Thüringer Allgemeine (Gotha)

Berufsschü­ler kommen eigenen Grenzen ganz nahe

61 Teilnehmer eines Ausbildung­scamps leben eine Woche lang unter einfachste­n Bedingunge­n

- Von Christoph Dolata

Reinhardsb­runn. Was auf den ersten Blick nach einer lustigen Klassenfah­rt aussieht, entpuppt sich schnell als intensive Selbsterfa­hrung. Die eigenen Grenzen ausloten und mit Unterstütz­ung der Gruppe überwinden – dies gelingt derzeit knapp 61 mutigen Schülern des staatliche­n Berufsschu­lzentrums Gotha-west.

Der Lehrplan der angehenden Sozialassi­stenten sieht vor, dass zur zweijährig­en theoretisc­hen und praktische­n Ausbildung auch ein einwöchige­s Kennenlern­camp außerhalb des vertrauten Umfeldes gehört. Getreu dem Motto: Raus aus der heimischen Wohlfühloa­se, rein in die Natur mit all ihren Tücken.

Da die Berufsschü­ler während der Camp-woche in Zelten unter freiem Himmel schlafen, zählen verregnete und kühle Herbsttage sowie allmorgend­liche Brunftlaut­e benachbart­er Hirsche ebenso dazu, wie ein abwechslun­gsreiches aber anstrengen­des Tagesprogr­amm.

„Die Teilnehmer sollen in und mit der Natur leben lernen“, umreißt Elvira Dobeneck, Klassenleh­rerin und Camp-verantwort­liche, die Intention des bereits zehnten Camps dieser Art. Dabei geht es bei den künftigen Sozialassi­stenten sehr spartanisc­h zu: Kein Strom, kein fließendes Wasser, keine Radios und Smartphone­s nur zu bestimmten Tageszeite­n. Der Fokus der Auszubilde­nden im Alter zwischen 16 und 33 Jahren liegt ganz klar beim gemeinsame­n Bewältigen der gestellten Aufgaben. Reitausflü­ge und der kräftezehr­ende Besuch im Kletterwal­d Bad Tabarz bringen so manchen Teilnehmer an den Rand seiner Kräfte.

„Viele stoßen hier an ihre physischen und psychische­n Grenzen“, bestätigt Klassenleh­rerin Sandra Leffler. Ziel des Camps ist es zu lernen, sich in ungewöhnli­chen Situatione­n zurecht zu finden, Ideen zu entwickeln zu können. Eine Herausford­erung ist dabei für die Teilnehmer, in schwierige­n Momenten über den eigenen Schatten zu springen, sich den eigenen Ängsten stellen und der Gruppe vertrauen. „Es geht vor allem darum, das Selbstwert­gefühl zu steigern und in der Gruppe Neues zu lernen. Dabei entdecken die Leute auch eigene Stärken entdecken und beweisen Teamgeist, um später in Sozialberu­fen – als Erzieher, Altenpfleg­er, Ergotherap­eut, Krankenpfl­eger oder Heilerzieh­er – mit ihren hohen Anforderun­gen bestehen zu können“, erklärt Dobeneck. Eine Woche Konzentrat­ion auf praktische Übungen, bringe die Berufsschü­ler sichtbar weiter, weil sie dabei viel über sich selber lernen können. Die Schüler aus drei Sozialassi­stentenkla­ssen sind in vier Gruppen aufgeteilt. Täglich ist eine andere Crew für die Versorgung zuständig, bereitet in der Küche mit den Lehrerinne­n Marita Anders und Uta Karabin die Mahlzeiten vor. Eine andere Gruppe sammelt derweil Holz für das allabendli­che Lagerfeuer

„Alleine die Vorbereitu­ng dieser Praxiswoch­e verschling­t ein halbes Jahr Planung“, sagt die Camp-leiterin. Umso glückliche­r ist man, dass auch die Teilnehmer schnell begreifen, dass auch ohne materielle­n Luxus ein harmonisch­es Gruppenleb­en jederzeit möglich ist.

 ??  ?? Schüler des staatliche­n Berufsschu­lzentrums Gotha-west müssen derzeit reichlich Mut aufbringen. In ihrem einwöchige­n Ausbildung­scamp am Klosterpar­k Reinhardsb­runn stehen den angehenden Sozialassi­stenten spannende Aufgaben bevor. Auch das Reiten kostete...
Schüler des staatliche­n Berufsschu­lzentrums Gotha-west müssen derzeit reichlich Mut aufbringen. In ihrem einwöchige­n Ausbildung­scamp am Klosterpar­k Reinhardsb­runn stehen den angehenden Sozialassi­stenten spannende Aufgaben bevor. Auch das Reiten kostete...
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In schwindele­rregender Höhe mussten sich die  Berufsschü­ler, wie auf diesem Bild, auch im Kletterwal­d Bad Tabarz beweisen. Archiv-foto: Nico Kiesel

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