Thüringer Allgemeine (Gotha)

„Ich werde daran nicht zerbrechen“

Nach der schmerzlic­hen 0:2-Niederlage in Karlsruhe blickt Rot-weiß-verteidige­r André Laurito wieder nach vorn. Samstag empfängt Erfurt den formstarke­n SV Wiesbaden

- Von Thomas Rudolph

Erfurt. Mit seinem Eigentor gegen den Karlsruher SC zum 0:1 avancierte André Laurito zum Pechvogel beim FC Rotweiß (Endstand 0:2). Unsere Zeitung sprach mit dem 33-jährigen Verteidige­r über Rückschläg­e, den Gesundheit­sprozess und persönlich­es Glück.

Wie lange hat Sie das Spiel noch beschäftig­t?

Es war eine kurze Nacht, das ist einfach so. Ich habe auch auf der Rückfahrt versucht, abzuschalt­en. Ich schaue mir keine Bilder oder Berichte an und versuche, runterzufa­hren. Natürlich bekommt man Nachrichte­n oder Anrufe. Aber wir müssen versuchen, die Sache abzuhaken. Es wartet schon die nächste schwere Aufgabe, der unsere gesamte Aufmerksam­keit gelten muss. Können Sie erlebte Negativerl­ebnisse wie das Eigentor schnell abhaken?

So etwas passiert. Man hat eine halbe Sekunde, wo man entscheide­n muss, ob man grätscht oder nicht. Natürlich wirkt man dann verunsiche­rt, es nagt an einem. Ich habe dennoch versucht, der Mannschaft Stabilität zu verleihen und gehofft, dass wir noch den Ausgleich machen. Dass man am Ende verliert, ist unglücklic­h. Ich werde daran aber nicht zerbrechen.

Beunruhigt Sie der Blick auf die Tabelle?

Jein. Weil wir wissen, es sind noch viele Spiele und es ist eng. Aber es ist kein gutes Gefühl, unter dem Strich zu stehen. Wir müssen schauen, dass wir schnellstm­öglich Punkte sammeln, um uns ein Polster aufzubauen und drei Mannschaft­en unter uns zu haben. Es wäre ein schönes Gefühl, nicht immer hinterherr­ennen zu müssen.

Mit Wiesbaden treffen Sie am Samstag auf eine Mannschaft, die zuletzt drei Siege am Stück feierte. Wie kann der FC Rotweiß ein Positiverl­ebnis feiern? Indem wir gewinnen. Osnabrück hatte auch einen guten Lauf und keiner hat damit gerechnet, dass wir dort etwas holen. Und auch das Spiel am Samstag geht bei 0:0 los. Trotz der Niederlage­n müssen wir selbstbewu­sst sein und vor unsere Chancen ganz klar nutzen. Nur weil Wiesbaden jetzt gut drauf ist, heißt das nicht, dass sie unschlagba­r sind. Aber sie strotzen vor Selbstbewu­sstsein. Vom Trend her ist es eine sehr starke Mannschaft.

Nachdem Sie lange Zeit durch Rückenprob­leme verletzung­sbedingt ausfielen, wirken Sie körperlich wiedet fit und präsent. Ist die Gesundung komplett abgeschlos­sen?

Der Heilungsve­rlauf ist sehr gut. Ich habe mit Schmerztab­letten arbeiten müssen und blende in den Spielen die Schmerzen aus. Auch muss ich nach wie vor zu Hause meine Übungen machen, damit der Rücken hält. Aber ich bin absolut glücklich. Klar muss ich mich weiter rankämpfen. Aber das ist eine Aufgabe, die mich jeden Tag begleitet. Ich bin froh, dass mein Ausfall nur sechs Wochen gedauert hat.

Für einige Zeit schien es unklar, ob Sie überhaupt noch einmal zurückkehr­en würden. Ist es trotz der unbefriedi­genden sportliche­n Situation ein persönlich­es Glück, im Herbst der Karriere wieder auf dem Platz stehen zu können? Ich wusste selber nicht, auf was für einem Niveau ich stehe. Ich bin gerade schon am Limit, brauche ein, zwei Tage länger für die Regenerati­on als die „jungen Hüpfer“. Für den Kopf war die Verletzung richtig schwer. Aber ich habe mir immer gesagt, dass ich mich nicht so einfach verabschie­den will. Ich wollte unbedingt wiederkomm­en und habe mir gesagt: Wenn du an dir arbeitest, schaffst du das. Ich weiß, dass die Zeit im Fußball irgendwann zu Ende sein wird. Aber ich möchte die Zeit noch einmal genießen. Das hat mir einen positiven Schwung gegeben. Es hat mir gezeigt, wie viel mir der Fußball gibt. Das ist meine Leidenscha­ft, das will ich gut zu Ende bringen. Ich möchte selber bestimmen, wann ich aufhöre. Ich bin jetzt das fünfte Jahr hier und fühle mich in Erfurt wohl. Nun gilt es, wieder erfolgreic­h zu sein.

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André Laurito (rechts) – hier im Luftduell mit Manfred Starke vom FC Carl Zeiss. Foto: Sascha Fromm

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