Wölfe verursachen hohe Folgeschäden
Treffen von Vertretern tierhaltender Betriebe aus Thüringer Regionen. Wirtschaftliche Existenz der Haltung gefährdet
Sülzenbrücken. „Wir sind am Limit und ich füttere den Wolf auf meine Kosten!“– „Wer haftet dafür, wenn Nutztiere infolge eines Wolfsangriffes ausbrechen, Unfälle verursachen und Menschen zu Schaden kommen?“– „Wer gleicht es uns aus, wenn wir mit zu wenigen Tieren die Verbuschung von Flächen nicht mehr verhindern können, zu der wir vertraglich verpflichtet sind?“— Diese und andere Fragen stellten sich Nutztierhalter, nicht nur Schäfer, die am Freitagabend im Gemeindesaal in Sülzenbrücken im Ilm-kreis zusammen gekommen waren. Eingeladen hatten Inhaber von Schafzuchtbetrieben, die von den Wolfsrissen der letzten Wochen betroffen sind.
In den letzten Wochen kamen etwa 70 Schafe und Ziegen zu Tode oder wurden schwer verletzt. Mit einer Genanalyse wurde mehrfach Erbgut des Wolfes nachgewiesen, aber nur zwei Proben haben die Wölfin vom Standortübungsplatz Ohrdruf zweifelsfrei als Täterin ausgemacht. Die Nutztierhalter geben neben dem Tod ihrer Tiere Folgeschäden an, so zu wenig Lämmer durch den Stress, den die Muttertiere erleiden, Wertverlust der Betriebe und steigende Versicherungsprämien, die die Nutztierhaltung unbezahlbar machen könnten.
Auch sei zu klären, dass Ausgleichszahlungen nach Wolfsrissen und die Förderung von Herdenschutzmaßnahmen nicht auf die von der EU gedeckelte Subventionierung der Betriebe angerechnet werde. Es sei fünf nach zwölf, so der Tenor im Saal.
Den Tierhaltern genügen sogenannte Notfallsets aus Netzen und Zäunen, Spitzengespräche mit dem Landesverband der Thüringer Schafzüchter im Umweltministerium und eine bessere Beobachtung der Wolfsaktivitäten mit Fotofallen nicht mehr. Vorgeschlagen wurde, die Wölfin mit einem Chip zur Ortung zu versehen. Die Tierhalter gründen nun Arbeitsgruppen, um Forderungen an das Umweltministerium zu formulieren. Ein Vertreterin des Ministeriums beantwortete Fragen.