Das sind die 22 Thüringer im Bundestag
Dank des komplizierten Wahlsystems kann das Land so viele Abgeordnete nach Berlin entsenden, wie schon lange nicht mehr. Die TA stellt sie vor
(), AFD, eingezogen über Listenplatz , neu im Bundestag.
An ihm geht bei der Thüringer AFD nichts mehr vorbei. Und geht es nach dem Rechtsanwalt aus Gera, der jetzt aus dem Landtag nach Berlin wechselt, geht ohne die Thüringer Afd-abgeordneten auch in der Bundestagsfraktion nichts mehr. Brandner bezeichnet Merkel als „Fuchtel“, Stegner als „Hackfresse der Nation“. Er schielt wohl auf einen verantwortungsvollen Posten in der Bundestagsfraktion. Zuletzt sah er sich einer konkreten Morddrohung ausgesetzt. (fa)
(), CDU, Direktmandat, seit im Bundestag.
Er ist der dienstälteste unter den Thüringer Bundestagsabgeordneten und hat wie immer das beste Direktwahlergebnis eingefahren. Aber der bisherige Parlamentarische Geschäftsführer der Unionsfraktion macht keinen Hehl aus seiner Unzufriedenheit mit dem historisch schlechten Ergebnis seiner Partei. „Wir haben den Preis für eine regierungsamtliche Willkommenskultur gezahlt“, sagt Grund. Heute wird ihn die Thüringer Cdu-landesgruppe wieder zu ihrem Chef wählen. (elo)
(), FDP, will keine vier Jahre im Deutschen Bundestag absitzen.
Mit seiner persönlichen Planung ist der Erfurter Unternehmer womöglich ein Unikat unter den künftigen Abgeordneten. Der Fdp-landeschef freut sich zwar über den gelungenen Wiedereinzug der Freidemokraten im deutschen Parlament. Und dass er dabei ist. Aber Kemmerich peilt dasselbe auch für die Landtagswahl 2019 in Thüringen an. Gelingt ihm das, will er sein Mandat in Berlin zurückgeben. Dann wäre er wahrscheinlich der Thüringer Christian Lindner. (pa)
(), SPD, Listenplatz , seit im Bundestag.
Er wurde für höhere politische Weihen gehandelt. Doch mit der Entscheidung der SPD, in die Opposition zu gehen, dürfte der weitere Aufstieg vorerst gestoppt sein. Der Bundestagsfraktionsvize und Haushaltsexperte war aber nicht nur im Osten eine wahrnehmbare Größe und darf sich deshalb Hoffnungen machen, seine Ämter zu behalten. In der jetzigen Situation brauche es neben der AFD eine große Oppositionspartei, begründet er die Absage, eine schwarz-rote Koalition fortzusetzen. (elo) Der nächste Neue aus Thüringen im Bundestag. Marcus Bühl aus Ilmenau, geboren 1977, sieht „Innere Sicherheit und sozialen Frieden“als seine Kernthemen. Aber auch die Digitalisierung steht ganz oben auf der Agenda. Über die Flüchtlingspolitik äußert er sich kritisch, geht auch Berichterstatter gern mal frontal an. Mit ihm verliert die Afd-fraktion im Thüringer Landtag ihren Chef-techniker.
Bühls Bruder Andreas sitzt für die CDU im Thüringer Landtag. (fa)
(), CDU, eingezogen über Wahlkreis , im Bundestag seit .
