Thüringer Allgemeine (Gotha)

„Im Stadion und im Bett darf man alles brüllen“

Carolin Kebekus über Frauen, Männer und Schmuddel-zoten. Am 12. Oktober kommt die Komikerin mit ihrem Programm „Alphapussy“in die Erfurter Messehalle

- Von Peter Rathay

Hallo Frau Kebekus, verraten Sie uns: Haben Sie heute schon eine richtig deftige Zote gerissen?

Da muss ich kurz überlegen – nein. Da wird es ja aber höchste Zeit.

Sie sind bekannt dafür, dass es auf der Bühne aus Ihnen herausspru­delt, sind Sie privat vielleicht schüchtern­er?

Ich muss gestehen: Ich bin ein ganz alberner Mensch. Ich lache gerne und bin alles andere als verkopft oder schüchtern . . .

. . . aber gibt es Momente, in denen Sie denken, hätte ich mir lieber mal auf die Zunge gebissen?

Ja, das kommt schon mal vor – aber früher war das viel schlimmer. Ich habe über die Jahre im Geschäft dazu gelernt.

Gibt es jemanden, der vor Ihren Spötteleie­n sicher ist?

Nein. Und es ist mir egal, ob jemand dafür Verständni­s hat. Es gibt Themen, über die will ich sprechen, über die muss man einfach sprechen.

Wie finden Sie denn Ihre Themen? Ich lese viel, ich scrolle durchs Internet und höre den Menschen auf der Straße zu. Oder ich verbringe einfach einen Familienab­end mit meinen Eltern, dann habe ich auch ein ganzes Bühnenprog­ramm zusammen.

Apropos Eltern – denen muss ja schummrig werden, wenn sie mit obszönen Ausdrücken auf der Bühne oder im TV um sich schmeißen. Die sind über die Jahre einiges gewöhnt. Mein Vater ist bei vielen Auftritten dabei, den schockt wirklich nichts mehr. Außerdem: Meine Eltern haben mich ja zur Offenheit erzogen. Und weil sie selber hin und wieder unfreiwill­ig komisch sind, sind sie in meinen Programmen auch häufig Thema.

Was wären Sie denn geworden, wenn es mit der Comedian-karriere nicht geklappt hätte? Irgendeine Alternativ­e?

Wahrschein­lich wäre ich Biologin – aber lustig wäre ich trotzdem.

Wann haben Sie gemerkt, dass Witze unter der Gürtellini­e ziehen?

Man spürt sehr schnell, welche Witze ankommen. Man kann dem Publikum nichts vormachen. Ich glaube, meine Kraftausdr­ücke kommen authentisc­h rüber – und das wird honoriert.

Werden Ihre Schmuddel-zoten anders wahrgenomm­en, weil Sie eine Frau sind?

Ja, das glaube ich schon, die Fallhöhe ist eine andere. Wenn ein Mann die Witze machen würde, würde es etwas anders funktionie­ren. Meine Programme leben davon, dass eine Frau über ihre Sorgen, Ängste und Erlebnisse spricht.

Wären Sie manchmal gerne ein Mann? Eigentlich nicht – ich würde aber gerne wissen, wie es ist, an der Toilette zu stehen. Das geht wahrschein­lich vielen Frauen so.

Ganz ehrlich, es wird überschätz­t. Wahrschein­lich. Es gibt mittlerwei­le zig Comedians, haben wir ein Überangebo­t an vermeintli­ch lustigen Typen?

Auf jeden Fall gibt es mehr Frauen, die auf der Bühne stehen. Und das ist gut so. Zu viele Comedians? Nein, das würde ich nicht sagen. Man darf nicht vergessen, Humor ist ein schwierige­s Geschäft, das fliegt nicht jedem zu. Und die Leute, die große Hallen füllen, die kann man immer noch zählen.

Gibt es eigentlich Macken und Eigenarten, über die man sich bei Ihnen lustig machen könnte?

Ja, klar – ich bin furchtbar unordentli­ch und ziemlich laut.

Sie sind bekennende­r Fußballfan – sitzen Sie dann fluchend und schreiend mit einem Bierbecher auf der Stadiontri­büne?

Ja, das bin ich. Im Stadion und im Bett darf man meiner Meinung nach alles brüllen, dafür darf man mich nicht verurteile­n. Gibt es Momente, in denen Sie leise sind?

Solche Phasen habe ich auch, aber eigentlich bin ich jemand, der sich immer mitteilen möchte. Manchmal laut – aber auch oft leise. Ich bin nicht wirklich gerne allein.

Was können die Thüringer Fans von ihrem neuen Programm „Alphapussy“erwarten?

Das Thema Frau zieht sich durch den ganzen Abend – logisch, ich bin ja eine. Das Ganze ist feinste Stand-upcomedy, nur ich und das Mikro. Wer also Bock hat, sich zwei Stunden von einer Frau anschreien zu lassen, der sollte unbedingt kommen.

Donnerstag, . Oktober,  Uhr, Messehalle Erfurt; Tickets erhalten Sie in allen Pressehäus­ern, Servicepar­tnern, Tourist-informatio­nen sowie telefonisc­h unter -   oder online unter www.ticketshop-thueringen.de

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Foto: Daniel Reinhardt, dpa
Carolin Kebekus. Foto: Daniel Reinhardt, dpa

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