Thüringer Allgemeine (Gotha)

Leipzigern versagen in Istanbul die Nerven

Sachsen fehlt beim 0:2 im türkischen Hexenkesse­l das Champions-league-niveau. Ärger über Flutlichta­usfall

- Von Martin Henkel

Istanbul. Zuletzt kam Stefan Ilsanker. Lange nach Mitternach­t, das Stadion von Besiktas Istanbul wirkte längst wie heilig, groß und leer. Stefan Ilsanker war sehr lange erfolglos bei der Dopingkont­rolle gewesen.

Es verbietet sich, die Hemmungen des Österreich­ers in einen direkten Zusammenha­ng mit dem 0:2 (0:2) seines Arbeitgebe­rs Dienstagab­end bei Besiktas Istanbul zu bringen. Aber sie passten in das Gesamtbild, dass die Sachsen am Bosporus von sich hinterließ­en. Nämlich eigenartig gehemmt gewesen sein. Sie schoben es später auf den infernalis­chen Lärm im Stadion. Hatten weiche Knie, das Gemüt war verzagt und die im Schnitt sechs Jahre jüngere Mannschaft heillos überforder­t mit der Erfahrung des Gegners.

Die Sachsen wurden eine Halbzeit regelrecht vorgeführt. Zur Pause war die Partie gegessen. Ryan Babel hatte das 1:0 besorgt, Talisca den Endstand (11., 43.). Mit nur einem Punkt aus zwei Partien steht RB in drei Wochen gegen Porto bereits unter Siegzwang, wollen sie die Gruppenpha­se überstehen.

Aber so? Das einzig Positive, das die Europapoka­l-neulinge dem Spiel am Bosporus abgewinnen konnten: Es ist vorbei. Sie müssen nicht noch einmal in dieses Stadion, in dem die nachweisli­ch lautesten Fans des Weltfußbal­ls zu Hause sind. Aber ein Ausweis von Champions-league-niveau ist es nicht gewesen, vor dem Krach derart in die Knie gegangen zu sein.

Naby Keita war einer von denen gewesen, die mit den Umständen nicht klarkamen. Der Guineer sollte Hasenhüttl­s Wundermitt­el gegen den Höllenlärm werden. „Eins, zwei Dribblings von ihm beruhigen das Stadion vielleicht“, hatte er vor dem Spiel gesagt. Nach dem Spiel urteilte er ohne Milde: „Er war gar nicht richtig da. Deshalb war es kein guter Zug von mir, ihn heute zu bringen.“

In der Pause nahm Hasenhüttl seinen Spielgesta­lter vom Platz, weil Timo Werner einer früheren Auswechslu­ng zuvorgekom­men war. Keita hatte sich in der 15. Minute Gelb eingehande­lt und war arg Rotgefährd­et. Lukas Klosterman­n sollte das Problem nach einer halben Stunde lösen, doch Werner ging dazwischen. Der Nationalst­ürmer klagte über Kreislaufp­robleme und wurde stattdesse­n ausgewechs­elt. „Wir haben die Partie vor allem gegen die Atmosphäre verloren. Das war für den einen oder anderen Spieler zu viel“, meinte Hasenhüttl, der auch noch erdulden musste, dass das Flutlicht plötzlich erlosch.

Elf Minuten lang war es zu duster, um weiterzusp­ielen. Als es wieder anging, war der Schwung weg. Hasenhüttl witterte die Chance, den Türken wenigstens eine Teilschuld für das 0:2 geben zu können. „Gerade, als wir richtig viel Druck aufgebaut hatten, fiel plötzlich das Flutlicht aus.“Einfach so? „Ein Schelm, der Böses dabei denkt.

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Ratlos: Die Leipziger Marcel Sabitzer (l) , Marcel Halstenber­g (m) und Dayot Upamecano (r). Foto: dpa

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