Gothaer Feuerwehrleute proben Ernstfall auf Schloss Friedenstein
70 Kameraden sind am Samstagmorgen im Einsatz und trainieren, wie sie einen Brand löschen und Menschen retten
Gotha. Nicht erst seit dem verheerenden Brand des Ohrdrufer Schlosses Ehrenstein Ende November 2013 hat die Gothaer Berufsfeuerwehr ihr Hauptaugenmerk auf das Schloss Friedenstein gelegt. Nach Aussage von Gothas Amtsleiter Andreas Ritter finden dort zweimal jährlich Besichtigungen statt. Dass es schnell zu einem echten Einsatz kommen kann, zeigte sich im Juli 2015, als es in der Ausstellung „Tiere im Turm“zu einer Rauchentwicklung gekommen war (wir berichteten).
Am frühen Samstagmorgen probte man so einen Ernstfall: Es hatte sich dichter Qualm über die gesamte erste Etage des Westflügels ausgebreitet. Um 8.15 Uhr wurde der Brandalarm ausgelöst, bereits wenige Minuten später rückte die Einsatzabteilung der Gothaer Berufsfeuerwehr an. Vor Ort zeigte sich dann, das zwei Personen als vermisst galten und dass gefährdetes Kulturgut zu retten war.
Deshalb wurden alle fünf freiwilligen Feuerwehren Gothas und der vier Ortsteile um Hilfe gebeten. Eine zweite Drehleiter wurde sogar aus Ohrdruf geordert. Schon bald waren auf dem Schlosshof die Schlauchleitungen verlegt. Dabei wurde auch die erst vor wenigen Jahren als Löschwasserreservoire hergerichtete Zisterne des Schlosses Grimmenstein genutzt.
Luftvorrat reicht für zwanzig Minuten
Derweil drangen die Feuerwehrleute mit Atemschutzmasken vom Treppenhaus her auf allen Vieren in den verqualmten Westflügel des Schlosses vor. Ihr Luftvorrat reichte gerade einmal für 20 Minuten. Schon bald konnten sie jedoch einen der Vermissten ins Freie transportieren. Es handelte sich zwar nur um eine Puppe, aber selbst diese wog über 80 Kilogramm.
Durch das am Ekhoftheater gelegene zweite Treppenhaus wurden gleichzeitig Gemälde und andere Kulturgüter geborgen. Nach mehr als einer Stunde konnte schließlich auch der zweite Vermisste über eine im Westgarten aufgestellte Drehleiter durch ein Fenster geborgen werden. Es wurde von Stiftungsmitarbeiter Stefan Dittmayer gespielt, der im Ernstfall nach solch einer langen Zeit keine Überlebenschance gehabt hätte. Das ist das traurige Fazit der Übung. Eine Rauchgasvergiftung endet schon nach etwa 13 Minuten tödlich.
Gegen 9.30 Uhr konnte der Einsatzleiter Matthias Görlach eine Lagebesprechung abhalten. Er schätzte ein, dass abgesehen davon, dass der zweite Vermisste zu spät entdeckt worden war, das Ziel der Einsatzübung voll erreicht wurde. Auch Direktor Thomas Huck von der Stiftung Schloss Friedenstein lobte, dass wichtige Dinge aus dem „brennenden“Schloss gerettet oder zumindest geschützt werden konnten. Natürlich zeigte sich auch Amtsleiter Andreas Ritter voll zufrieden. Etwa 70 Kameraden waren zum Einsatz gekommen. Ausdrücklich lobte er die „tolle Zusammenarbeit“mit den beiden Stiftungen. Aufgrund der anstehenden Sanierungsarbeiten konnte die leer geräumte erste Etage des Westflügels komplett für die Übung genutzt werden. Am späten Vormittag hatten sämtliche Beteiligte es sich dann verdient, die für einen Imbiss gesponserten Hähnchen und Getränke schmecken zu lassen.