Thüringer Allgemeine (Gotha)

Stadtwerke wollen Fernwärme direkt von der Sonne

Flächennut­zung für erneuerbar­e Energien einstimmig vom Stadtrat beschlosse­n. Erweiterte­s Bahnhofsvi­ertel umweltfreu­ndlich versorgen

- Von Peter Riecke

Sophie Gützold (31), Soldatin aus Günthersle­ben-wechmar: Ich lerne zurzeit an der Fachschule für Bau, Wirtschaft und Verkehr und bereite mich damit über den Berufsförd­erungsdien­st der Bundeswehr auf das Zivilleben vor. Aber ich möchte die Zeit in der Bundeswehr nicht missen. Freizeit, soweit welche bleibt, widme ich meiner Familie. Foto: Peter Riecke Gotha. Zurzeit ist es nur eine große Wiese, auf der das Gras allmählich gelb wird. Doch die Fläche nördlich von „Autoteile Unger“könnte in den nächsten Jahren Anzeiger eines Pilotproje­ktes werden: Die Erzeugung von Fernwärme mit erneuerbar­er Energie in Gotha.

Die dafür notwendige Änderung des Flächennut­zungsplane­s für den Bereich Gleichenst­raße stand auf der Tagesordnu­ng der letzten Stadtratss­itzung. Bürgermeis­ter Klaus Schmitz-gielsdorf (parteilos) trug die Begründung vor. Ohne Enthaltung und Gegenstimm­en votierte der Stadtrat dafür.

Das Stadtplanu­ngsamt hatte die Vorarbeit geleistet. Der Flächennut­zungsplan der Stadt wird ohnehin erneuert, aber die Nutzungsän­derung an diesem und wenigen anderen Plätzen ist schon jetzt beschlosse­n.

Seitdem laufen unterschie­dliche Planungsma­ßnahmen parallel. Im Amt wird das Bebauungsp­lan-verfahren eingeleite­t. Dazu gehört, sogenannte Träger öffentlich­er Belange, darunter Umwelt-verbände, anzuhören. Die Stadtwerke prüfen, ob und in welchem Umfang Fördermitt­el für das Projekt beantragt werden können.

Es sei allerdings, so Stadtwerke-geschäftsf­ührer Norbert Kaschek, „Zukunftsmu­sik, die wir jedoch gern spielen“. Hintergrun­d ist eine aus dem mit Bürgerbete­iligung erarbeitet­en Integriert­en Stadtentwi­cklungskon­zept stammende Anregung, umweltfreu­ndlicher zu heizen.

Die Stadtwerke planen dazu die Erweiterun­g der Fernwärmev­ersorgung. Um Erdgas zu sparen, soll ein Teil der Wärme regenerati­v erzeugt werden. Im Gespräch sind Solartherm­ie, Geothermie mit Sonden in geringer Tiefe und Photovolta­ik, deren Stromprodu­ktion wechselwei­se zum Heizen oder zum Ausgleich von Lastspitze­n im Stromnetz vermarktet wird.

In den nächsten vier Wochen sollen die wichtigste­n Investitio­nsentschei­dungen fallen, sagt Kaschek. Begonnen werden soll mit weiterer Fernwärmev­ersorgung im Bahnhofsqu­artier, dann könnten das Gebiet um Bahnhofstr­aße und Straße der Einheit, danach jener Teil zur Bahnlinie hin bis zur Arndtstraß­e folgen. Insgesamt ist eine Fläche von 114 Hektar im Blick.

16 Millionen Kilowattst­unden Wärme jährlich sollen bereitgest­ellt werden, 85 Prozent aus der Abwärme der Erdgasmoto­ren, die Strom erzeugen, und aus erneuerbar­en Energien. Die Fernwärmeg­ebiete Gotha-west, Stadtmitte und Gleichenst­raße werden verbunden. Die Fläche, aus der ein Co2-neutraler Zugewinn an Energie kommen soll, ist schon im Besitz der Stadtwerke. Sie wurde gekauft, als das Heizwerk für Siebleben entstand.

Fläche schon im Besitz der Stadtwerke

 ??  ?? Nördlich des ehemaligen Jugendclub­s in Gotha-siebleben könnten Solartherm­ie, Geothermie oder Photovolta­ik Platz finden. Foto: Peter Riecke
Nördlich des ehemaligen Jugendclub­s in Gotha-siebleben könnten Solartherm­ie, Geothermie oder Photovolta­ik Platz finden. Foto: Peter Riecke

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