zwei Mal im Jahr zurück – am liebsten, wenn Weihnachtsmarkt ist. Es gibt keinen besseren.
Spielen Sie mit 37 noch selbst? Die letzten beiden Jahre war ich spielender Co-trainer beim SC Pfullendorf. Leider sind wir jetzt aus der Oberliga in die Verbandsliga abgestiegen. Doch für mich ist der Punkt gekommen, an dem ich mit Leistungsfußball Schluss mache. Ich habe genug zu tun; leite in Überlingen die Zweigstelle einer Versicherungsagentur und baue außerdem gerade ein Haus.
Ein Leben ohne Fußball? Nicht ganz. In der Bezirksliga kicke ich künftig, beim TSV Aachlinz. Aber nur noch zum Spaß.
Ihr Tipp für das Pokalfinale? Rot-weiß gewinnt 3:1.
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Heute Uhr: Jena – Erfurt; Konferenz in der ARD; Livestream im Mdr-internet