Worauf Frauen beim Vermögensaufbau achten sollten
Eine geschlechtsspezifische Finanzberatung kann helfen, eine passende Strategie zu entwickeln
Berlin. So unterschiedlich Männer und Frauen sind, in einem Punkt sind sie sich einig: In Gelddingen geht man lieber kein Risiko ein. Von den knapp sechs Billionen Euro, die deutsche Privathaushalte an Geldvermögen besitzen, wird nur ein kleiner Teil wirklich gewinnbringend angelegt.
„Das Geld liegt überwiegend auf Giro- und Tagesgeldkonten“, sagt die Finanzberaterin Kris Hauf. „Statistisch gesehen müssten davon dann 50 Prozent in Frauenhand sein.“Aber das ist eben nur ein statistischer Wert: Faktisch ist es – zumindest in der älteren Generation – immer noch weitverbreitet, den Mann das Finanzielle „machen zu lassen“. Und so berät Kris Hauf, Vorstandssprecherin des Bundesverbandes der Finanzexpertinnen und mit ihrer Hamburger Finanzberatung selbstständig, auch immer wieder Witwen, die sich erst nach dem Tod des Ehemannes zum ersten Mal mit Gelddingen befassen. sich so früh wie möglich mit dem Thema Vermögensaufbau zu befassen. Für Frauen gilt in besonders hohem Maße: Früh ansparen bedeutet, dass sich Phasen mit niedrigen Einkünften besser verkraften lassen, um am Ende des Arbeitslebens nicht ohne Rücklagen dazustehen. Eigenes Vermögen ist zudem der beste Schutz vor dem Armutsrisiko Scheidung.
Natürlich sind die Anlageziele und die finanziellen Möglichkeiten individuell höchst unterschiedlich, es lassen sich aber typische Fragen und Anlagewünsche in den unterschiedlichen Altersstufen festmachen. In der Berufsausbildung oder im Studium geht es zunächst um eine Grundabsicherung. Zu der gehört zwingend auch die Vorsorge vor Berufsunfähigkeit. Mit Beginn der Berufstätigkeit sollten Anlegerinnen schauen, wie viel vom Einkommen sie für später beiseitelegen können; sei es mit einem Sparplan oder einer privaten Rentenvorsorge.
Was man in dieser Zeit anspart, bildet dann auch den Grundstock für die Phase der Familiengründung. Nachwuchs ist naturgemäß teuer, und so sehen sich junge Eltern oft gezwungen, Rücklagen aufzubrauchen, die eigentlich noch lange weiterlaufen sollten. Nichtsdestotrotz besteht in dieser Zeit so viel Anlage-bedarf wie noch nie: Es geht ja nicht nur darum, die eigene Altersvorsorge weiterzuführen, sondern auch darum, für die jüngere Generation vorzusorgen, beispielsweise für eine spätere Ausbildung oder das Studium.
Wenn Vorruhestand und Rente näher rücken, wird es höchste Zeit, die bisherigen Anlagen zu prüfen. Was zum Beispiel ist die beste Lösung für Kapital aus einer Lebensversicherung, die meist mit 65 Jahren fällig wird? Was nicht unmittelbar zur Daseinsvorsorge gehört, sollte neu angelegt werden, um Erträge zu erzielen. Was Frauen aber auf jeden Fall nicht brauchen, wie Kris Hauf klarstellt: eigene Finanzprodukte für ein weibliches Publikum, wie sie immer wieder beworben werden: „Da gibt es absolut keine Notwendigkeit.“Wichtig sei, die passende Strategie zu finden.
Die geschlechtsspezifische Finanzberatung hat dabei den Vorteil, dass sie die bei vielen Frauen immer noch hohe Hemmschwelle senkt, sich mit dem Thema zu beschäftigen. Wenn Frauen es dann tun, werden sie oft, wie Kris Hauf festgestellt hat, zu besonders kenntnisreichen Anlegerinnen.
„Für Produkte für ein weibliches Publikum gibt es keine Notwendigkeit.“
Finanzwesen ist keine Geheimwissenschaft
Darüber hinaus rät Hauf zur Eigeninitiative. Wer sich mit den Grundbegriffen vertraut gemacht hat, verfügt heute auf Tastendruck über viele Möglichkeiten, sich zu informieren. Finanzgeschäfte seien keine Geheimwissenschaft mehr, sondern komplett demokratisiert: „Vor 15 oder 20 Jahren musste man noch der vermögende Kunde einer Privatbank sein, um an all diese Informationen zu kommen. Heute ist es viel einfacher, sich eine Grundkenntnis anzueignen. Das schafft auch Sicherheit“, so Hauf. Und es verringere die Gefahr – ohne zu sehr ins Risiko zu gehen –, in die Falle der Übervorsichtigkeit zu tappen.