Totschlag und versuchte Morde in Weimar
Drei Prozesse werden am Landgericht Erfurt fortgesetzt. Zahlreiche Zeugenvernehmungen im Oktober geplant
Erfurt. Wenige Minuten dauert der zweite Prozesstag. Danach liegen sich Hicham B. und Tina S. sekundenlang in den Armen. Die Justizbeamten lassen das zu, bevor sie Hicham B. die Handschellen wieder anlegen und er abgeführt wird.
Er wird beschuldigt, ein Totschläger zu sein. Tina S. soll dabei unterstützt haben. Ihr Opfer: Chris P. Hicham B. soll ihm mit einem Messer von Tina S. den Stich versetzt haben, an dessen Folgen der junge Mann in Weimar im Stadtteil West starb. Das Motiv: Drogenschulden in Höhe von 240 Euro. So steht es in der Anklageschrift. Am zweiten Prozesstag wird lediglich ein Gutachten des Landeskriminalamtes verlesen, in dem Aussagen zu den sicher gestellten Asservaten getroffen werden.
Anders, als noch beim ersten Prozesstag, ist das öffentliche Interesse gering. Niemand aus der Familie des Opfers ist da. Lediglich die Nebenklageanwältin ist anwesend.
Die Sicherheitsmaßnahmen im Erfurter Landgericht werden aber weiter aufrecht erhalten, da befürchtet wird, es könnte einen Racheakt gegen Hicham B. geben. Tina S. hatte dies schon zu Verhandlungsauftakt geäußert, was die Kammer dazu veranlasste, strenge Sicherheitsvorkehrungen anzuordnen. Gestern allerdings bleibt alles ruhig im Erfurter Landgericht, die Verhandlung wird vertagt.
Unterdessen geht auch ein anderer Prozess in die nächste Runde. Hamza A. wird beschuldigt, am Weimarer Goetheplatz sein Opfer mit einem Taschenmesser attackiert zu haben – der Tatvorwurf: versuchter Mord. Auch in diesem Verfahren wird lediglich eine Urkunde des Landeskriminalamtes verlesen. Aus dem Lka-gutachten über die gesicherten Spuren geht hervor, dass zahlreiche Asservate mit Blut sichergestellt wurden, sowohl vom mutmaßlichen Täter als auch von seinem Opfer. Darüber hinaus seien Dna-spuren von einer dritten und vierten bisher unbekannten Person gefunden worden, heißt es im Gericht. Doch mehr passiert in dieser Verhandlung nicht mehr.
Im Gegensatz zu einem dritten Prozess, der gestern fortgesetzt wurde. Auch hier lautet der Vorwurf „versuchter Mord“. Angeklagt ist Wrea J. Am Weimarer Bahnhof soll er mit einem 30 Zentimeter langen Küchenmesser auf sein Opfer eingestochen haben. Über seinen Anwalt Juri Goldstein lässt er ein Geständnis verlesen. „Ich wollte niemanden töten“, referiert Goldstein die Worte seines Mandaten.
Der lässt zudem erklären, an jenem Abend fast eine ganze Flasche Wodka getrunken zu haben. Von seinem Messer aber wurde offenbar ein Unbeteiligter verletzt. Das tue ihm leid, lässt Wrea J. verlesen.
Spannend dürften dann die nächsten Prozesstage im Oktober werden, zu denen Zeugen geladen sind. Einige, die im Verfahren gegen Hamza A. aussagen sollen, werden auch für das Verfahren gegen Wrea J. als Zeugen vorgeladen werden.