„Kaputte Gussteile machen uns die meisten Probleme“
Oldtimer-restauration in Sülzenbrücken hat volle Auftragsbücher und zu wenig Personal
Sülzenbrücken. Was nach der Wende lange out war, liegt jetzt wieder voll im Trend. Robert Bärwolf kann sich über mangelnde Nachfrage, wenn es um das Restaurieren und Instandsetzen alter Ddr-fahrzeugtechnik geht, nicht beschweren. Seine Werkstatt gilt als Geheimtipp für die Liebhaber von Trabi, Wartburg, Schwalbe & Co. Am Ortsrand von Sülzenbrücken hat sein Vater Peter Bärwolf nach der Wende die zum Familienbesitz gehörende Scheune von der LPG zurück erworben – vorerst ohne eine konkrete Nutzungsidee. Diese drängte sich später auf. Denn Vater und Sohn sind mit der Kfz-technik gleichermaßen vertraut. Peter Bärwolf arbeitete einst bei der Bahn im Oberbauwerk Neudietendorf als Kfzschlosser, Robert Bärwolf hat in Zwickau seinen Kfz-ingenieur gemacht.
Die Scheune in Sülzenbrücken war in den 1990er-jahren deshalb Anlaufpunkt für viele, die sich von ihren alten mobilen Untersätzen nicht trennen wollten, nach Ersatzteilen und Service suchten – und für die, die sich davon trennen wollten.
Wegwerfen wollte man nichts, die Scheune bot Platz. Und letztlich waren die Teile, die lange nicht mehr als Ballast waren, eine der Grundlagen, mit denen die heutigen Angebote möglich wurden. Momentan, so sieht es Robert Bärwolf an der Auftragslage, erleben Zweiradfahrzeuge der Marke Simson einen Boom. Vor allem bei der Jugend seien die Fahrzeuge gefragt. Schwalbe, Habicht, Spatz und Star – vor allem aber das bis zuletzt in Suhl produzierte Moped, das S51. Bis zu zwei Simson-fahrzeuge durchlaufen pro Woche die im Jahr 2000 eröffnete „Oldi-scheune“.
Die Kundschaft kommt aus dem Raum Arnstadt, Erfurt und Gotha, zwei Schwalben wurden aber auch schon aus London zur Instandsetzung angeliefert.
Die beiden Werkstatt-betreiber kennen sich aber auch mit allen anderen Marken aus. Derzeit wird eine BMW R12 restauriert, die einst bei der Wehrmacht im Einsatz war. Vor allem bei älteren Fahrzeugen ist die Werkstatt in Sülzenbrücken für die Besitzer oft die letzte Möglichkeit. Für die allerdings die entsprechende Zeit mitgebracht werden muss. Denn viele Teile müssen durch aufwendige Recherchen erst besorgt werden. Entweder mit viel Glück oder mit viel Geld.
Manchmal verläuft die Suche auch erfolglos. Es gibt zwar noch einige Ersatzteile, einige könnten nachgebaut werden, aber für bestimmte Baugruppen bleibt nur die Hoffnung auf Erfolg im Internet. „Kaputte Gussteile machen uns die meisten Probleme“erklärt Robert Bärwolf.
Er rät deshalb Oldtimerfreunden vor dem Kauf eines Fahrzeuges nicht nur auf den glänzenden Chrom zu achten, sondern vor allem auf den Motor- und Getriebezustand. Mehrmals habe man den Patienten wegen Ersatzteilmangels schon aufgeben müssen.
Probleme bereitet den Betreibern der „Oldi-scheune“aber auch das Personal. Gern hätte man noch einen Kfz-mechatroniker eingestellt, da sich der Vater so langsam aus dem Geschäft zurückziehen möchte. Es will sich aber trotz vieler Versuche keiner finden lassen.
Weil kein Personal zu finden war, musste im August vergangenen Jahres auch der „Oldie- & Moped-shop in Arnstadt schließen, obwohl der Bedarf dort durchaus gegeben war.
Simson-mopeds erleben Boom