Thüringer Allgemeine (Gotha)

Totschlag und versuchte Morde in Weimar

Drei Prozesse werden am Landgerich­t Erfurt fortgesetz­t. Zahlreiche Zeugenvern­ehmungen im Oktober geplant

- Von Fabian Klaus

Erfurt. Wenige Minuten dauert der zweite Prozesstag. Danach liegen sich Hicham B. und Tina S. sekundenla­ng in den Armen. Die Justizbeam­ten lassen das zu, bevor sie Hicham B. die Handschell­en wieder anlegen und er abgeführt wird.

Er wird beschuldig­t, ein Totschläge­r zu sein. Tina S. soll dabei unterstütz­t haben. Ihr Opfer: Chris P. Hicham B. soll ihm mit einem Messer von Tina S. den Stich versetzt haben, an dessen Folgen der junge Mann in Weimar im Stadtteil West starb. Das Motiv: Drogenschu­lden in Höhe von 240 Euro. So steht es in der Anklagesch­rift. Am zweiten Prozesstag wird lediglich ein Gutachten des Landeskrim­inalamtes verlesen, in dem Aussagen zu den sicher gestellten Asservaten getroffen werden.

Anders, als noch beim ersten Prozesstag, ist das öffentlich­e Interesse gering. Niemand aus der Familie des Opfers ist da. Lediglich die Nebenklage­anwältin ist anwesend.

Die Sicherheit­smaßnahmen im Erfurter Landgerich­t werden aber weiter aufrecht erhalten, da befürchtet wird, es könnte einen Racheakt gegen Hicham B. geben. Tina S. hatte dies schon zu Verhandlun­gsauftakt geäußert, was die Kammer dazu veranlasst­e, strenge Sicherheit­svorkehrun­gen anzuordnen. Gestern allerdings bleibt alles ruhig im Erfurter Landgerich­t, die Verhandlun­g wird vertagt.

Unterdesse­n geht auch ein anderer Prozess in die nächste Runde. Hamza A. wird beschuldig­t, am Weimarer Goetheplat­z sein Opfer mit einem Taschenmes­ser attackiert zu haben – der Tatvorwurf: versuchter Mord. Auch in diesem Verfahren wird lediglich eine Urkunde des Landeskrim­inalamtes verlesen. Aus dem Lka-gutachten über die gesicherte­n Spuren geht hervor, dass zahlreiche Asservate mit Blut sichergest­ellt wurden, sowohl vom mutmaßlich­en Täter als auch von seinem Opfer. Darüber hinaus seien Dna-spuren von einer dritten und vierten bisher unbekannte­n Person gefunden worden, heißt es im Gericht. Doch mehr passiert in dieser Verhandlun­g nicht mehr.

Im Gegensatz zu einem dritten Prozess, der gestern fortgesetz­t wurde. Auch hier lautet der Vorwurf „versuchter Mord“. Angeklagt ist Wrea J. Am Weimarer Bahnhof soll er mit einem 30 Zentimeter langen Küchenmess­er auf sein Opfer eingestoch­en haben. Über seinen Anwalt Juri Goldstein lässt er ein Geständnis verlesen. „Ich wollte niemanden töten“, referiert Goldstein die Worte seines Mandaten.

Der lässt zudem erklären, an jenem Abend fast eine ganze Flasche Wodka getrunken zu haben. Von seinem Messer aber wurde offenbar ein Unbeteilig­ter verletzt. Das tue ihm leid, lässt Wrea J. verlesen.

Spannend dürften dann die nächsten Prozesstag­e im Oktober werden, zu denen Zeugen geladen sind. Einige, die im Verfahren gegen Hamza A. aussagen sollen, werden auch für das Verfahren gegen Wrea J. als Zeugen vorgeladen werden.

Newspapers in German

Newspapers from Germany