Er war ein der schärfsten Kritiker der Flüchtlingspolitik innerhalb der CDU. Hauptmann kann sich also bestätigt fühlen. Aber, sagt er: „Wir gewinnen gemeinsam und wir verlieren gemeinsam. Jetzt müssen wir das verlorene Vertrauen zurückholen.“
Er selbst hat eher gewonnen. Im internen Ranking der Landes-cdu hat er sich diesmal mit seinem Südthüringer Wahlkreis auf Platz 3 hinter dem Eichsfeld und Westthüringen hochgearbeitet. (md) Für den ehemaligen Zeissianer wird es die dritte Runde in Berlin. In seiner Heimatstadt Jena wurde Lenkert am Sonntag klarer Erststimmen-gewinner. Auf dem flachen Weimarer Land und Sömmerda zog aber Cdumitbewerber Selle davon. Platz 3 der Linke-landesliste sicherte Lenkert jedoch den Wiedereinzug. An seiner Gegnerschaft zum geplanten Gleichstromtrassenbau durch Thüringen wird die Bundesregierung, egal wie sie aussieht, noch viel Freude haben. (pa) In der Flüchtlingspolitik habe seine Partei „Fehler“gemacht, sagt Selle selbstkritisch. Dabei gehe es nicht um die Extremsituation zu Beginn, sondern alles, was danach gekommen sei, habe zu lange gedauert. „Die Rechtsbrüche haben sich fortgesetzt.“Selle mahnt einen konservativeren Kurs seiner Partei an. „Damit uns nicht weitere Leute von der Fahne gehen.“Einem Bündnis mit FDP und Grünen steht das Mitglied im Ausschuss für Kultur und Medien kritisch gegenüber. (elo) Erfurt. Es sind mehr geworden als gedacht, viel mehr. Obwohl das schrumpfende Thüringen nur noch acht Wahlkreise für den Bundestag hatte, also einen weniger als zuletzt, ziehen vier Abgeordnete mehr als bisher in den Bundestag ein.
Wie kommt das? Die 22 Abgeordneten sind das Resultat einer komplizierten mathematischen Formel, mit der die Schwächen des gemischten Verhältniswahlrechts ausgeglichen werden sollen. Je größer die Differenz zwischen der Erststimme (für den Direktkandidaten im Wahlkreis) und der Zweitstimme (für die Partei) kommt, desto mehr Überhang- und Ausgleichsmandate werden nötig.
Landeswahlleiter Günter Krombholz erklärt es so: Entscheidend ist die Zweitstimme. Allein mit ihr wird der Anteil der Abgeordneten einer bestimmten Partei im Bundestag berechnet. Danach hätten zum Beispiel der CDU in Thüringen, die auf 28,8 Prozent der Zweitstimmen im Land kam, fünf der eigentlich 17 zu vergebenen Mandate zugestanden.
Doch da ist ja noch die Erststimme. Die Union gewann damit alle acht Wahlkreise, womit automatisch alle ihre acht Direktkandidaten in den Bundestag Er ist ein alter Hase im politischen Geschäft, war von 2002 bis 2004 Bildungsstaatssekretär im Bund, wechselte als Fraktionschef nach Thüringen, war Bildungsminister. Über Listenplatz drei ist Matschie gerade noch in den Bundestag eingezogen. Er will dazu beitragen, dass sich die SPD in der Opposition wieder zu einer „wahrnehmbaren Alternative zur Union“entwickelt. Damit mache es sich seine Partei nicht leicht, sagt er, sondern entspreche dem Wählerwillen. (elo) Die kleine Thüringer Linke-landesgruppe in Berlin ist von fünf auf drei Abgeordnete zusammengeschrumpft. Die Zeit, in der Kersten Steinke sich vor allem auf den von ihr bisher geleiteten Petitionsausschuss konzentrieren durfte, könnten daher vorbei sein. Sie vertritt außerdem jetzt ganz allein den gesamten Nordthüringer Raum für ihre Partei im Bundestag. Für den Landtagswahlkampf in zwei Jahren wird dies wichtig sein, dass sie mehr Akzente als bisher setzen kann. (md) einziehen. Das heißt, es entstand ein Überhang, genauer gesagt: drei Überhangmandate – die wiederum durch Ausgleichsmandate kompensiert werden mussten. Schließlich soll ja auch die AFD zu ihrem Recht kommen, die immerhin 22,7 Prozent der Zweitstimmen gewann, aber keinen Wahlkreis.
