„Sanierungsbedarf beträgt eine Milliarde Euro“
Landessportbund Thüringen appelliert an das Land, die maroden Sportstätten nicht weiter verfallen zu lassen
Erfurt. Immer mehr Sportstätten in Thüringen sind marode. Inzwischen ergreifen vielerorts die Vereine selbst die Initiative, um die Situation zu verbessern. Für den Landessportbund ist das Grund genug, um beim Land auch angesichts von Steuermehreinnahmen in Millionenhöhe die Aufstockung der Fördermittel zu verlangen. „Die Gelder für Sportstätten im Doppelhaushalt 2018/2019 müssen spürbar erhöht werden. Aktuell stehen rund zehn Millionen Euro zur Verfügung“, sagte Stefan Hügel, Vize-präsident des Landessportbundes (LSB).
In vielen Kommunen des Landes bekommen Vereine wegen mangelnder Kapazitäten nicht genügend Trainingszeiten. Der Sport dagegen im Freistaat wächst weiter. Insgesamt sind 370 646 Thüringer in einem Sportverein registriert, was einem Zuwachs von 1176 gegenüber dem Vorjahr entspricht.
Die Förderung eines gesunden Lebens sei aber ohne flächendeckendes und vor allem funktionierendes Netz an Sportanlagen nicht möglich, appellierte der LSB. Zwar bewilligte das Land für die für den Leistungssport in Oberhof so wichtigen Anlagen immer wieder Millionen-summen, die gewiss gut angelegt sind. Genauso wichtig aber seien Investitionen an der Basis mit vielen weiteren Sportarten, so der LSB. „Wir schätzen, dass der jahrzehntelange Sanierungs- und Modernisierungsbedarf in Thüringen inzwischen eine Milliarde Euro beträgt“, so Hügel.
Zudem verlangt der Landessportbund eine aus seiner Sicht angemessene Beteiligung des organisierten Sports im Investitionsprogramm der Jahre 2017/ 2018. „Wichtig ist uns, dass Mittel auch zweckgebunden für den Sport bereitgestellt werden“, sagte Hügel. Die Gelder dürften nicht pauschal in den Verwaltungshaushalt fließen. Angesichts klammer Kassen würde, so die Befürchtung, der Sport bei der Verteilung der Mittel meist nur in der zweiten Reihe stehen. „Ohne funktionierende und bedarfsorientierte Sportstätten würden die finanziellen Kosten im Bereich der Gesundheitsprävention enorm ansteigen. Bewegungsmangel verursacht hohe Krankheitskosten“, sagte Hügel.
Auch die Fördermittel für den vereinseigenen Sportstättenbau müssten erhöht werden. Weil mehr als 80 Prozent der Städte und Kommunen im Freistaat Thüringen die Eigentümer der Sportstätten sind und deshalb deren Finanzierung absichern müssen, verlangt der Landessportbund eine weitaus stärkere Unterstützung der Verwaltungen durch das Land.
Durch das Bildungsministerium gefördert, unterstützte der LSB mit einem Programm „Förderung des vereinseigenen Sportstättenbaus“bislang 65 Projekte und reichte dafür 1,4 Millionen Euro aus. Allerdings ist diese Summe der berühmte Tropfen auf den heißen Stein. Wie hoch der Bedarf ist, zeigt die Tatsache, dass der LSB für das Jahr 2018 das 100. Förderprojekt erwartet. Zwar würde das Ministerium in diesem Jahr die Unterstützung von 400 000 auf 600 000 Euro erhöhen. „Mittelfristig brauchen wir eine spürbare Erhöhung. Sonst müssen wir auch künftig eine Vielzahl von dringend notwendigen Projekten ablehnen“, sagte Hügel.
Breitensport genauso wichtig wie Oberhof
100. Förderprojekt wird 2018 erwartet