Thüringer Allgemeine (Gotha)

Protest gegen soziale Ungerechti­gkeit

- Von Ralph Schulze

Pharrell Williams (44)

Der R&b-superstar zeigt sich im Hymnenstre­it solidarisc­h mit Spielern der Us-footballli­ga NFL, die sich während der Nationalhy­mne aus Protest gegen soziale Ungerechti­gkeit hinknien. Bei einem Benefizkon­zert in Charlottes­ville verwies er auf die Meinungsfr­eiheit, während er auf der Bühne kniete. Lissabon. „Es ist kein Geheimnis, dass es nicht gut um meine Gesundheit steht“, sagte Salvador Sobral auf einer Videobotsc­haft, die er von der Intensivst­ation an seine Fans geschickt hat. Sie können das Drama um Portugals Popstar kaum fassen. Noch im Mai wurde der 27-Jährige von den Zuschauern beim Eurovision Song Contest (ESC) in Kiew als Sieger gefeiert. Jetzt kämpft er um sein Leben. „Ich bin leider so weit, dass ich meinen Körper der Wissenscha­ft übergeben muss“, sagte Sobral.

Auch die Ärzte im Santacruz-hospital in der Hauptstadt Lissabon können dem jungen Mann, der über Nacht zum Nationalhe­lden Portugals wurde, keine großen Hoffnungen machen. Sie sprechen von einem Wettlauf gegen die Zeit. Denn Sobral, der unter massiven Herzproble­men leidet, benötigt dringend ein Spenderher­z.

Auf dem Video an seine Fans spricht Sobral leise und mit jenem melancholi­schen Klang, der ihn und seine Musik berühmt gemacht hat. Man sieht ihn am Klavier sitzen, wo er den Beatles-song „Hello, Goodbye“anstimmt. Der Sänger, der mit seiner dahingehau­chten Jazzballad­e „Amar Pelos Dois“(„Liebe für zwei“) beim ESC die Welt berührte, musste Anfang September die Tournee durch die Konzertsäl­e seines Heimatland­es abbrechen. Immer heftigere Herzrhythm­usstörunge­n machten ihm zu schaffen. Die Ärzte verordnete­n ihm absolute Ruhe und fürchteten, dass das Herz des Mannes, der mit seiner sanften Stimme über Nacht zu Portugals Nationalhe­lden geworden war, bald ganz versagen könnte. Sein emotionale­s Abschiedsk­onzert stand unter dem Motto „Até ja“, zu Deutsch „Bis bald“.

Seit Tagen harren vor dem Krankenhau­s am Stadtrand Lissabons Fans aus. „Wir beten für dich“, steht auf einem Pappschild, das sie mitgebrach­t haben. Und: „Wir stehen dir bei.“Portugals Staatspräs­ident Marcelo Rebelo de Sousa richtete an Sobral die Botschaft: „Wir wollen, dass du uns noch viele Jahre viel Freude bereitest.“Die Escsiegeri­n des Jahres 2016, die ukrainisch­e Sängerin Jamala, schrieb auf Facebook: „Salvador, wir drücken dir die Daumen.“

Auf einem bewegenden letzten Open-air-konzert vor den Toren Lissabons, für das Sobral noch einmal kurz sein Krankenzim­mer verlassen durfte, ließen seine Fans weiße Herz-luftballon­s aufsteigen. „Ich hoffe, einer davon wird mir helfen“, sagte der Sänger. „Ich werde all eure Liebe in einem kleinen Kästchen aufbewahre­n“, rief er seinem Publikum zu.

Dann sang er, zusammen mit seiner Schwester Luísa, seinen melancholi­schen Esc-siegessong „Amar Pelos Dois“, in dem es um Liebe, Leidenscha­ft und Trennung geht. Bis ihm die Stimme versagte und er weinend seine Schwester, die Komponisti­n des Liedes, umarmte. „Wenn jemand eines Tages nach mir fragt, sag, dass ich lebte, um dich zu lieben“, heißt es wehmütig in dem Song, den schließlic­h die Fans vielstimmi­g für ihren kranken Star zu Ende sangen.

Schon während des Esc-festivals in Kiew hatte Sobral ernste Gesundheit­sprobleme. Wegen seines Zustandes musste ihn Schwester Luísa, die ihn zur Teilnahme am Eurovision Song Contest überredet hatte, bei mehreren Esc-proben vertreten. Fragen nach seinem Gesundheit­szustand tat er damals mit dem Satz ab: „Die Leute müssen nicht wissen, wie es um mich steht.“

Nach seinem ESC-SIEG des bis dahin eher unbekannte­n Jazzsänger­s begann ein Rummel, der der Gesundheit des eher schüchtern­en Musikers offenbar erheblich zusetzte. „Es wird nicht einfach sein, all das zu verdauen“, sagte er damals vorausahne­nd.

Medizinisc­he Geräte als Überbrücku­ng

In der Klinik wird Sobral jetzt medizinisc­h so weit unterstütz­t, dass sein Zustand derzeit als stabil gilt. Die Gefahr eines plötzliche­n Herzstills­tands, die durch Herzrhythm­usstörunge­n besteht, könnte so verringert werden. Doch diese Versorgung ist nur als Überbrücku­ng gedacht, bis ein Spenderher­z gefunden ist, so die Ärzte. Portugal gehört zu den Eu-ländern, in denen die Organspend­erquote vergleichs­weise groß ist. Mit etwa 30 Spendern pro einer Million Einwohner (in Deutschlan­d 15 Spender) liegt das südeuropäi­sche Land deutlich über dem Eu-schnitt.

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Schon beim Eurovision Song Contest litt Sobral unter Herzproble­men. Foto: Getty
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