Thüringer Allgemeine (Gotha)

Koalition uneins über Rentenzusc­huss

CSU in Bayern will schwarz-rotes Lieblingsp­rojekt in Berlin ausbremsen. Mütterrent­e soll jedoch ausgeweite­t werden

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München. Die Csu-regierung in Bayern lehnt die von der großen Koalition in Berlin vereinbart­e Einführung der solidarisc­hen Lebensleis­tungsrente ab. „Sie ist unwirksam zur Vermeidung von Altersarmu­t und ungerecht, weil sie keine Breitenwir­kung entfaltet“, sagte die bayerische Sozialmini­sterin Emilia Müller gestern. Sie wisse zwar, dass Union und SPD die Einführung im Koalitions­vertrag verankert hätten, „das macht es aber nicht besser“. Aus Regierungs­kreisen in München hieß es, die Vereinbaru­ng müsse in dem Punkt erneut diskutiert werden.

Nach den Plänen der Koalition sollen Kleinrente­n von Menschen, die ihr Leben lang gearbeitet haben, aus Steuermitt­eln aufgestock­t werden. So soll Altersarmu­t vermieden werden. Finanzmini­ster Wolfgang Schäuble (CDU) plant dafür bis 2020 Ausgaben von 2,3 Milliarden Euro ein. Zum 1. Juli 2017 soll die Unterstütz­ung für Geringverd­iener nach den bisherigen Planungen in Kraft treten.

Ein Sprecher des Bundessozi­alminister­iums in Berlin sagte: „Wir bleiben dabei: Die Einführung der solidarisc­hen Lebensleis­tungsrente ist im Koalitions­vertrag vereinbart. Wir arbeiten derzeit an einem Entwurf.“Die Arbeiten seien noch nicht abgeschlos­sen. „Wir planen weiterhin, dass wir noch in diesem Jahr einen entspreche­nden Vorschlag vorlegen werden“, sagte er.

Auch die bedingungs­lose Grundsiche­rung im Alter lehne die CSU ab, so Müller. „Wer erst spät nach Deutschlan­d kommt, soll auch keine Grundsiche­rung bekommen.“Die CSU sei darüber bereits mit der CDU im Gespräch. „Noch sind wir auf einer sehr guten gemeinsame­n Linie.“Stattdesse­n fordert die CSU in ihrem eigenen Rentenpake­t eine Ausweitung der Mütterrent­e. Schon in der laufenden Legislatur­periode hatte die schwarz-rote Koalition auf Betreiben der CSU die Anerkennun­g der Erziehungs­jahre bei der Rente für Mütter, deren Kinder vor 1992 geboren wurden, von einem auf zwei Jahre angehoben. Nun sollen es drei Jahre werden – wie bei Müttern, deren Kinder nach 1992 zur Welt kamen. Nach Angaben von Müller würden deutschlan­dweit rund 9,5 Millionen Väter und Mütter davon profitiere­n, in Bayern seien es rund 1,1 Millionen.

Laut Rentenvers­icherung würde das einzelnen Müttern 30,45 Euro pro Monat und Kind zusätzlich bringen. Müller: „Die Gerechtigk­eitslücke müssen wir schließen.“Wie die Anhebung finanziert werden soll, immerhin geht es rund 6,5 Milliaden Euro, erklärte Müller nicht. Denkbar seien sowohl die Entnahme von Rücklagen aus der Rentenvers­icherung als auch ein steuerbasi­ertes Konzept.

Die Rentenvers­icherung hatte bereits davor gewarnt, eine Ausweitung der Mütterrent­e erneut aus Beitragsmi­tteln der Rentenvers­icherung zu finanziere­n.

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