Babys in Plastesäcken
Mann steht ab heute in Erfurt wegen Mordes vor Gericht, seine ehemalige Lebensgefährtin wegen Totschlags
Erfurt. Er soll eine tiefe Abneigung gegen Kinder haben. Ab dem heutigen Donnerstag steht der Mann wegen zweifachen Mordes vor Gericht: Im Prozess vor dem Landgericht Erfurt geht es um den Tod von zwei Neugeborenen in Ichtershausen (Ilmkreis). Dem Angeklagten wirft die Staatsanwaltschaft vor, 2014 und vergangenes Jahr die Kinder seiner Ex-lebensgefährtin mit deren Kenntnis und Billigung „weggebracht“zu haben. Die Abläufe seien in beiden Fällen gleich gewesen.
Die fünf Jahre jüngere Frau brachte die Kinder jeweils im Badezimmer allein zur Welt, wickelte sie in ein Handtuch – ließ das Köpfchen aber frei. Dann legte sie die Säuglinge auf den Badvorleger. Der Angeklagte soll die Babys aus der Wohnung gebracht, vollständig eingewickelt und in einen Plastiksack gesteckt haben. Er habe jedes der Kinder dann in den Bereich der sogenannten Winnewiese in Ichtershausen abgelegt – „in dem Bewusstsein, dass es dort versterben würde oder auf dem Weg dorthin bereits verstorben war“, heißt es in der Anklage.
Dem Mann bescheinigen die Ermittler, grundsätzlich gegen Kinder zu sein. Zudem habe er für ihren Unterhalt nicht aufkommen wollen.
Mitangeklagt ist seine ehemalige Lebensgefährtin. Sie muss sich wegen zweifachen Totschlags durch Unterlassen verantworten. Für den Prozess sind zunächst vier Verhandlungstage im August angesetzt.
Der Haftbefehl gegen den Mann und seine Ex-freundin war im Januar erlassen worden. Ins Rollen kam der Fall, nachdem eine Spaziergängerin in dem Monat die Leiche eines kleinen Jungen fand, der laut Rechtsmedizin bei der Geburt noch lebte. Kurz darauf wurden weitere Knochenteile entdeckt – die sterblichen Überreste eines zweiten Babys. Auf die Spur der Frau, die noch zwei weitere Kinder im Alter von damals 6 und 13 Jahren hat, war die Polizei durch Hinweise gekommen. Zeugen war aufgefallen, dass sie schwanger war, dann aber kein Baby bei sich hatte.
Sie räumte in Vernehmungen ein, im Herbst 2014 und Herbst 2015 jeweils ein Kind geboren zu haben. Der Mann bestritt die Vorwürfe. In Thüringen hatten in den vergangenen Jahren wiederholt Fälle getöteter Neugeborener für Entsetzen gesorgt. dpa