Der Herr der Fliegen
Ulrich Georgi aus Weberstedt hat sich vor fünf Jahren zum Tragen des modischen Accessoires entschieden
Weberstedt. Es ist im Laufe der Jahre zu einem Markenzeichen geworden. Wer den Weberstedter Ulrich Georgi, den Chef der Verwaltungsgemeinschaft (VG) Greußen kennt, hat ihn in den seltensten Fällen ohne das modische Accessoire, die Fliege, gesehen. Wobei das Wort Fliege nicht ganz korrekt ist, klärt Georgi auf. Vielmehr handelt es sich um eine Schleife beziehungsweise einen Querbinder.
Früher hat auch Ulrich Georgi ganz normal Schlips, auch Langbinder genannt, getragen. Für den Wechsel zur Fliege gab es gleich mehrere Gründe. So sei es durchaus mal passiert, dass der Schlips beim Mittagessen Flecken bekommen hat.
„Mindestens einmal in der Woche habe ich eine Krawatte zur Reinigung gegeben. Leider bekommt man die nicht immer in dem Zustand zurück, wie man sie abgegeben hat“, so Georgi.
Für jeden Tag im Jahr eine andere Fliege
Ihm geht es nicht darum, Aufmerksamkeit zu erheischen. Klar, wäre das Tragen von Schleifen nach wie vor etwas Außergewöhnliches und ein Hingucker.
Mit dem Gedanken, eine Schleife zu tragen, hatte er sich schon länger befasst. Das hatte wohl auch etwas mit dem bis dahin bekanntesten „Fliegenträger“des Kyffhäuserkreises zutun, dem ehemaligen Landrat Peter Hengstermann.
Am Anfang gab es schon einige Frotzeleien: „Einer mit Fliege ist nicht mehr im Amt, jetzt willst du wohl Landrat werden?“, so die Anspielungen. Dies habe sich aber im Laufe der Zeit gelegt. Heute wird der Vgchef darauf nicht mehr angesprochen.
Eher das Gegenteil ist der Fall – wenn Georgi mal keine Fliege trägt. Im Sommer zum Beispiel, wenn es unerträglich heiß ist, wird schon mal auf die Schleife verzichtet. „Das ist der Vorteil gegenüber Vertretern bestimmter Berufsbilder, ich kann eine Schleife tragen, muss aber nicht“, so Georgi mit einem Augenzwinkern. Wie viele Schleifen genau sich in seinem Kleiderschrank befinden, kann der 41Jährige gar nicht genau beziffern.
„Gezählt habe ich sie noch nie. Ich könnte aber jeden Tag, Samstag und Sonntag eingeschlossen, eine andere Schleife umbinden, ohne dass ich im Verlauf eines Jahres zweimal die gleiche trage“, so Georgi zur Anzahl der Fliegen. Es könnten so um die 370 bis 400 sein, schätzt er. Eine Anzahl, bei der die Kapazitätsgrenzen für die Unterbringung so langsam erreicht sind, erzählt Ulrich Georgi.
Fliegen mit Gummizug, die so genannten Vorbinder, benutzt Ulrich Georgi allerdings nicht, die „sehen zu perfekt aus“. Es kommen nur die zum Selbstbinden infrage. Anfangs war das noch ein Problem. Ulrich Georgi aus Weberstedt zu den Vorteilen, eine Schleife zu tragen
Internet-videos, in denen das Binden erklärt wurde, dienten als Hilfe. Mittlerweile bekommt er eine Schleife schneller gebunden als einen Schlips. Die Schleifen bestellt Georgi per Internet im Ausland. Geschäfte, die Schleifen führen, gebe es selten, auch seien die ziemlich teuer hierzulande. Eine Fliege, die er besonders gern trägt, gibt es nicht. Sie sind lediglich ein modisches Accessoire. „Ich fühle mich damit gut gekleidet“, sagt der Weberstedter.
Und gerade die korrekte Kleidung ist dem Weberstedter Georgi im Alltag wichtig, darauf legt er großen Wert. So wäre die korrekte Kleidung ein Zeichen des Respekts, den er seinem Gegenüber entgegenbringen möchte.
„Da kann man mehrere Fliegen mit einer Klappe schlagen.“