Thüringer Allgemeine (Gotha)

Gothaer Feuerwehrl­eute proben Ernstfall auf Schloss Friedenste­in

70 Kameraden sind am Samstagmor­gen im Einsatz und trainieren, wie sie einen Brand löschen und Menschen retten

- Von Matthias Wenzel

Gotha. Nicht erst seit dem verheerend­en Brand des Ohrdrufer Schlosses Ehrenstein Ende November 2013 hat die Gothaer Berufsfeue­rwehr ihr Hauptaugen­merk auf das Schloss Friedenste­in gelegt. Nach Aussage von Gothas Amtsleiter Andreas Ritter finden dort zweimal jährlich Besichtigu­ngen statt. Dass es schnell zu einem echten Einsatz kommen kann, zeigte sich im Juli 2015, als es in der Ausstellun­g „Tiere im Turm“zu einer Rauchentwi­cklung gekommen war (wir berichtete­n).

Am frühen Samstagmor­gen probte man so einen Ernstfall: Es hatte sich dichter Qualm über die gesamte erste Etage des Westflügel­s ausgebreit­et. Um 8.15 Uhr wurde der Brandalarm ausgelöst, bereits wenige Minuten später rückte die Einsatzabt­eilung der Gothaer Berufsfeue­rwehr an. Vor Ort zeigte sich dann, das zwei Personen als vermisst galten und dass gefährdete­s Kulturgut zu retten war.

Deshalb wurden alle fünf freiwillig­en Feuerwehre­n Gothas und der vier Ortsteile um Hilfe gebeten. Eine zweite Drehleiter wurde sogar aus Ohrdruf geordert. Schon bald waren auf dem Schlosshof die Schlauchle­itungen verlegt. Dabei wurde auch die erst vor wenigen Jahren als Löschwasse­rreservoir­e hergericht­ete Zisterne des Schlosses Grimmenste­in genutzt.

Luftvorrat reicht für zwanzig Minuten

Derweil drangen die Feuerwehrl­eute mit Atemschutz­masken vom Treppenhau­s her auf allen Vieren in den verqualmte­n Westflügel des Schlosses vor. Ihr Luftvorrat reichte gerade einmal für 20 Minuten. Schon bald konnten sie jedoch einen der Vermissten ins Freie transporti­eren. Es handelte sich zwar nur um eine Puppe, aber selbst diese wog über 80 Kilogramm.

Durch das am Ekhoftheat­er gelegene zweite Treppenhau­s wurden gleichzeit­ig Gemälde und andere Kulturgüte­r geborgen. Nach mehr als einer Stunde konnte schließlic­h auch der zweite Vermisste über eine im Westgarten aufgestell­te Drehleiter durch ein Fenster geborgen werden. Es wurde von Stiftungsm­itarbeiter Stefan Dittmayer gespielt, der im Ernstfall nach solch einer langen Zeit keine Überlebens­chance gehabt hätte. Das ist das traurige Fazit der Übung. Eine Rauchgasve­rgiftung endet schon nach etwa 13 Minuten tödlich.

Gegen 9.30 Uhr konnte der Einsatzlei­ter Matthias Görlach eine Lagebespre­chung abhalten. Er schätzte ein, dass abgesehen davon, dass der zweite Vermisste zu spät entdeckt worden war, das Ziel der Einsatzübu­ng voll erreicht wurde. Auch Direktor Thomas Huck von der Stiftung Schloss Friedenste­in lobte, dass wichtige Dinge aus dem „brennenden“Schloss gerettet oder zumindest geschützt werden konnten. Natürlich zeigte sich auch Amtsleiter Andreas Ritter voll zufrieden. Etwa 70 Kameraden waren zum Einsatz gekommen. Ausdrückli­ch lobte er die „tolle Zusammenar­beit“mit den beiden Stiftungen. Aufgrund der anstehende­n Sanierungs­arbeiten konnte die leer geräumte erste Etage des Westflügel­s komplett für die Übung genutzt werden. Am späten Vormittag hatten sämtliche Beteiligte es sich dann verdient, die für einen Imbiss gesponsert­en Hähnchen und Getränke schmecken zu lassen.

 ??  ?? Wenige Minuten nach dem Brandalarm rückten die ersten Einsatzfah­rzeuge auf dem Schlosshof an. Fotos: Matthias Wenzel ()
Wenige Minuten nach dem Brandalarm rückten die ersten Einsatzfah­rzeuge auf dem Schlosshof an. Fotos: Matthias Wenzel ()
 ??  ?? Ohne Atemschutz­masken war kein Vordringen in den verqualmte­n Westflügel möglich.
Ohne Atemschutz­masken war kein Vordringen in den verqualmte­n Westflügel möglich.
 ??  ?? Durch das Fenster wurde per Drehleiter der zweite Vermisste geborgen.
Durch das Fenster wurde per Drehleiter der zweite Vermisste geborgen.
 ??  ?? Lagebespre­chung nach dem Einsatz.
Lagebespre­chung nach dem Einsatz.
 ??  ?? Über  Kilogramm wog diese Puppe.
Über  Kilogramm wog diese Puppe.

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