Doch das ist noch nicht alles. Da es sich ja um eine Bundeswahl handelt, sind auch die Differenzen zwischen Erst- und Zweitstimmen aus anderen Ländern zu berücksichtigen, die miteinander verrechnet werden. Alles hat mit allem zu tun. „Die Berechnung ist derart komplex, dass man Diplommathematiker sein muss, um sie zu verstehen“, sagt Krombholz. „Der Nachteil ist, dass sich das System immer weiter aufschaukelt, bis es dann endlich zu einer gerechten Verteilung kommt.“
Und die sieht in Thüringen so aus: Acht Mandate gehen an die CDU, fünf an die AFD, jeweils drei an Linke und SPD, zwei an die FDP und eins an die Grünen. Macht zusammen 22. Neun Abgeordnete sind neu, 13 saßen schon bislang im Bundestag.
Und nur fünf der Thüringer Bundestagsmitglieder sind übrigens weiblich. Das ist ein Anteil von knapp 23 Prozent.
Auf dieser Seite stellen wir alle Abgeordneten vor, und zwar in alphabetischer Reihenfolge. Ihm eilt ein Ruf voraus: Höckefreund, Flügel-kämpfer und rechtsauslegender Parteisoldat. Jürgen Pohl hat den „Flügel“mit initiiert, die Rechtsaußen-gruppe in der AFD. Er kann innerhalb der Partei Mehrheiten organisieren, hat das zuletzt gezeigt, als sein Chef Björn Höcke mit über 90 Prozent zum Landesvorsitzenden wiedergewählt wurde.
Inhaltlich sieht er sich eher in den sozialen Themen verhaftet. Und, natürlich, als Kritiker von Angela Merkels Flüchtlingspolitik. (fa)
(), CDU, Direktmandat, seit Mitglied des Bundestags.
Das Wahlergebnis sei „gruselig“, sagt Tillmann. Aber den Flüchtlingskurs von Kanzlerin Angela Merkel hält sie für richtig. Zwar müsse man den Menschen noch mehr erklären, was man tue. „Aber Menschlichkeit kann nicht an Wahlergebnissen gemessen werden“, widerspricht sie jenen, die einen konservativeren Kurs anmahnen. Tillmann würde gerne als finanzpolitische Sprecherin weitermachen und kann sich gut vorstellen, dass eine schwarz-gelb-grüne Koalition funktioniert. (elo)
(), AFD, eingezogen über Listenplatz , neu im Bundestag.
Seine Rolle erschließt sich in der AFD aktuell nicht vollständig. Inhaltlich steht Friesen, der in Kasachstan geboren wurde, für die Themen Inneres, Kommunales und Asyl – so lautet die Beschreibung seiner Referentenstelle, die er bei der Landtagsfraktion inne hatte. Friesen gilt nicht als Scharfmacher, erklärte aber bei den wenigen Statements, die er bisher öffentlich abgab, immer wieder deutlich, dass er die Flüchtlingspolitik der Bundesregierung verurteile. (fa)
(), CDU, eingezogen über Wahlkreis , im Bundestag seit .
„Durchwachsen“, so fasste gestern Christian Hirte seine Stimmung zusammen. Den Wahlkreis in Südwestthüringen hat er wieder gewonnen, mit einem „anständigen Resultat“, wie er es sagte. Aber das Gesamtergebnis, fügte er hinzu, gebe ihm zu denken.
Der Jurist Hirte wird sich daher wohl wie schon in seinen neun Bundestagsjahren zuvor strategisch abwartend verhalten. Als Cdu-landesvize wird er seine Gelegenheit zum Aufstieg aber nicht verpassen. (md)
(), Linke, über Platz Landesliste eingezogen, seit im Bundestag.
Für jemanden, der sich als Antifaschistin begreift, beginnt nun eine interessante Zeit im Bundestag. Martina Renner hat den Kampf gegen den Rechtsextremismis in das Zentrum ihrer Arbeit gestellt – und die AFD ist für sie eine rechtsextremistische Partei. Nachdem mit Frank Tempel und Sigrid Hupach die zwei Fraktionsvize aus Thüringen ausschieden, wird sie bessere Chancen auf einen Posten im Vorstand haben. Aber der feste Sitz im Innenausschuss dürfte ihr wichtiger sein. (md) Der Elektronik-ingenieur und Unternehmer aus dem Thüringer Wald ist zwar seit 2016 Vizelandeschef der Liberalen, fiel bisher aber nur regionalpolitisch auf. Er bekämpft die rotrot-grüne Gebietsreform und das geplante Starkstrom-erdkabel Südlink. Als eines seiner bundespolitischen Ziele nennt Ullrich, die „gescheiterte Energiewende“zu stoppen und durch echten Umweltschutz zu ersetzen. Der Mittelständler schimpft außerdem auf „überbordende Bürokratie“. (pa)
(), Grüne, gewählt über Listenplatz , seit im Bundestag.
