Ein komplexer Beruf erfordert eine komplexe Ausbildung
Andreas Riese bildet im Bereich Heizungs-, Klima-, und Anlagentechnik im Unstrut-hainich-kreis aus
Andreas Riese ist Fachlehrer für Anlagenmechaniker, Sanitär-, Heizungs- und Klimatechnik an den Beruflichen Schulen des Unstrut-hainich-kreises „Johann August Röbling“in Mühlhausen. Der gebürtige Lengenfelder absolvierte selbst zunächst eine Ausbildung als Facharbeiter für Elastverarbeitung mit Abitur in den Gummiwerken Waltershausen. Das Studium als Berufsschullehrer für Maschinenbau schloss er als Diplom-ingenieur-pädagoge ab. Riese ist seit der Wende in den Gesellenprüfungsausschüssen des Unstrut-hainich-kreises und des Kyffhäuserkreises tätig.
Bitte beschreiben Sie kurz den Ablauf der Prüfung. Die Ausbildungsverordnung für den Beruf Anlagenmechaniker Sanitär-, Heizungs- und Klimatechnik (AM SHK) ist gerade überarbeitet worden. Im Moment werden die derzeitigen Auszubildenden noch nach der alten Verordnung geprüft.
Nach der neuen Ausbildungsverordnung gibt es eine sogenannte gestreckte Prüfung. Am Ende des zweiten Ausbildungsjahres werden im Teil 1 Kenntnisse und Fertigkeiten der ersten drei Ausbildungshalbjahre geprüft. Der Teil 1 hat eine Gewichtung von 30 Prozent der Gesamtprüfung. Nach dreieinhalb Ausbildungsjahren findet dann die Gesellenprüfung Teil 2 statt. Diese unterteilt sich in die Prüfungsbereiche Kundenauftrag (praktische Prüfung), Arbeitsplanung, Systemanalyse und Instandhaltung sowie Wirtschaftsund Sozialkunde (theoretische Prüfung). Der Teil 2 wird mit 70 Prozent gewichtet.
Wer prüfen will, muss selbst umfassende Kenntnisse besitzen. Sind Sie speziell ausgebildet, um in diesem Fachgebiet als Prüfer tätig zu sein? Gerade auf technischem Gebiet ist es unumgänglich auf dem neuesten Stand zu sein. Ständig finden Neu- und Weiterentwicklungen statt, Din-normen und Vorschriften unterliegen einer kontinuierlichen Veränderung. Hersteller und Firmen der Shkbranche bieten dazu hochwertige Schulungen und Fortbildungen an. Seitens der Handwerkskammer finden Prüferschulungen und Prüferstammtische statt. Weitere Fortbildungen für die Thüringer Berufsschullehrer werden über das Thillm organisiert, auch in Kooperation mit anderen Bundesländern.
In welchen Punkten unterscheidet sich die Prüfung in diesem Beruf von anderen? Die Prüfungen sind sehr umfangreich und zeitintensiv. Dies ist auch der Komplexität des Berufes geschuldet. Das Berufsspektrum umfasst ja von der Leitungsinstallation in der Haustechnik über die Gestaltung moderner Bäder bis hin zur Installation von Solaranlagen, Wärmepumpen und Blockheizkraftwerken ein sehr breites Arbeitsgebiet. Dies alles in einer Prüfung abzuverlangen ist nicht möglich. Somit werden einige Themen in der Kenntnisprüfung theoretisch abgehandelt. Da die Berufsausbildung die Grundlagen für den Beruf schaffen soll, sind diese auch Schwerpunkte in den Prüfungen, angefangen von der klassischen Rohrverbindungstechnik (z.b. Löten) über das Pressen bis hin zur Einstellung eines Wärmeerzeugers und der elektrischen Installation einer Regelung oder Pumpe.
Wie lange dauert die Prüfung? Im Teil 1 sind sieben Stunden geplant, inclusive 60 Minuten schriftliche Fragen und zehn Minuten Fachgespräch. Im Teil 2 stehen für den Kundenauftrag 15 Stunden (an zwei Tagen), davon 20 Minuten für das situative Fachgespräch, und für die Theorie fünf Stunden zur Verfügung.
Ist die Prüfung in den letzten Jahren strenger geworden? Wie in anderen Berufen auch gibt es in der Ausbildung die Fächer Technologie, Mathematik und Fachzeichnen nicht mehr. Diese wurden durch Lernfelder ersetzt, in denen kundenorientierte Projektaufgaben gelöst werden sollen. Dies wird auch in der Prüfung umgesetzt. Das Niveau ist dabei gleich hoch geblieben. Der Prüfling muss anhand der Aufgabenstellung die Lösung des Arbeitsauftrages planen, durchführen und beurteilen. Nichtsdestotrotz muss aber zum Beispiel eine installierte Gasleitung, wie auch andere Leitungen, nach erfolgter Verlegung dicht sein. Da gibt es keine Abstriche.
Was sind die häufigsten Fehler, die Prüflingen unterlaufen?
Viele Prüflinge gehen nicht unbedingt systematisch an die Lösung der Installation. Aufgaben werden oft einfach nur überlesen, ohne auf Details zu achten. Es werden also etwa zuerst die zu verpressenden Leitungen gelegt. Im Anschluss stellt der Prüfling fest, dass er mit einer anderen Leitung die vorher verlegte kreuzen muss. Für dieses sogenannte Überspringen ist aber kein Material vorgesehen. Die Lösung dafür wäre dann ein handwerklich herzustellender Überbogen, dessen Herstellung Zeit in Anspruch nimmt. Sehr oft werden Armaturen in falscher Fließrichtung eingebaut. Dies würde in der Praxis zu Fehlfunktionen führen.