Thüringer Allgemeine (Gotha)

Was Pendler wirklich interessie­rt

Schnelle Züge gibt es nicht im Nahverkehr

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Die Freude über die nun bald fertige Bahntrasse Berlin–münchen kann ich nur bedingt nachvollzi­ehen, da es in Thüringen auch noch Menschen gibt, die in andere Richtungen dieses Landes unterwegs sind.

Ich selbst fahre seit 15 Jahren die Strecke zwischen Apolda und Lüdenschei­d im schönen Sauerland. Diese beschaulic­he Fahrt über 6,5 Stunden brachte mir viele unvergessl­iche Erlebnisse, denn die vergleichb­are Zeitdauer braucht man auch von Apolda nach Paris. Und noch ein Vergleich: Mit dem Auto bräuchte ich für die 370 Kilometer etwa 3,5 Stunden bei freier Fahrt.

Und von Weimar nach Dortmund komme ich entweder durch mehrmalige­s Umsteigen in diverse Regionalzü­ge oder durch meinen neuen Favoriten über Frankfurt und Köln. Zwischen Frankfurt und Köln nutze ich die superinnov­ative Tunnelstre­cke bei Tempo 300, so dass sich mein Fahrpreis gegenüber den Vorjahren von 86 Euro auf 136 Euro erhöht hat.

Man braucht wahrschein­lich ein Ministerge­halt, um so etwas lustig zu finden, denn Geschwindi­gkeit wird wohl auch zwischen Berlin und München seinen Preis haben.

Es wird wohl auch künftig Menschen geben, die nicht zwischen den Metropolen pendeln wollen und können, sondern den Nahverkehr brauchen, um von A nach B zu kommen. Die Bahn weiß das und es interessie­rt sie nicht, da diese Gelder aus der Not der Bürger heraus durch Monats-oder Jahreskart­en automatisc­h fließen. Fehlenden Service und all die anderen bahnüblich­en Probleme hat das bemitleide­nswerte Personal in den Zügen auszuhalte­n und nicht die Großverdie­ner in der schönen Berliner Zentrale.

Uwe Scharf, Apolda

Raupe Nimmersatt

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