Reise ins Unbekannte
Reiseautor Dennis Gastmann besucht Länder, die kaum jemand kennt. Dabei macht er spannende Entdeckungen. Etwa, dass die Nachfahren der Meuterer auf der Bounty immer noch eine eigene Insel bevölkern
meisten gänzlich unbekannt. Dabei wurde der Pseudo-staat schon 1990 ausgerufen, allerdings bisher von keinem Land der Welt offiziell anerkannt. Eine Reise dorthin ist allein deshalb schon ein aufregendes Erlebnis, weil es wie eine Nostalgietour in die verflossene Sowjetunion ist. Ob überlebensgroße Lenin-statuen, graue Wohnsilos oder schäbige Vergnügungsparks: „Alles erinnerte an böse alte Zeiten.“Höhepunkt der eher zweifelhaften „Lustreise“: ein Besuch der bedeutendsten „Spirituosensammlung unserer Zeit“in einer 28 Meter hohen Schnapsflasche mit einem alkoholseligen Reiseführer!
Da erscheint die Südseeinsel Pitcairn auf den ersten Blick verheißungsvoller. Doch Dennis Gastmann belehrt uns schnell eines Besseren. Die Insel irgendwo in der Mitte des Pazifiks zwischen Neuseeland und Südamerika hat nicht nur eine berüchtigte Vergangenheit, auch die Gegenwart ist nicht allzu prickelnd. Bewohnt wird sie von Nachfahren der berühmten Meuterer von der „Bounty“, die hier landeten, nachdem sie ihren sadistischen Kapitän ausgesetzt hatten.
Doch edel waren diese Mannsbilder nicht, zum größten Teil waren sie Trunkenbolde und Radaubrüder. Sie begründeten mit einigen Tahiti-schönheiten die hiesige Kolonie. Wegen der extremen Isolation der Insel gab es immer jede Menge Inzucht. Auch heute noch ist das Leben dort sehr eintönig. Nicht einmal Internet scheint zu funktionieren. Die Insel ist nur ganz hartgesottenen Naturfreaks und eingefleischten „Bounty“-fans zu empfehlen.
Gastmann ist ein wundervoller Reiseautor mit einem Gespür für skurrile Situationen und der Begabung für schillernde Menschenporträts. Ein Schmankerl ist der Wettkampf zweier verrückter Weltreisender. Während der Anwalt Zoran auch noch die geschmacklosesten Schnappschüsse etwa von öffentlichen Hinrichtungen in Dschidda macht, genügen dem Fastfood-touristen Lak Reisequickies, nur um so viele Länder wie möglich zu sammeln. Die wenigsten werden nach der Lektüre des Buchs wohl den Wunsch verspüren, Gastmanns unentdeckte exotische Länder aufzusuchen. Darüber zu lesen ist allerdings schon Vergnügen genug.