Eitelkeiten der New Yorker Intellektuellen
„Maggies Plan“ist eine Independent-perle – mit Star-besetzung
Neurotische Intellektuelle, verzwickte Liebesbeziehungen, chaotische Tage in New York: Man könnte meinen, diese Filmzutaten hat nur Woody Allen für sich gepachtet. Weit gefehlt. Die Regisseurin Rebecca Miller hat jetzt nach diesem Rezept eine erfrischend ironische und romantische Komödie gedreht: „Maggies Plan“.
Die Künstlerin, Autorin, Schauspielerin und Regisseurin Miller, bekannt durch Filme wie „Pippa Lee“, ist in Deutschland hauptsächlich Cineasten ein Begriff. Berühmt ist Miller bislang eher durch die Männer in ihrem Leben: als Tochter des 2005 gestorbenen Dramatikers Arthur Miller oder als Ehefrau von Oscar-preisträger Daniel Day-lewis. Das dürfte sich nun ändern.
Denn „Maggies Plan“ist eine Perle des Us-independent-kinos. Die Komödie wartet mit einer Star-besetzung auf: Greta Gerwig, Ethan Hawke, Julianne Moore. Der Film, der beim Sundance-festival für Aufsehen sorgte, beruht lose auf einer Romanvorlage der mit Miller befreundeten Schriftstellerin Karen Rinaldi.
Die Protagonistin Maggie (Greta Gerwig) wirft einen ungeschönten Blick auf ihr Liebesleben: Länger als sechs Monate haben ihre Beziehungen nie gehalten. Aber mit dem Kinderkriegen will die Mittdreißigerin nicht länger warten. Warum also nicht einfach ohne Mann Mutter werden und mithilfe eines früheren Kommilitonen einen Selbstbefruchtungsversuch wagen?
Doch just in dem Moment, in dem sie sich dafür entscheidet, verliebt sich die Uni-mitarbeiterin in den Anthropologie-dozenten John (Ethan Hawke). Der lässt sich scheiden, Maggie und er heiraten, bekommen eine Tochter. Aber der Alltag erweist sich als tückisch. Auch weil John nach wie vor in engem Kontakt zu seiner Ex Georgette (Julianne Moore) steht, mit der er bereits zwei Kinder hat. Doch dann heckt Maggie mit Georgette einen verrückten Plan aus.
Das Drehbuch zu „Maggies Plan“haben Miller und Rinaldi zusammen erarbeitet. Die Autorinnen nehmen die Marotten und Eitelkeiten der New Yorker Intellektuellen aufs Korn und legen den Protagonisten wundervoll kuriose Dialoge in den Mund. Von „sprachlichen Kondomen“ist da die Rede, die die wahre Bedeutung der Wörter verbergen. Von Mathematikgenies, die sich zu „Saure-gurkenunternehmern“wandeln. Oder gar von „fiktokritischen Perspektiven in Familiendynamiken“– einem Forschungszweig, dessen kryptische Bezeichnung die Absurdität akademischer Spezialisierungen aufspießt und die Handlung des Films selbstironisch kommentiert.
Greta Gerwig, die schon 2013 mit der Komödie „Frances Ha“als Stadtneurotikerin à la Woody Allen von sich Reden gemacht hat, ist wie geschaffen für die Rolle der Maggie, die den zauseligen Dozenten John nach kurzer, stürmischer Ehe am liebsten wieder loswerden will.
Ethan Hawke gibt mit Bravour den leicht trotteligen Möchtegern-romancier, der sich stets starke Frauen aussucht, auch wenn er ihnen nicht gewachsen ist. Denn so kann er sich um sein Buchprojekt kümmern – während die Damen an seiner Seite die Alltäglichkeiten des Lebens wuppen sollen.
Ein Highlight ist dabei Julianne Moore als Johns Ex Georgette, eine Star-professorin an der Columbia-universität: eine unfassbar komische Rolle für Moore, für die sie sich einen dänisch-isländischen Akzent antrainiert hat. Moores spleeniges Spiel als akademische Egomanin verleiht dem Film eine Extraportion Glanz. dpa
Ethan Hawke als Möchtegern-romancier