Siemens-chef will Zug-fusion unter Gleichen mit Alstom
In Frankreich herrscht noch Skepsis. Hochgeschwindigkeitszug TGV soll nicht unter die Räder kommen
München/paris. Mit einer Zugallianz auf Augenhöhe wollen die Chefs von Siemens und Alstom die beiden Konzerne fit für den harten Wettbewerb machen. „Wir setzen die europäische Idee in die Tat um“, sagte Siemens-chef Joe Kaeser bei einer gemeinsamen Pressekonferenz mit Alstom-chef Henri Poupart-lafarge in Paris. Beide Konzernlenker versuchten Bedenken zerstreuen, dass der deutsche Ice-hersteller den französische Konzern Alstom mit seinem Aushängeschild TGV überrollen könnte. Es mache keinen Sinn, etwa über die Mehrheitsverhältnisse in dem kombinierten Unternehmen zu diskutieren. Ausschlaggebend sei der Erfolg bei den Kunden.
Am Vorabend hatten die Aufsichtsgremien beider Konzerne grünes Licht für das Zug-bündnis gegeben, mit dem sie vor allem der Konkurrenz aus China die Stirn bieten wollen. Der dort ansässige Gigant CRRC, der vor zwei Jahren aus dem Zusammenschluss der beiden größten chinesischen Zughersteller hervorgegangen ist, bringt die Branche kräftig unter Druck. CRRC ist allein etwa doppelt so groß wie das neue kombinierte Unternehmen Siemens/alstom, das auf gut 15 Milliarden Euro Umsatz und weltweit etwa 62 300 Beschäftigte kommt.
Siemens soll mit knapp über 50 Prozent die Mehrheit an dem künftigen Unternehmen halten, das von Poupart-lafarge geführt und an der französischen Börse notiert sein wird. Die Kartellwächter müssen noch zustimmen, Kaeser sieht aber „kein grundsätzliches Risiko“. Künftig könnte das Unternehmen eine globale Zugplattform entwickeln, die sowohl in Frankreich als auch in Deutschland gebaut werde, sagte der Alstom-chef auf die Frage, ob das neu formierte Unternehmen künftig einen gemeinsamen Hochgeschwindigkeitszug anbieten könnte.
Die Bundesregierung begrüßte die geplante Zusammenlegung. Dies sei ein Kooperationsprojekt von europäischem und globalem Rang, sagte Regierungssprecher Steffen Seibert. Die Entscheidung sei ein klares Signal, dass der europäische Binnenmarkt auch in der Realität der Unternehmen zusammenwachse.
Unternehmen und Arbeitnehmervertreter haben sich auch auf vierjährige Standort- und Jobgarantien, auf den Erhalt der Mitbestimmung und die Absicherung der Arbeitsbedingungen für die Beschäftigten in Deutschland und Frankreich geeinigt.