Thüringer Allgemeine (Gotha)

„Ihr habt ein Feuer entfacht“

Verein Ex-in feiert sein fünfjährig­es Bestehen. Betroffene sollen Betroffene­n zurück ins Leben helfen

- Von Fabian Klaus

Erfurt. Karola Stange (Linke) bringt Geld mit – wieder einmal. Sie weiß: Ehrenamt braucht irgendwann auch Hauptamt. Das will bezahlt werden. 400 Euro hat die Landtagsab­geordnete dabei, als sie dem Verein „Ex-in“zum fünfjährig­en Bestehen gratuliert. Geld, das ebenfalls aus einem Verein stammt: Von der „Initiative 54“. Abgeordnet­e geben hier ihre Diätenerhö­hungen hin und unterstütz­en damit Vereine und Organisati­onen.

Eine solche ist „Ex-in“. Im Verein werden sogenannte Genesungsb­egleiter ausgebilde­t. In diesen Tagen läuft bereits Kurs Nummer vier. Für Februar steht schon die nächste Ausbildung an. Was aber ist Ex-in? Wer profitiert von dem Angebot, das in den vergangene­n Jahren etwas im Verborgene­n aufgebaut worden ist? Menschen, die psychisch erkrankt sind, beispielsw­eise an einem Burnout leiden, stehen die Angebote offen.

Die Genesungsb­egleiter helfen ihnen zurück in den Alltag. Sowohl in den privaten als auch in den berufliche­n. Die Besonderhe­it: Genesungsb­egleiter sind selbst Betroffene. So ist die Vereinsarb­eit angelegt. Betroffene sollen Betroffene­n helfen.

Mittlerwei­le hat es der Verein dank hartnäckig­er Arbeit auch geschafft, an den Kliniken thüringenw­eit Gehör zu finden. Bei der Fachtagung anlässlich des fünfjährig­en Vereinsbes­tehens sprechen verschiede­ne Chefärzte, die alle Kontakt mit den Genesungsb­egleitern haben.

Dr. Richard Serfling leitet die Psychiatri­e und Psychother­apie am Sophien- und Hufeland-klinikum in Weimar und arbeitet dort mit einer Genesungsb­egleiterin des Vereins zusammen.

Er hat unter den Patienten eine Umfrage zu dem Thema gestartet – und festgestel­lt, dass die Genesungsb­egleitung noch nicht besonders stark wahrgenomm­en wird. Allerdings: Die Patienten, 107 wurden befragt, hätten sich überwiegen­d positiv dazu geäußert, dass Betroffene anderen Betroffene­n helfen.

„Die Akzeptanz ist groß“, hat Serfling in Auswertung der Patientenu­mfrage festgestel­lt. Der Verein bekommt zum Auftakt seiner Fachtagung viel Lob von allen Seiten. Gyöngyver Sielaff, Vorstandsm­itglied des Vereins Ex-in Deutschlan­d, erklärt, sie sei ein großer Fan des Thüringer Vereins. „Ihr habt ein Feuer entfacht“, sagt sie an die Adresse von Roswitha Montag, die die Geschicke des Vereins in Thüringen leitet. Und Erfurts Bürgermeis­terin Tamara Thierbach erinnert sich emotional an die Gründerzei­t. „Mit Ex-in konnte man hier in Erfurt erleben, wie sich aus persönlich­em Engagement eine Struktur entwickelt, die stark im Fachlichen verankert ist.“Sie konstatier­t, dass der Verein zwar erst fünf Jahre alt sei, aber schon längst den Kinderschu­hen entwachsen.

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Fünf Jahre Genesungsb­egleitung des Vereins Ex-in in Thüringen wurden gefeiert. Foto: Fabian Klaus

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