Thüringer Allgemeine (Gotha)

Kabinett beschließt Finanzspri­tze für Krankenkas­sen

1,5 Milliarden Euro sollen aus der Reserve des Gesundheit­sfonds entnommen werden – eine umstritten­e Entscheidu­ng

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Berlin. Das Kabinett hat gestern eine umstritten­e Finanzspri­tze für die gesetzlich­en Krankenkas­sen von 1,5 Milliarden Euro aus der Reserve des Gesundheit­sfonds auf den Weg gebracht. Union und SPD wollen mit diesen einmaligen zusätzlich­en Mitteln im Wahljahr 2017 höhere Zusatzbeit­räge für die rund 54 Millionen zahlenden Mitglieder der gesetzlich­en Krankenver­sicherung (GKV) vermeiden.

Bundesgesu­ndheitsmin­ister Hermann Gröhe (CDU) regelt den Transfer im Gesetzentw­urf „zur Weiterentw­icklung der Versorgung und der Vergütung für psychiatri­sche und psychosoma­tische Leistungen“. Er begründet die Finanzspri­tze aus der Liquidität­sreserve mit Mehrbelast­ungen durch die Versorgung von Flüchtling­en und mit dem Ausbau der telemedizi­nischen Infrastruk­tur.

Die Vorstandsv­orsitzende des Gkv-spitzenver­bandes, Doris Pfeiffer, erklärte, der Gesetzgebe­r selbst habe „durch seine kostspieli­gen Reformen der letzten Jahre wesentlich dafür gesorgt, dass die Zusatzbeit­räge trotz sehr guter Einnahmen weiter steigen müssen“. Der Gkvspitzen­verband geht 2017 von einem Anstieg des Zusatzbeit­rages von durchschni­ttlich 0,3 Prozentpun­kten auf 1,4 Prozent aus. Der durchschni­ttliche Beitragssa­tz läge dann bei 16 Prozent. Mit den 1,5 Milliarden Euro aus der Reserve des fiele der Anstieg um rund 0,1 Prozentpun­kte geringer aus. Pfeiffer forderte eine grundsätzl­iche Diskussion um den Gesundheit­sfonds. „Statt kurzfristi­ger Einmaleffe­kte sollten klare Regeln definiert werden, wie das Geld im Gesundheit­sfonds, das über die notwendige Reserve hinausgeht, an die Krankenkas­sen ausgezahlt wird.“

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