„Ich werde daran nicht zerbrechen“
Nach der schmerzlichen 0:2-Niederlage in Karlsruhe blickt Rot-weiß-verteidiger André Laurito wieder nach vorn. Samstag empfängt Erfurt den formstarken SV Wiesbaden
Erfurt. Mit seinem Eigentor gegen den Karlsruher SC zum 0:1 avancierte André Laurito zum Pechvogel beim FC Rotweiß (Endstand 0:2). Unsere Zeitung sprach mit dem 33-jährigen Verteidiger über Rückschläge, den Gesundheitsprozess und persönliches Glück.
Wie lange hat Sie das Spiel noch beschäftigt?
Es war eine kurze Nacht, das ist einfach so. Ich habe auch auf der Rückfahrt versucht, abzuschalten. Ich schaue mir keine Bilder oder Berichte an und versuche, runterzufahren. Natürlich bekommt man Nachrichten oder Anrufe. Aber wir müssen versuchen, die Sache abzuhaken. Es wartet schon die nächste schwere Aufgabe, der unsere gesamte Aufmerksamkeit gelten muss. Können Sie erlebte Negativerlebnisse wie das Eigentor schnell abhaken?
So etwas passiert. Man hat eine halbe Sekunde, wo man entscheiden muss, ob man grätscht oder nicht. Natürlich wirkt man dann verunsichert, es nagt an einem. Ich habe dennoch versucht, der Mannschaft Stabilität zu verleihen und gehofft, dass wir noch den Ausgleich machen. Dass man am Ende verliert, ist unglücklich. Ich werde daran aber nicht zerbrechen.
Beunruhigt Sie der Blick auf die Tabelle?
Jein. Weil wir wissen, es sind noch viele Spiele und es ist eng. Aber es ist kein gutes Gefühl, unter dem Strich zu stehen. Wir müssen schauen, dass wir schnellstmöglich Punkte sammeln, um uns ein Polster aufzubauen und drei Mannschaften unter uns zu haben. Es wäre ein schönes Gefühl, nicht immer hinterherrennen zu müssen.
Mit Wiesbaden treffen Sie am Samstag auf eine Mannschaft, die zuletzt drei Siege am Stück feierte. Wie kann der FC Rotweiß ein Positiverlebnis feiern? Indem wir gewinnen. Osnabrück hatte auch einen guten Lauf und keiner hat damit gerechnet, dass wir dort etwas holen. Und auch das Spiel am Samstag geht bei 0:0 los. Trotz der Niederlagen müssen wir selbstbewusst sein und vor unsere Chancen ganz klar nutzen. Nur weil Wiesbaden jetzt gut drauf ist, heißt das nicht, dass sie unschlagbar sind. Aber sie strotzen vor Selbstbewusstsein. Vom Trend her ist es eine sehr starke Mannschaft.
Nachdem Sie lange Zeit durch Rückenprobleme verletzungsbedingt ausfielen, wirken Sie körperlich wiedet fit und präsent. Ist die Gesundung komplett abgeschlossen?
Der Heilungsverlauf ist sehr gut. Ich habe mit Schmerztabletten arbeiten müssen und blende in den Spielen die Schmerzen aus. Auch muss ich nach wie vor zu Hause meine Übungen machen, damit der Rücken hält. Aber ich bin absolut glücklich. Klar muss ich mich weiter rankämpfen. Aber das ist eine Aufgabe, die mich jeden Tag begleitet. Ich bin froh, dass mein Ausfall nur sechs Wochen gedauert hat.
Für einige Zeit schien es unklar, ob Sie überhaupt noch einmal zurückkehren würden. Ist es trotz der unbefriedigenden sportlichen Situation ein persönliches Glück, im Herbst der Karriere wieder auf dem Platz stehen zu können? Ich wusste selber nicht, auf was für einem Niveau ich stehe. Ich bin gerade schon am Limit, brauche ein, zwei Tage länger für die Regeneration als die „jungen Hüpfer“. Für den Kopf war die Verletzung richtig schwer. Aber ich habe mir immer gesagt, dass ich mich nicht so einfach verabschieden will. Ich wollte unbedingt wiederkommen und habe mir gesagt: Wenn du an dir arbeitest, schaffst du das. Ich weiß, dass die Zeit im Fußball irgendwann zu Ende sein wird. Aber ich möchte die Zeit noch einmal genießen. Das hat mir einen positiven Schwung gegeben. Es hat mir gezeigt, wie viel mir der Fußball gibt. Das ist meine Leidenschaft, das will ich gut zu Ende bringen. Ich möchte selber bestimmen, wann ich aufhöre. Ich bin jetzt das fünfte Jahr hier und fühle mich in Erfurt wohl. Nun gilt es, wieder erfolgreich zu sein.