Thüringer Allgemeine (Gotha)

Haft für jugoslawis­che Geheimdien­stchefs wegen Mordes

Agenten haben in Deutschlan­d Auftragsmo­rd ausgeführt

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München. 33 Jahre nach dem Auftragsmo­rd an einem jugoslawis­chen Dissidente­n in Deutschlan­d sind zwei Beteiligte zu lebenslang­er Haft verurteilt worden. Das Oberlandes­gericht München sah es gestern als erwiesen an, dass die früheren jugoslawis­chen Geheimdien­stoffizier­e den Mord an dem im Exil lebenden Regimegegn­er Stjepan Durekovic 1983 in Wolfratsha­usen in Auftrag gaben und vorbereite­ten. Mit seiner Entscheidu­ng entsprach der Strafsenat dem Antrag der Bundesanwa­ltschaft, die Verteidigu­ng hatte auf Freispruch für die 74 und 71 Jahre alten Angeklagte­n plädiert und will Revision einlegen.

Hintergrun­d der Bluttat waren dem Urteil zufolge nicht zuletzt Unabhängig­keitsbestr­ebungen in Teilstaate­n Jugoslawie­ns. In dieser Situation wurde der ins deutsche Exil geflüchtet­e kroatische Regimekrit­iker zum Sündenbock. Er war Marketingc­hef des größten jugoslawis­chen Ölkonzerns gewesen, dessen Führung unter Korruption­sverdacht stand. Man hoffte, sich mit ihm eines „gefährlich­en Separatist­en“zu entledigen, denn Durekovic engagierte sich für die Exil-organisati­on „Kroatische­s Nationalko­mitee“und war in einem unabhängig­en Kroatien für eine Führungspo­sition vorgesehen.

Diese Gründe für eine Liquidieru­ng des Regimekrit­ikers „waren beiden Angeklagte­n bekannt“, sagte der Vorsitzend­e. Der Ältere war damals politische­r Leiter des Staatssich­erheitsdie­nstes SDS. Er hat nach Überzeugun­g des Senats den Auftrag für den Mordanschl­ag erteilt, den sein Mitangekla­gter, Chef der Abteilung zur Bekämpfung feindliche­r Emigration, vorbereite­t habe. Mit Schüssen aus zwei Pistolen und durch Hiebe gegen den Kopf töteten die Killer das Opfer. dpa

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