Thüringer Allgemeine (Gotha)

Wolf wird zur Chefsache

Netzwerk soll Daten, Informatio­nen und Sichtungen zusammenfü­hren. Nabu: Thüringen braucht eine Kompetenzs­telle für den Wolf

- Von Peter Rathay

Erfurt. Die nächsten Wochen und Monate werden spannend. Tappt die scheue Wölfin, die sich auf dem Ohrdrufer Truppenübu­ngsplatz offensicht­lich recht wohl fühlt, in eine der neu installier­ten Fotofallen? Und: Gibt es vielleicht bereits einen Partner, der mit ihr durchs Dickicht streift?

Gemeinsam mit Tierhalter­n, Naturschüt­zern und Jägern hat das Thüringer Umweltmini­sterium in den vergangene­n Jahren einen Wolfsmanag­ementplan erarbeitet. Dieser soll nun schrittwei­se umgesetzt werden. „Die Zeit drängt – ein zentraler Punkt des Monitoring­s ist das Sammeln und Auswerten von Informatio­nen“, erklärt Nabuwolfse­xperte Silvester Tamás. Neben der Kameraüber­wachung gehören auch Spurenund Nahrungsan­alysen sowie diverse genetische Untersuchu­ngen zu dem Vorhaben. „Wichtig bei den Vorbereitu­ngen war auch, dass die Zuständigk­eiten sowie Kommunikat­ionswege geregelt sind und die Entschädig­ungszahlun­gen und die Förderunge­n für den Ausbau des Herdenschu­tzes problemlos und unbürokrat­isch erfolgen“, erklärt Tamás weiter.

Vermutlich werden weitere Wölfe nach Thüringen kommen und sich fortpflanz­en. Zumal es in den Nachbarlän­dern etliche stabile Wolfspopul­ationen gibt. „Wir liegen in der Mitte Deutschlan­ds und zentral in Europa – es ist nur eine Frage der Zeit, bis weitere Tiere oder ganze Rudel bei uns heimisch werden.“Deshalb müssten alle Daten zentral und für alle zugänglich gesammelt werden. „Außerdem haben wir angeregt, in der Landesanst­alt für Umwelt und Geologie eine Kompetenzs­telle für den Wolf zu schaffen, die das Thema in der Öffentlich­keit kommunizie­rt und moderiert.“

Der Wolf breitet sich seit dem Jahr 2000 wieder in Deutschlan­d aus. Bundesweit sind derzeit 61 Rudel mit jeweils sieben bis zehn Tieren und neun weitere Paare registrier­t.

Nach den zahlreiche­n Übergriffe­n in Thüringen appelliert der Naturschut­zbund erneut an die Tierhalter, die Sicherheit­svorkehrun­gen zu verstärken. „Ein 1,20 Meter hohe Elektrozau­n macht es dem Wolf schwer, ein Schaf zu reißen“, so Tamás. Außerdem empfiehlt er den Einsatz ausgebilde­ter Herdenschu­tzhunde, die sich im Gegensatz zu den Hütehunden den Wölfen entgegenst­ellen.

Allein in diesem Jahr wurden über 70 Schafe und Ziegen von der Ohrdrufer Wölfin gerissen. Tamás: „Panikmache und Abschussfo­rderungen helfen nicht weiter – wir müssen uns mit dem Beutegreif­er arrangiere­n.“

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Foto: Nabu Diese Nachtaufna­hme der Wölfin gelang am . August bei Wölfis.

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