Thüringer Allgemeine (Gotha)

Der Herr der Fliegen

Ulrich Georgi aus Weberstedt hat sich vor fünf Jahren zum Tragen des modischen Accessoire­s entschiede­n

- Von Christoph Vogel

Weberstedt. Es ist im Laufe der Jahre zu einem Markenzeic­hen geworden. Wer den Weberstedt­er Ulrich Georgi, den Chef der Verwaltung­sgemeinsch­aft (VG) Greußen kennt, hat ihn in den seltensten Fällen ohne das modische Accessoire, die Fliege, gesehen. Wobei das Wort Fliege nicht ganz korrekt ist, klärt Georgi auf. Vielmehr handelt es sich um eine Schleife beziehungs­weise einen Querbinder.

Früher hat auch Ulrich Georgi ganz normal Schlips, auch Langbinder genannt, getragen. Für den Wechsel zur Fliege gab es gleich mehrere Gründe. So sei es durchaus mal passiert, dass der Schlips beim Mittagesse­n Flecken bekommen hat.

„Mindestens einmal in der Woche habe ich eine Krawatte zur Reinigung gegeben. Leider bekommt man die nicht immer in dem Zustand zurück, wie man sie abgegeben hat“, so Georgi.

Für jeden Tag im Jahr eine andere Fliege

Ihm geht es nicht darum, Aufmerksam­keit zu erheischen. Klar, wäre das Tragen von Schleifen nach wie vor etwas Außergewöh­nliches und ein Hingucker.

Mit dem Gedanken, eine Schleife zu tragen, hatte er sich schon länger befasst. Das hatte wohl auch etwas mit dem bis dahin bekanntest­en „Fliegenträ­ger“des Kyffhäuser­kreises zutun, dem ehemaligen Landrat Peter Hengsterma­nn.

Am Anfang gab es schon einige Frotzeleie­n: „Einer mit Fliege ist nicht mehr im Amt, jetzt willst du wohl Landrat werden?“, so die Anspielung­en. Dies habe sich aber im Laufe der Zeit gelegt. Heute wird der Vgchef darauf nicht mehr angesproch­en.

Eher das Gegenteil ist der Fall – wenn Georgi mal keine Fliege trägt. Im Sommer zum Beispiel, wenn es unerträgli­ch heiß ist, wird schon mal auf die Schleife verzichtet. „Das ist der Vorteil gegenüber Vertretern bestimmter Berufsbild­er, ich kann eine Schleife tragen, muss aber nicht“, so Georgi mit einem Augenzwink­ern. Wie viele Schleifen genau sich in seinem Kleidersch­rank befinden, kann der 41Jährige gar nicht genau beziffern.

„Gezählt habe ich sie noch nie. Ich könnte aber jeden Tag, Samstag und Sonntag eingeschlo­ssen, eine andere Schleife umbinden, ohne dass ich im Verlauf eines Jahres zweimal die gleiche trage“, so Georgi zur Anzahl der Fliegen. Es könnten so um die 370 bis 400 sein, schätzt er. Eine Anzahl, bei der die Kapazitäts­grenzen für die Unterbring­ung so langsam erreicht sind, erzählt Ulrich Georgi.

Fliegen mit Gummizug, die so genannten Vorbinder, benutzt Ulrich Georgi allerdings nicht, die „sehen zu perfekt aus“. Es kommen nur die zum Selbstbind­en infrage. Anfangs war das noch ein Problem. Ulrich Georgi aus Weberstedt zu den Vorteilen, eine Schleife zu tragen

Internet-videos, in denen das Binden erklärt wurde, dienten als Hilfe. Mittlerwei­le bekommt er eine Schleife schneller gebunden als einen Schlips. Die Schleifen bestellt Georgi per Internet im Ausland. Geschäfte, die Schleifen führen, gebe es selten, auch seien die ziemlich teuer hierzuland­e. Eine Fliege, die er besonders gern trägt, gibt es nicht. Sie sind lediglich ein modisches Accessoire. „Ich fühle mich damit gut gekleidet“, sagt der Weberstedt­er.

Und gerade die korrekte Kleidung ist dem Weberstedt­er Georgi im Alltag wichtig, darauf legt er großen Wert. So wäre die korrekte Kleidung ein Zeichen des Respekts, den er seinem Gegenüber entgegenbr­ingen möchte.

„Da kann man mehrere Fliegen mit einer Klappe schlagen.“

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Der Weberstedt Ulrich Georgi trägt gern Schleifen. Er hat etwa  bis  Stück zu Hause. Fotos: Christoph Vogel ()
 ??  ?? Ulrich Georgi mit einer kleinen Auswahl seiner Schleifen (linkes Bild). Für ihn ist die korrekte Kleidung, dazu gehört die Fliege, ein Zeichen des Respekts, den er seinem Gegenüber entgegenbr­ingt – insbesonde­re bei der Arbeit im Büro.
Ulrich Georgi mit einer kleinen Auswahl seiner Schleifen (linkes Bild). Für ihn ist die korrekte Kleidung, dazu gehört die Fliege, ein Zeichen des Respekts, den er seinem Gegenüber entgegenbr­ingt – insbesonde­re bei der Arbeit im Büro.
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