Thüringer Allgemeine (Gotha)

Siemens-chef will Zug-fusion unter Gleichen mit Alstom

In Frankreich herrscht noch Skepsis. Hochgeschw­indigkeits­zug TGV soll nicht unter die Räder kommen

- Von Christine Schultze und Sebastian Kunigkeit

München/paris. Mit einer Zugallianz auf Augenhöhe wollen die Chefs von Siemens und Alstom die beiden Konzerne fit für den harten Wettbewerb machen. „Wir setzen die europäisch­e Idee in die Tat um“, sagte Siemens-chef Joe Kaeser bei einer gemeinsame­n Pressekonf­erenz mit Alstom-chef Henri Poupart-lafarge in Paris. Beide Konzernlen­ker versuchten Bedenken zerstreuen, dass der deutsche Ice-hersteller den französisc­he Konzern Alstom mit seinem Aushängesc­hild TGV überrollen könnte. Es mache keinen Sinn, etwa über die Mehrheitsv­erhältniss­e in dem kombiniert­en Unternehme­n zu diskutiere­n. Ausschlagg­ebend sei der Erfolg bei den Kunden.

Am Vorabend hatten die Aufsichtsg­remien beider Konzerne grünes Licht für das Zug-bündnis gegeben, mit dem sie vor allem der Konkurrenz aus China die Stirn bieten wollen. Der dort ansässige Gigant CRRC, der vor zwei Jahren aus dem Zusammensc­hluss der beiden größten chinesisch­en Zugherstel­ler hervorgega­ngen ist, bringt die Branche kräftig unter Druck. CRRC ist allein etwa doppelt so groß wie das neue kombiniert­e Unternehme­n Siemens/alstom, das auf gut 15 Milliarden Euro Umsatz und weltweit etwa 62 300 Beschäftig­te kommt.

Siemens soll mit knapp über 50 Prozent die Mehrheit an dem künftigen Unternehme­n halten, das von Poupart-lafarge geführt und an der französisc­hen Börse notiert sein wird. Die Kartellwäc­hter müssen noch zustimmen, Kaeser sieht aber „kein grundsätzl­iches Risiko“. Künftig könnte das Unternehme­n eine globale Zugplattfo­rm entwickeln, die sowohl in Frankreich als auch in Deutschlan­d gebaut werde, sagte der Alstom-chef auf die Frage, ob das neu formierte Unternehme­n künftig einen gemeinsame­n Hochgeschw­indigkeits­zug anbieten könnte.

Die Bundesregi­erung begrüßte die geplante Zusammenle­gung. Dies sei ein Kooperatio­nsprojekt von europäisch­em und globalem Rang, sagte Regierungs­sprecher Steffen Seibert. Die Entscheidu­ng sei ein klares Signal, dass der europäisch­e Binnenmark­t auch in der Realität der Unternehme­n zusammenwa­chse.

Unternehme­n und Arbeitnehm­ervertrete­r haben sich auch auf vierjährig­e Standort- und Jobgaranti­en, auf den Erhalt der Mitbestimm­ung und die Absicherun­g der Arbeitsbed­ingungen für die Beschäftig­ten in Deutschlan­d und Frankreich geeinigt.

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Foto: Marijan Murat Ein TGV und ein ICE begegnen sich auf der Rheinbrück­e in Kehl.

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