Mit Anstand und Würde das Wahlergebnis respektieren
Leser mahnen die Parteien dazu, nach der Bundestagswahl schnell zu einer konstruktiven Sacharbeit zurückzufinden
„Nach der Kartoffelernte wollten Opa Manne und Enkel Emil (3 Jahre) sich auf der Gartenbank ein Päuschen gönnen. Doch da saß schon ein komischer Gast“, berichtet Dagmar Boese aus Westhausen. „Eine Raupe so dick wie Emils Finger und am Schwanzende eine Art Stachel. Unser Enkel meinte, es wäre die Raupe Nimmersatt.“ Die AFD zieht in den Bundestag ein, als mächtige Opposition, und das war zu erwarten. Aber kaum ist das Wahlergebnis verkündet, wird schon wieder massiv gegen die AFD gewettert und das kann nicht gut gehen, denn es wird der AFD weiteren Zuwachs bescheren. Wer die Sorgen und Nöte in diesem Land schlechthin ignoriert oder auf die lange Bank schiebt kann nicht erwarten, von den Menschen geliebt zu werden und das hat sich mit dieser Wahl niedergeschlagen.
Ausgerechnet die Partei mit Namen SPD ist tief gesunken in der Gunst und wird nun nicht mehr mitregieren. Glückwunsch an die Bundeskanzlerin, sie darf noch mal für 4 Jahre die Geschicke der Bundesrepublik leiten. Es bleibt nur zu hoffen dass ihre Regierung die Sorgen und Nöte der Menschen ernst nimmt und nicht immer nur auf Erfolge verweist, die es natürlich auch gibt. Es macht keinen Sinn die Wähler der AFD zu verdammen. Es sind einige Millionen, die die AFD gewählt haben und das sind Menschen aus allen Schichten der Bevölkerung. Es bleibt nur zu hoffen, dass die AFD eine sachliche Oppositionspolitik im Parlament betreibt.
Im Osten ist der Anteil der Afd-wähler besonders hoch, denn dort sind die sozialen Probleme und Ungerechtigkeiten noch größer als in den alten Bundesländern und das nach 27 Jahren deutsche Einheit. Es wächst zusammen, was zusammen gehört. Man fragt sich nur: Wann?
Klaus Gusikat, Arnstadt Ergebnis geführt hat. Die Probleme, die Deutschland hat, in dem Frau Merkel so gerne lebt, sind gewaltig und nicht wegzulächeln. Neben einer erschreckend hohen Sockelarbeitslosigkeit und Millionen prekär beschäftigter Arbeitnehmer, sind schlechte Kinderbetreuung und das fast völlig zerstörte Bildungswesen kein Erfolg. Vor diesem Hintergrund sehe ich ebenfalls kein Konzept, wie die seit 2015 hierher gekommenen Flüchtlinge integriert werden sollen.
Während sich für die SPD Anfang der 80er -Jahre mit den Grünen eine offene Flanke auftat, bekommt die CDU nun dies mit der AFD zu spüren.
Wenn nun die von Frauke Petry angestrebte Machtergreifung der AFD verhindert werden soll, dann wird eine neue Bundesregierung tatsächliche Alternativen aufzeigen müssen. Der Wohlstand darf dann auch nicht nur einzelnen Wohlhabenden vorbehalten bleiben. Die Ordnungskräfte müssen in diesem Land wieder gegen Verbrecher vorgehen, statt Einnahmen für eine verfehlte Ausgabenpolitik zu verschaffen. Aber auch das Gegeneinanderausspielen von Flüchtlingen und sozial Schwachen muss ein Ende haben. Cornelius Ludwig, Niederdorla Pest oder Cholera – oder gab es doch eine andere Wahl? Diese Frage trieb mich in diesen Tagen der Qual mit der Wahl um.
Ich habe gestreikt, demonstriert, Petitionen gezeichnet, mit Ministerinnen und Abgeordneten korrespondiert, mit manchen diskutiert, und jedem meine Sicht der Dinge beschrieben, der mich fragte.
Schiller meinte, Demokratie sei es, wenn Mehrheit siegt und Unverstand regiert und das infolge der Staat untergehen müsse. Skeptiker sagen, dass es längst keine Wahlen mehr gäbe, wenn sie wirklich etwas verändern würden.
Ich will in diesem September noch einmal optimistischer sein, denn nichts scheint mir dieses Land nötiger zu haben, als Veränderung von der alles verändernden, aber nichts verbessernden Politik der letzten 12 Jahre.
Und schon stecke ich in der Klemme! Bin ich gegen die Praxis der Zuwanderung in Zahl, Art und Weise, ist mir ein Platz am Pranger für Rechtsextreme sicher. Und offenbare ich mich als Lohnverbesserer, Bankenbändiger und Russlandversteher, lande ich in der Schublade für Linksradikale. Meine lautesten Kritikkritiker finden sich in der Einheitspartei der Anbeter des neoliberalen Geld- und Globalisierungsgottes, im schwarzen, gelben, hellroten und grünen Gewand. So will mich keine Partei im Ganzen vertreten.
Mike Schünemann, Ilmenau