Stille Kommunikation
K W: Wenn einer eine Geschichte erzählt… Geheimnisvolle Begegnung im Kunst-forum
Gotha. Wer zum Besuch der aktuellen Ausstellung das Kunstforum betritt, der spürt sofort, dass da noch jemand ist: An der Rückwand des Foyers hängt ein lebensgroßer dunkler Pferdekopf; vor ihm steht ein Junge, der sich mit diesem rätselhaften Pferd zu unterhalten scheint. Er führt ihm eine Geste vor, bei der er seine Finger auf der ausgestreckten Hand spazieren gehen lässt. Stefan Leyh aus Erfurt hat diese Figurengruppe wie auf einer Bühne vor den Betrachter hingestellt und sie „Narrator and the Point of View“genannt. Es geht also um das Erzählen und die verschiedenen Standpunkte, die dabei eingenommen werden. Die Ausstellung These -Antithese fragt ja nach gegenüberstehenden Positionen in der Bildenden Kunst und Zwiegespräche und Dialoge spielen dabei eine wichtige Rolle.
Zwischen Pferd und Junge spielt sich eine stille Kommunikation ab, eine Unterhaltung, doch worum es dabei geht, das bleibt ein Geheimnis. So eröffnet sich aber dem Betrachter – vielleicht als drittem Teilnehmer dieses Gesprächs – die Chance, seiner eigenen Phantasie Raum zu geben. Die Installation handelt von Überlieferung, von Bildern im Kopf und den jeweils eigenen Erinnerungen, so wie auch der Künstler beim Motiv eines Pferdekopfes von einer Reminiszenz an eigenes Erleben inspiriert wurde. An der ehemaligen Posthalterei seiner Heimatstadt Meiningen war dort lange eine ähnliche Pferdefigur zu sehen – als Kind erschien sie ihm geheimnisvoll und viel monumentaler, als sie tatsächlich war. Wo die Wirklichkeit hinter der Erinnerung zurücktritt, können aber im Kunstwerk die Phantasie und Vorstellungswelt wieder anschauliche Gestalt annehmen.
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Kunstforum Gotha, Querstraße - ; Donnerstag, . September Uhr Vortrag Peter Arlt über Caspar David Friedrich; . Oktober, bis Uhr: Plenair
Angelika Steinmetz ist Kuratorin der Ausstellung Theseantithese im Kunstforum Gotha.