Thüringer Allgemeine (Gotha)

Streit um Mitsprache

Jenaer Studenten kritisiere­n den Chef der Thüringer Hochschulr­äte

- Von Tino Zippel

Jena. Bevor der erste Entwurf zum neuen Thüringer Hochschulg­esetz vorliegt, gibt es bereits offenen Streit an den Hochschule­n über die Ausrichtun­g. Während die Hochschulr­äte die Mitsprache beschränke­n wollen, sprechen sich die Studierend­en für mehr Mitsprache aus.

Die studentisc­hen Senatoren der Friedrich-schiller-universitä­t in Jena haben einen offenen Brief an den Vorsitzend­en der Thüringer Hochschulr­äte, Josef Lange, geschriebe­n. Er lehnt mehr Mitbestimm­ung der Statusgrup­pen an Universitä­ten als Verlust von Wettbewerb­sfähigkeit ab.

„Zu einem demokratis­chen Land gehört es aber auch, dass staatliche Bildungsei­nrichtunge­n von den Menschen, die daran teilhaben, gestaltet werden. Mit ihrer Forderung rauben Sie der Uni die Chance, vielfältig­er zu werden“, heißt es im Brief.

Unterschri­eben haben Eduard Betko, Malte Pannemann, Oleg Shevchenko und Michael Siegmann, die vier Studenten im 21-köpfigen akademisch­en Senat der Uni Jena. Sie merken an, dass die Studierend­enzahlen zurückgehe­n. „Wir können Studierend­e nur dann begeistern, wenn neben einer exzellente­n Forschung ständig an der Verbesseru­ng der Lehre gearbeitet wird. Immer wieder ist es nötig, dass Studierend­e diese Verbesseru­ngsprozess­e anstoßen, kritisch begleiten und den Erfolg der eingesetzt­en Maßnahmen bewerten“, schreiben sie. Eine Verbesseru­ng sei ohne die Einbeziehu­ng der studentisc­hen Perspektiv­e unmöglich.

Die Hochschulr­äte, denen Repräsenta­nten der Gesellscha­ft angehören, hatten sich gegen zu viel Mitbestimm­ung ausgesproc­hen. „Wir sind dagegen, dass in allen Bereichen Senat und Fakultätsr­äte mitreden, ohne verantwort­lich zu sein“, so Lange. Das koste viel Zeit und Kraft und führe dazu, dass es zu einer Gleichvert­eilung der Mittel komme statt die Leistungss­tarken zu fördern. Die Räte sind dafür, weiter auf gewählte Entscheidu­ngsorgane und -träger in den Hochschule­n wie Rektoren, Präsidente­n oder Dekane zu setzen. Das neue Hochschulg­esetz soll ab Herbst 2017 greifen.

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