Thüringer Allgemeine (Gotha)

Eine Emlebeneri­n bei den Windsors

Die Reprodukti­on eines Aquarells von Ferdinand Rothbart aus der Kunstsamml­ung des britischen Königshaus­es ziert das Heimathaus des Dorfes

- Von Wieland Fischer

Emleben. Wenn Königin Elisabeth II. ihre Bildersamm­lung betrachtet, könnte ihr Blick auf eine Emlebeneri­n und Schloss Friedenste­in fallen. Umgekehrt dürften die Emlebener jetzt häufiger an die britische Königsfami­lie denken. Auslöser dafür ist ein Bild, das am Sonntag im Amtszimmer von Bürgermeis­terin Silke Sauerbier (parteilos) und von „William“– dem vierjährig­en Wilhelm Schmidt – enthüllt werden soll.

Es handelt sich um die Reprodukti­on eines Aquarells des Malers Ferdinand Rothbart (1823 1899): Frau von Emleben mit einem Korb auf dem Rücken aus dem Jahr 1862. Im Hintergrun­d ist die Silhouette von Schloss Friedenste­in dargestell­t.

Jüngst machte Bauhistori­ker Udo Hof in einem Beitrag über Rothbart darauf aufmerksam. Die Emlebener wissen erst seit etwa einem Jahr, dass im Royal Collection Trust, in der Kunstsamml­ung des britischen Königshaus­es, auch etwas von Emleben zu sehen ist.

Ein Kollege von der Verwaltung des Schlosspar­ks in Gotha sei bei einer Recherche zufällig darauf gestoßen, berichtet Silke Sauerbier. Die Aufmerksam­keit war geweckt. Nicole Buntin aus Emleben und Maja Wohlfarth, Mitarbeite­rin der Verwaltung­sgemeinsch­aft „Apfelstädt­aue“, versuchten Kontakt zur Kunstsamml­ung in Großbritan­nien aufzunehme­n. Auf die erste Mail aus dem Gothaer Land sei nicht reagiert worden, berichtet Maja Wohlfarth von den Mühen. Kein Wunder. Die treuhänder­isch verwaltete Sammlung der Windsors umfasst unter anderem mehr als 7000 Gemälde, 40 000 Aquarelle und Zeichnunge­n und 150 000 Kunstdruck­e. Nach beharrlich­em Nachhaken gab es dann grünes Licht und für eine Gebühr von gut 200 Euro die Genehmigun­g, eine Reprodukti­on im Dorf zehn Jahre lang aufzuhänge­n. „Danach müssen wir wieder verhandeln“, sagt Silke Sauerbier. Werner Creutzburg vom Druck-/medienzent­rum Gotha fertigte das Abbild an. Es ziert die neue Räume des Heimathaus­es am Kellerplat­z. Der ehemalige Kindergart­en beherbergt in Zukunft Bibliothek, Heimatmuse­um, Traditions­verein und Bürgermeis­terbüro – sowie das Bild von Rothbart.

Der Maler stand in Diensten von Herzog Ernst II. von Sachsen-coburg und Gotha. 1845 fertigte er Aquarelle vom Besuch der Königin Victoria von Großbritan­nien mit ihrem Prinzgemah­l Albert von Sachsen-coburg und Gotha in Thüringen an – dem Bruder des Herzogs. Rothbarts Aufgabe war es auch, Aquarelle mit Ansichten der Räume zu schaffen, in denen sich die Queen aufgehalte­n hatte. Diese befinden sich seitdem im Besitz der Royal Collection im Schloss Windsor. Aber auch Aquarelle von Menschen in der Tracht der gothaische­n Orte wie Tabarz, Ruhla oder Friedrichr­oda, sind von ihm in Schloss Windsor überliefer­t – und eben aus Emleben.

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Maja Wohlfarth (links) und Silke Sauerbier, Bürgermeis­terin von Emleben, mit einer Reprodukti­on eines Bildes von Ferdinand Rothbart ( - ): Frau von Emleben mit einem Tragkorb auf ihrem Rücken. Das Original ist Teil der Kunstsamml­ung des...

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