Szenen aus einer wundersamen Welt
Grafiken, Bilder, Plastiken und Skulpturen von Gerd Mackensen und weiteren Künstlern zeigt Volker Grahn in seiner Galerie
Bad Tabarz. Mit ihrem charmantesten Plakatlächeln begrüßte Norma Jeane Mortenson/baker, besser bekannt als Marilyn Monroe, am Sonntagnachmittag von der Staffelei herab die Besucher der jüngsten Verkaufsausstellung in Volker Grahns Galerie. Zu sehen waren Malerei, Grafik und Plastik von A. R. Penck, Strawalde, Elke Albrecht, Harald R. Gratz, Roger Bonnard, Max Uhlig, Andreas Mattern, O. H. Hajek. Und nicht zuletzt Gerd Mackensen.
Von Bonnard hängt ein Aktbild, das als steinerne Skulptur greifbar scheint; Gratz zeigt Abstraktes in leuchtenden Farben; Geometrisch-farbiges gibt es bei Hajek; minimalistisch auf wenige, umso ausdrucksvollere Striche reduziert, ist Albrechts Akt ohne Titel ...
Während die zuerst Genannten Farbtupfer setzen, dominieren Mackensens Werke die Ausstellung zahlenmäßig und – vor allem – in ihrer künstlerischen Wirkung. So graziös-tänzerisch wie die Katze mit Vogel („Wir kommen schon klar“) kann keine Mieze aus Fleisch, Blut und Fell je agieren. Etliche seiner Grafiken beginnen mit einem kindlich kreisenden Gekritzel, aus dem sich – welch ein Wunder – plötzlich höchst expressive menschliche Charaktere herausschälen. So auch in „Sumpftheater 5 (Bekenne dich!)“von 2014. Zu den Kritzelkreisen mit schwarzem Wachsstift gesellen sich hier und da grob hingepinselte braune Farbflecken – und plötzlich steht die komplette Szenerie eines Tribunals vor uns: Bedrohlich bedrängt der anklagend ausgestreckte Finger einen kleinen, schuldbewusst gebeugten Menschen, während „Autoritäten“böse und entschlossen dreinblicken. Wie sagte doch Gauck am 19. Juni 2016 in einem Ardinterview? „Die Eliten sind gar nicht das Problem, die Bevölkerungen sind im Moment das Problem.“
Mackenensens längst nicht immer so ernster Humor spricht aus seinen beiden Kleinplastiken. In „Feininger an der See“schwingt der Künstler vor der Staffelei den Pinsel, während ihm die Haare zu Berge stehen und auf der Spitze eines einzelnen Haars – sein Hut schwebt. Das „Donner und Doria!“aus Schillers „Fiesco“wiederum inspirierte Mackensen zu der heiter-skurrilen Personengruppe „Doria mit Blitz und Donner“.
Mackensens Malerei: Kräftige Farben und zielbewusst geführte Linien lassen seine stimmungsvollen Gemälde zu regelrechten Farbsinfonien werden, so etwa die von Arnold Böcklin inspirierte „Villa am Meer“.
Fazit des sensiblen Künstlers: „Wir hatten das Glück, in einer doch recht wundersamen Welt zu leben.“
Ungleiches Paar kommt miteinander klar