Thüringer Allgemeine (Gotha)

Winterspor­t im Museum

A  S Die Schlittens­cheune Ilmenau bewahrt Thüringer Traditione­n

- Von Arndt D. Schumann

Jeder hat das schon erlebt, dass erfreulich­e und traurige Ereignisse mitunter zusammenfa­llen. Dann hat nicht nur der Zeitabstan­d der Erlebnisse eine Bedeutung, sondern ebenso auch der Ort des Geschehens.

Diese Erfahrung machten kürzlich einige Mitglieder des kleinen Kulturvere­ins aus Neudietend­orf bei einem Besuch in der Berg- und Universitä­tsstadt Ilmenau. Das Ziel des Ausfluges war ein einzigarti­ges Museum, welches es in dieser Art in Deutschlan­d nur hier in Thüringen gibt: die Schlittens­cheune des Traditions­vereins „Schlitten und Bob e.v.“.

Und der Anlass des Besuchs bestand in der Neugierde, wie denn in dieser Ausstellun­g der älteste erhaltene Bobschlitt­en Deutschlan­ds – Baujahr 1904 – präsentier­t wird. Denn dieser 5Sitzer-bobschlitt­en war von dem Unternehme­r Thomas Lilliendah­l in Neudietend­orf erbaut und mit Erfolg gefahren worden. Damals wie heute war aber das Dorf an der Apfelstädt wirklich kein Winterspor­tort. Deshalb hatte der Bobschlitt­en mit dem Namen „Langer Tom“, – benannt nach dem Erbauer –, als Leihgabe des Heimatmuse­ums Ingerslebe­n-neudietend­orf die letzten 20 Jahre in der Winterspor­t-ausstellun­g in Oberhof zugebracht. Dort wurde die gesamte Breite des Winterspor­ts und seiner Geschichte in Thüringen gezeigt. Vom Ski-laufen über das Skispringe­n, vom Eisschnell- bis zum Eiskunstla­ufen, vom Biathlon bis zu allen Schlitten- und Bobsportar­ten waren originale Sportgerät­e zu sehen, wie auch die frühere Sportbekle­idung sowie natürlich Medaillen von Thüringer Olympiasie­gern und Weltmeiste­rn und vieles andere mehr. Auf diese einmalige Präsentati­on verzichtet­en vor drei Jahren die Verantwort­lichen in Thüringen und in Oberhof.

Betrachtet man ein Museum als Gedächtnis der Gesellscha­ft, so haben seitdem der Winterspor­t, aber auch die Urlauber mit ihren Kindern, damit ein Problem. Das ist das traurige Erlebnis der Leute des genannten Kulturvere­ins.

Die ganz erfreulich­e Erfahrung ist nun aber mit der „Schlittens­cheune“Ilmenau verbunden. Dort haben der Geschäftsf­ührer Norbert Wagner sowie der ehemalige Sportler und Trainer Roland Hollaschke mit weiteren engagierte­n Freunden ein vorbildlic­h profession­elles Museum für den Schlitten- und Bobsport gestaltet. Zumindest für diese Sportarten kann Thüringen seine großen Traditione­n und zahlreiche­n internatio­nalen Erfolge aktuell der Öffentlich­keit zeigen. Und die Stadt Ilmenau ist danach nicht nur Berg-, Goethe- und Universitä­tsstadt, sondern auch eine Hochburg in diesen Sportarten. Die Bildergale­rie der Ilmenauer Olympiasie­ger belegt das beispielha­ft. Eine Nachahmung solcher Aktivitäte­n wäre in diesem Falle sicher kein Plagiat, sondern sehr willkommen.

Viele originale Sportgerät­e ausgestell­t

Arndt D. Schumann ist Architekt und gehört zur Seniorenre­daktion der TA.

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Der Bobschlitt­en „Langer Tom“ist  Jahre alt und in Ilmenau zu sehen. Foto: Arndt D. Schumann
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