Fabelhafter „Fallensteller“setzt die Geschichte um Herrn Schramm fort
Herr Schramm ist wieder da. In Sasa Stanisic‘ preisgekröntem Roman „Vor dem Fest“von 2014 wollte sich Wilfried Schramm, ehemaliger Oberstleutnant der NVA, vielleicht umbringen und erschoss auf jeden Fall erstmal einen Zigarettenautomaten. In Stanisic‘ neuem Buch „Fallensteller“ist Wilfried Schramm zurück als „ehemaliger Offizier der NVA, jetzt verliebter Rentner“. Es ist tröstlich dass Herr Schramm lebt und dass Sasa Stanisic (38) die Lust am Geschichtenerzählen nicht verloren hat.
Der Erzählband „Fallensteller“greift in seiner titelgebenden Geschichte „Vor dem Fest“wieder auf. Er entführt den Leser in anderen Episoden aber auch in andere, höchst poetische Stanisic-welten. Da ist der alte Herr Klingenreiter, der aus einer Sägewerksdynastie stammt, aber eigentlich keine besondere Ahnung von Holz hat. Er will einen einzigen großen Auftritt als Illusionist haben, vor 48 Leuten im Gemeindesaal. Wird es gelingen – oder zaubert Herr Klingenreiter nicht nur das Bild einer kühlen Unternehmerfamilie herbei?
Oder da sind zwei Freunde, Mo und der Ich-erzähler, die in mehreren Erzählungen durch Europa reisen. Sie legen sich mit einem Pizzaalbaner an und treffen eine syrische Surrealistin, die bei einem Bombardement ihre beiden Kinder verloren hat.
Stanisic spielt in seinen Erzählungen mit den Figuren. Wie nebenbei stellt er Überlegungen zu Heimat und Identität, zu Klischees und Realitäten, zu Wahrheit und Lüge an. Er klingt witzig, wenn er doch eigentlich ein ernstes Thema streift.
Wer Stanisic mag, seine Sprache, seine Lust am Fabulieren und wer sowieso immer schon mal wissen wollte, wie es nach dem Fest in Fürstenfelde weiterging, der wird seine Freude haben.
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Sasa Stanisic: Fallensteller, Luchterhand, München, Seiten, , Euro