Leipzigern versagen in Istanbul die Nerven
Sachsen fehlt beim 0:2 im türkischen Hexenkessel das Champions-league-niveau. Ärger über Flutlichtausfall
Istanbul. Zuletzt kam Stefan Ilsanker. Lange nach Mitternacht, das Stadion von Besiktas Istanbul wirkte längst wie heilig, groß und leer. Stefan Ilsanker war sehr lange erfolglos bei der Dopingkontrolle gewesen.
Es verbietet sich, die Hemmungen des Österreichers in einen direkten Zusammenhang mit dem 0:2 (0:2) seines Arbeitgebers Dienstagabend bei Besiktas Istanbul zu bringen. Aber sie passten in das Gesamtbild, dass die Sachsen am Bosporus von sich hinterließen. Nämlich eigenartig gehemmt gewesen sein. Sie schoben es später auf den infernalischen Lärm im Stadion. Hatten weiche Knie, das Gemüt war verzagt und die im Schnitt sechs Jahre jüngere Mannschaft heillos überfordert mit der Erfahrung des Gegners.
Die Sachsen wurden eine Halbzeit regelrecht vorgeführt. Zur Pause war die Partie gegessen. Ryan Babel hatte das 1:0 besorgt, Talisca den Endstand (11., 43.). Mit nur einem Punkt aus zwei Partien steht RB in drei Wochen gegen Porto bereits unter Siegzwang, wollen sie die Gruppenphase überstehen.
Aber so? Das einzig Positive, das die Europapokal-neulinge dem Spiel am Bosporus abgewinnen konnten: Es ist vorbei. Sie müssen nicht noch einmal in dieses Stadion, in dem die nachweislich lautesten Fans des Weltfußballs zu Hause sind. Aber ein Ausweis von Champions-league-niveau ist es nicht gewesen, vor dem Krach derart in die Knie gegangen zu sein.
Naby Keita war einer von denen gewesen, die mit den Umständen nicht klarkamen. Der Guineer sollte Hasenhüttls Wundermittel gegen den Höllenlärm werden. „Eins, zwei Dribblings von ihm beruhigen das Stadion vielleicht“, hatte er vor dem Spiel gesagt. Nach dem Spiel urteilte er ohne Milde: „Er war gar nicht richtig da. Deshalb war es kein guter Zug von mir, ihn heute zu bringen.“
In der Pause nahm Hasenhüttl seinen Spielgestalter vom Platz, weil Timo Werner einer früheren Auswechslung zuvorgekommen war. Keita hatte sich in der 15. Minute Gelb eingehandelt und war arg Rotgefährdet. Lukas Klostermann sollte das Problem nach einer halben Stunde lösen, doch Werner ging dazwischen. Der Nationalstürmer klagte über Kreislaufprobleme und wurde stattdessen ausgewechselt. „Wir haben die Partie vor allem gegen die Atmosphäre verloren. Das war für den einen oder anderen Spieler zu viel“, meinte Hasenhüttl, der auch noch erdulden musste, dass das Flutlicht plötzlich erlosch.
Elf Minuten lang war es zu duster, um weiterzuspielen. Als es wieder anging, war der Schwung weg. Hasenhüttl witterte die Chance, den Türken wenigstens eine Teilschuld für das 0:2 geben zu können. „Gerade, als wir richtig viel Druck aufgebaut hatten, fiel plötzlich das Flutlicht aus.“Einfach so? „Ein Schelm, der Böses dabei denkt.