Freya Klier vermittelt Ddr-geschichte
Im Gustav-freytag-gymnasium gestaltet die Autorin einen Projekttag, der sich mit dem Unterricht vor 1989 beschäftigt
Gotha. Freya Klier kommt zur Tür herein. Die Schüler springen von ihren Stühlen auf. „Freundschaft!“, ruft ihnen Freya Klier zu. „Freundschaft!“donnert es von den Schülern der Klassen 10/2 und 10/3 des Gustav-freytag-gymnasiums in Siebleben zurück – sie schauspielern mit ihrem Gast, wie es in der DDR im Staatsbürgerkunde-unterricht zugegangen ist.
Das Spiel geht noch weiter. Die Jugendlichen müssen aus den Bänken treten. Zwei von ihnen – Pascal und Celina – übernehmen die Taschenkontrolle, wie sie unangekündigt üblich gewesen ist. „Es ging darum, verbotene Sachen, insbesondere Zeitschriften aus dem Westen aufzuspüren“, sagt Freya Klier, „ob Micky Maus oder Brigitte.“
Pascal findet im Rucksack von Janis ein Heft mit Texten der Rolling Stones. „So etwas konnte in der DDR dazu führen, von der Schule verwiesen zu werden“, macht Freya Klier klar.
Die Autorin und Regisseurin gestaltete am Montag einen ganzen Projekttag für die beiden 10. Klassen. „Da bleibt einfach mehr hängen als in zwei Stunden“, sagt sie. Sie geht mit den Schülern Jahrzehnt für Jahrzehnt der Ddr-historie durch. Sie nennt die Fakten, hat aber auch immer konkrete Beispiele parat. „Geschichte vermittelt sich über Geschichten“, sagt sie – wie die von der Taschenkontrolle im Unterricht oder die vom Zwangsschneiden vermeintlich zu langer Haare bei Jugendlichen. Sie zeigt den Freytagianern ihren Film „Die Vergessenen. Tod, wo andere Urlaub machen“. Er schildert vier Fluchtversuche von Ddr-bürgern über die bulgarische Grenze, von denen nur einer glückt.
Maria Hofmann, Geschichtslehrerin der 10/2 und 10/3, ist froh über den Projekttag. „Wir beginnen demnächst mit der Ddr-geschichte im Unterricht, da ist diese einprägsame Veranstaltung heute eine gute Grundlage und wird den Schülern das Verständnis erleichtern.“
Die Bürgerrechtlerin Freya Klier war 1988 unfreiwillig aus der DDR ausgebürgert worden und lebt seitdem als freischaffende Autorin und Dokumentarfilmerin in (West-)berlin.