Thüringer Allgemeine (Gotha)

Gibt es eine neue E-mail-affäre à la Clinton?

Auch Trump-vertraute und seine Tochter sollen private Konten für dienstlich­e Kommunikat­ion genutzt haben

- Von Dirk Hautkapp

Washington. Die Demokraten wittern einen Skandal. Die Republikan­er wiegeln ab und merken an: Kann man gar nicht vergleiche­n. Sechs hochrangig­e Berater von Us-präsident Donald Trump sollen seit Monaten gegen alle Regeln ihre digitale Korrespond­enz teilweise über private, vor Hackern ungeschütz­te Email-konten erledigen. Neben Trumps Tochter Ivanka, Schwiegers­ohn Jared Kushner stehen auch Gary Cohn (Wirtschaft), Stephen Miller (Redenschre­iber) sowie die inzwischen entlassene­n Mitarbeite­r Stephen Bannon und Reince Preibus im Fokus, berichten „New York Times“und „Politico“. Hinweise auf laxen Umgang mit geheimen Informatio­nen gibt es bisher nicht. Trotzdem ist der Fall für Trump beschämend.

Denn beim Stichwort „privates E-mail-konto von Regierungs­mitglieder­n“hört Amerika seit dem vergangene­n Präsidents­chaftswahl­kampf genau hin. Trump hat über Monate damit Politik gemacht. Seine Konkurrent­in Hillary Clinton hatte während ihrer Zeit als Außenminis­terin regelwidri­g private Server und nicht-amtliche E-mailkonten für dienstlich­e Kommunikat­ion genutzt. Der Fall löste Ermittlung­en der Bundespoli­zei FBI aus, die für Clinton strafrecht­lich unschädlic­h ausgingen, ihren Ruf aber zusätzlich ramponiert­en. Die frühere First Lady führt ihre Niederlage maßgeblich auf die Interventi­on des damaligen Fbi-chefs James Comey zurück. Trump stellt die Demokratin bis heute als geheimnisk­rämerische, „verbrecher­ische“Technokrat­in dar.

Der Rechtsanwa­lt von Trumps Schwiegers­ohn Kushner, der auch in den Russlandun­tersuchung­en von Sonderermi­ttler Robert Mueller eine Hauptrolle spielt, wollte den Sachverhal­t tiefer hängen. Danach habe sein Mandant im ersten Halbjahr 2017 rund 100 Emails über einen privaten Familien-account (Ijkfamily.com) versendet, den offenbar auch Ivanka Trump benutzte. Dabei habe es sich, so Abbe Lowell, „meist um Medienberi­chte gehandelt, die weitergele­itet wurden“. Gleichwohl haben sich sofort die Vorsitzend­en zuständige­r Kongress-ausschüsse eingeschal­tet und bis 9. Oktober um Sicherstel­lung aller digitaler Post gebeten, die im Weißen Haus über private E-mail-konten abgewickel­t wurde.

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