Sie wird weiter eine Hauptrolle auf der bundespolitischen Bühne spielen. Als nationale Spitzenkandidatin darf die einzige Thüringer Grünen-abgeordnete in der Jamaika-koalition mit einem Ministerposten rechnen – oder sie bleibt auch nach der Regierungsbildung Fraktionschefin. Davor stehen aber schwierige Verhandlungen, vor allem mit CSU und FDP. Man müsse Gespräche „in aller Ruhe“, aber auch „mit allem Selbstbewusstsein“führen, sage sie gestern. (md)
(), SPD, gewählt über Listenplatz , neu im Bundestag.
Sie ist die Jüngste unter den Thüringer Abgeordneten. Eben noch leitete Kaiser die Pressestelle in der Spd-landtagsfraktion, nun wird sie sich in Berlin behaupten müssen. Die studierte Politikwissenschaftlerin (verheiratet, ein Stiefkind) ist zwar seit fünf Jahren in der SPD. Politische Erfahrungen besitzt sie aber kaum. Doch sie kann kämpfen: Bei der Listenwahl hatte sie sich auf Platz 2 gegen die deutlich erfahrenere Ex-abgeordnete Petra Heß durchgesetzt. (md)
(), AFD, schafft den Einzug in den Bundestag von Listenplatz .
Spätestens seit der letzten Vorstandswahl im Thüringer Landesverband ist Schlund bekannt, als er zum Landes-vize gewählt wurde. Schlund steht nach eigenen Worten für das, was Afd-profil sein soll. Er wünscht sich „ein Europa der Vaterländer“und spricht hingebungsvoll von „deutscher Kultur“, die er bewahren wolle.
Der Orthopäde aus Ostthüringen sieht sich thematisch vor allem in den Bereichen Europaund Gesundheitspolitik im Bundestag. (fa)
(), CDU, seit für Ostthüringen im Deutschen Bundestag.
Für den Diplomingenieur aus dem Landkreis Greiz wird es bereits die 5. Legislaturperiode als Abgeordneter. „Und wohl die komplizierteste“, sagt er mit Blick auf die anstehende Regierungskonstellation Schwarzgelb-grün. Vogel glaubt, dass sich dieses Bündnis bis Weihnachten gefunden haben werde. Und wenn doch nicht, dann könne sich „eine ehrwürdige alte Volkspartei wie die SPD“doch nicht weiter verschließen. Das Land brauche eine handlungsfähige Regierung. (pa)
(), CDU, Direktmandat, seit im Bundestag.
Am Ende erhielt Schipanski doch noch 7500 Erststimmen mehr als der Zweitplatzierte und hat sein Direktmandat verteidigt. Aber die Stimmung im Land ist eine andere. „Früher haben die Menschen aus Protest Linke gewählt, dieses Mal AFD“, sagt er und führt das Erstarken der Alternative für Deutschland auch auf die Flüchtlingspolitik der rot-rot-grünen Landesregierung zurück. „Ich bin traurig“, sagt der Bildungspolitiker, dass es für Schwarz-gelb allein nicht gereicht hat. (elo)
(), CDU, hat auch seinen neu zugeschnittenen Wahlkreis klar gewonnen.
Der in Rheinland-pfalz geborene Weiler zählt die Kreise Saaleholzland, Saale-orla und Saalfeld-rudolstadt zu den schönsten Gegenden Thüringens. Ihre Wähler haben den ehrenamtlichen Bürgermeister für eine zweite Mandatszeit nach Berlin geschickt. Weiler sieht nach diesem Wahlsonntag „einen tiefen Riss“durch die Gesellschaft gehen. Die CDU, sagt er, müsse deutlicher machen als bisher, dass sie für den Erhalt der Nation und ihrer kulturellen Werte stehe. (pa)