Eisenacher Innenstadt mit Tastsinn erkunden
Stadtmodell für blinde und sehbehinderte Menschen entsteht und soll am Lutherplatz stehen. Bronzeguss erfolgt wahrscheinlich Mitte November
Eisenach. Jörg Hansen ist fleißig. Er markiert mit einem Stift auf dem großen Modell, wo was fehlt, wo noch ein Mäuerchen hin muss, wo in Wirklichkeit ein Denkmal steht. Genau dazu dient das Treffen. Mitglieder der drei großen Serviceclubs in Eisenach (Rotary, Lions, Soroptimisten) und Vertreter der Stadtverwaltung fanden sich rund um das Modell der Eisenacher Innenstadt ein, um die letzten Feinheiten zu besprechen.
Es entsteht ein Stadtmodell für Blinde und Sehbehinderte, das am Lutherplatz aufgestellt wird. „Die meisten Touristen entdecken auch unsere Stadt über die Gebäude und Straßenzüge, dies wird mit solch einem Modell in Eisenach nun auch für Menschen mit dieser Behinderung möglich“, freut sich OB Katja Wolf (Linke) über das Engagement der Serviceclubs.
Egbert Broerken ist Bildhauer und Objektdesigner, der schon 140 solcher Modelle in anderen Städten geschaffen hat. Er war nun über Wochen mit der Fotokamera in Eisenach unterwegs und hat alle Gebäude und Straßen fotografiert, „wo es ging von allen Seiten“. Zudem stehen ihm Luftbilder und Katasterunterlagen zur Verfügung.
Auf dieser Grundlage hat er sich Eisenach geschnitzt. Broerken hat die Innenstadt – entlang der alten Stadtmauer im Maßstab 1:800 gebaut. Das heißt: Das Gebiet von Nikolaitor bis Posthalterei und von Frauentor bis Theater. Als Material dient verdichtetes Styropor, „das ist fest genug, um nicht gleich kaputt zu gehen, aber noch so weich, dass man gut und genau schnitzen kann“, so der Künstler. Das ist die wichtigeste Arbeit, denn jeder Fehler hier wird dann im echten Modell genauso ein Fehler sein. Daher ist dieses Treffen ein wichtiges Datum. Es ist eine diffizile Arbeit, weil ja gerade die später ertastbaren Einzelheiten so wichtig sind, da muss jedes Türmchen, jede Gaube, jedes Fenster schon am richtigen Platz sein. Selbstverständlich spielen dabei die besonderen Bauwerke, die er sich nun auch von den Teilnehmern des Treffens noch an den richtigen Stellen markieren ließ, auch eine besondere Rolle: Reiterdenkmal, Marktbrunnen, Schwarzer Brunnen.
Nun wird Broerken Änderungen noch schnitzen und ins Modell einbauen. Zudem müssen noch die Topographie an das derzeit flache Modell angepasst werden, die Steigungen im richtigen Winkel samt der teilweise dazugehörigen Treppenanlagen angepasst werden. Damit ist die Grundlage für den Bronzeguss geschaffen. Mitte November, schätzt Broerken, wird er so weit sein, dass das Modell in die Gießerei kommt und der Bronzeguss über die Bühne geht.
Besondere Bauwerke spielen besondere Rolle