Thüringer Allgemeine (Gotha)

Aus der Geschichte der Verwandten von Jesu

Flügelalta­r in Wandersleb­en zeigt die „Heilige Sippe“und soll restaurier­t werden. Kirchgemei­nde sammelt Spenden

- Von Conny Möller

Wandersleb­en. Die „Heilige Sippe“ist in die Jahre gekommen. Aus diesem Grund rief der Gemeindeki­rchenrat von Wandersleb­en eine Spendenakt­ion ins Leben, um den wertvollen Flügelalta­r in der St. Petri-kirche auch für die nächsten Generation­en erhalten zu können. Zahlreiche Spenden seien aus der Bevölkerun­g bereits eingegange­n, doch noch immer steht ein Eigenantei­l von 1950 Euro im Raum, den die Kirchgemei­nde für die Restaurier­ung aufbringen muss. Aus diesem Grund reist Pfarrer Bernd Kramer zwar nicht mit dem Klingelbeu­tel durch die Lande, doch macht er hier und dort die Bevölkerun­g auf das kostbare Kleinod aufmerksam.

Der Flügelalta­r in der St. Petrikirch­e stammt aus dem Jahr 1500. Wer ihn geschnitzt hat, ist nicht überliefer­t, doch Pfarrer Kramer vermutet, dass der Altar in einer Erfurter Werkstatt entstanden ist. Von Diplom-restaurato­rin Annette Bohrloch aus Seebergen, die mit der Restaurier­ung des Altars beauftragt ist, erhofft sich der Kirchenman­n noch einige Informatio­nen mehr. Abgebildet ist auf dem Flügelalta­r Maria und ihre Familie. In der Kunstgesch­ichte wird diese Darstellun­g als „Heilige Sippe“bezeichnet. Zahlreiche Kirchen in Thüringen und darüber hinaus besitzen ähnliche Altarbilde­r. Unter anderem sind diese in der Burgtonnae­r Kirche, in der Siechhofka­pelle Ohrdruf und im Herzoglich­en Museum in Gotha zu sehen.

„Es war zu damaliger Zeit ein beliebtes Motiv“, sagt Pfarrer Kramer. Dem Betrachter werden die Personen aus dem familiären Umfeld von Maria und Jesus vermittelt, von denen viele in der Bibel keine Erwähnung finden.

Kramer: „Im Mittelalte­r spielte die Familie Marias keine Rolle, erst die Reformatio­n räumte damit auf.“Gemeint ist Anna, die Mutter Marias und Großmutter Jesu. Um Anna dreht sich alles. So sind in dem Altarbild um sie herum ihre drei Ehemänner, die Töchter, Schwiegers­öhne und die Enkel zu sehen: Anna, Joachim, Cleophas, Salomas, Maria, Josef, Maria Cleophas, Alpheus, Maria Salome, Zebedeus, Simon Zelotes, Judas Thaddeus, Jakobus der Jüngere, Josef und die Zebedeussö­hne Jakobus der Ältere und Johannes.

Am Ende kommt der Familienkr­eis auf 17 Personen. Durch den späteren Marienkult sei Anna als Marias Mutter fast in Vergessenh­eit geraten, so der Kirchenman­n. Allerdings gebe es viele legendenha­fte Erzählunge­n über die Familie, ließ er wissen. Für Pfarrer Kramer sei es nun wichtig, dass der Flügelalta­r wieder in seiner ursprüngli­chen Schönheit erstrahlt. Noch in diesem Monat will die Seeberger Restaurato­rin vor Ort mit ihrer Arbeit beginnen. „Der Altar bleibt in der Kirche stehen, die Kirchgänge­r können also den Restaurier­ungsfortsc­hritt verfolgen“, erklärt Bernd Kramer. Doch bevor es soweit ist, muss die Kirchgemei­nde noch den Rest der Eigenmitte­l auftreiben. Froh ist Pfarrer Kramer, dass das Kunstwerk beim Landesamt für Denkmalpfl­ege und bei der Evangelisc­hen Kirche in Mitteldeut­schland Anerkennun­g gefunden hat. So stellte das Landesamt rund 5000 Euro Fördermitt­el zur Verfügung und die Evangelisc­he Kirche gab 1500 Euro dazu.

„Jede Spende hilft, dass die Wandersleb­er ‚Heilige Sippe‘ für die Nachwelt erhalten bleibt und in unserem Jubiläumsj­ahr 2017 in alter Schönheit wieder erstrahlen kann“, ist sich Bernd Kramer sicher.

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 Personen schmückt der wertvolle Flügelalta­r der „Heiligen Sippe“in der Wandersleb­er St. Petri- Kirche, der noch in diesem Monat aufwendig restaurier­t werden soll. Dafür muss die Kirchgemei­nde einen Eigenantei­l von  Euro aufbringen. Fotos: Conny...
 ??  ?? Pfarrer Bernd Kramer setzt sich dafür ein, dass der Flügelalta­r mit der „Heiligen Sippe“in der St. Petri-kirche von Wandersleb­en restaurier­t wird.
Pfarrer Bernd Kramer setzt sich dafür ein, dass der Flügelalta­r mit der „Heiligen Sippe“in der St. Petri-kirche von Wandersleb­en restaurier­t wird.
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Auffallend an den Figuren sind die Details der Kleidung um .
 ??  ?? Die Figuren der Familie um Maria werden originalge­treu aufgearbei­tet.
Die Figuren der Familie um Maria werden originalge­treu aufgearbei­tet.

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