Thüringer Allgemeine (Gotha)

Ärger beim Querido-verlag

- Über den Auszug von 30 Schriftste­llern

Karsten Jauch

In schweren Zeiten war der Queridover­lag in Amsterdam eine Heimat für viele verfolgte Schriftste­ller. Als der ehemalige Leiter des Kiepenheue­rverlages in Berlin und der niederländ­ische Verleger Emanuel Querido den deutschspr­achigen Verlag 1933 aus der Taufe hoben, war der Erfolg nicht garantiert. So begann Klaus Mann zum Beispiel mit seiner Monatszeit­schrift „Die Sammlung“– das erste Heft erschien im September 1933. Mitarbeite­r waren später Brecht, Bloch, Norbert Elias und Stefan Heym bis hin zu Ernest Hemingway und Aldous Huxley. Bis 1940 erschienen 137 Bücher, nach 1945 noch weitere 41 Ausgaben. Der Verlag galt als ein wichtiges Organ des kulturelle­n Widerstand­es gegen Nazi-deutschlan­d. Das Haus in der Keizersgra­cht 333 war ein Symbol der Freiheit.

Vor ein paar Jahren ist der Queridover­lag an den Medienkonz­ern WPG verkauft worden. Seine innere Aufrichtig­keit blieb erhalten. Der Stolz des Verlages hängt wohl auch mit jener Aktion von Schriftste­llern zusammen, die an diesem Montag bekannt wurde. Mehr als 30 Kinderbuch-autoren wollen Querido im Streit verlassen. Auslöser war offenbar eine Auseinande­rsetzung der Lektoren mit der Konzernlei­tung über einen Umzug der Kinderbuch­sparte – heraus aus dem Grachtengü­rtel. Das ist in Amsterdam so etwas wie ein Kulturbruc­h. Viel eher dürfte der angekündig­te Umzug zur Abspaltung der Kinderbuch-abteilung vom Mutterverl­ag führen.und das schmerzt die Autoren. Womöglich spielt auch der Immobilien­wert in der Innenstadt eine Rolle.

Auch andere Schriftste­ller scheinen sich in dem Konzern nicht mehr wohlzufühl­en. So hat der Bestseller­autor A.F.TH. van der Heijden, der bei uns von Suhrkamp herausgege­ben wird, am Freitag seinen Abschied angekündig­t.

In den niederländ­ischen Zeitungen spricht man schon von einem Exodus. Natürlich ist das allegorisc­h gemeint, aber im Fall von Querido klingt das dramatisch.

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