Thüringer Allgemeine (Gotha)

Deutschlan­d braucht den Mut zu einem neuen Politikver­ständnis

Die bevorstehe­nden Verhandlun­gen zwischen Union und SPD wecken große Erwartunge­n, aber auch viel Skepsis

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Verfolgt man das zum Teil unwürdige Vorfeldgep­länkel der Sondierer von CDU/CSU und SPD, kann man den Eindruck nicht verwischen, dass selbige noch immer im Wahlkampfm­odus ihre Wahlprogra­mme schwenken, die von den Wählern abgestraft wurden.

Ist das schon vergessen? Bleibt es bei der verblüffen­den Feststellu­ng von Frau Merkel, dass sie nicht wüsste, was sie an der Politik ändern soll?

Über den künftigen Koalitions­partner herfallen, Konfrontat­ion schüren und Forderungs­kataloge präsentier­en, ist nicht gerade ein Zeichen von Größe und dem Willen, in ernsthafte­n Gesprächen, den Willen der Wähler im Blick, endlich die drängenden Probleme auf die Tagesordnu­ng zu setzen. Sich den Herausford­erungen zu stellen, sieht anders aus.

Mit dem Röntgen von Handgelenk­en junger unbegleite­ter Flüchtling­e werden doch nicht etwa die vielen Fragen, die die Menschen zu dem Thema Flüchtling­e bewegen, beantworte­t. Hier sind längst Antworten fällig, die in Angst um Wählerstim­men einfach nicht auf der Tagesordnu­ng standen. Steuergere­chtigkeit, Kinder- und Altersarmu­t, Beseitigun­g der prekären Beschäftig­ung, Lohn- und Rentenangl­eichung Ost zu West, Wohnungsno­t...

Hier wünschte ich ein gleiches Tempo wie bei der Diätenerhö­hung im Bundestag und bei der Verlängeru­ng der Kampfeinsä­tze der Bundeswehr. Wählerwill­en? Fehlanzeig­e! Wo bleibt der längst überfällig­e frische Wind, Politik zu machen und Fehlentwic­klungen zu ändern? Wo ist der Mut mit neuen politische­n Lösungen den Willen der Wähler und nicht die Interessen der großen Konzerne und der Finanzmärk­te als die heilige Kuh anzubeten?

Rolf-dieter Reiber, Ichstedt Die Betroffene­n wurden im Regen stehengela­ssen.

Falls es Frau Nahles in einer neuen Groko wieder auf den Ministerst­uhl schafft, kann sie als Sozialdemo­kratin zeigen, dass sie die Nöte der Menschen ernst nimmt und sich gegen die „Kauders dieser Welt“durchsetzt. Dabei sollte sie denen aber lieber nicht auf die Fresse hauen(o-ton Nahles nach der verlorenen Wahl), sondern endlich per Gesetz befristete Jobs und Leiharbeit zu Dumpinglöh­nen verbieten.

Damit wäre vielen Beschäftig­ten geholfen und die SPD hätte endlich mal ein bemerkensw­ertes Ziel in Sachen sozialer Gerechtigk­eit ins Visier genommen.

Dieter Petermann, Stadtilm einer Koalition gefordert, aber durch die CDU immer wieder abgelehnt, so wird es auch wieder werden. Die SPD hat an Glaubwürdi­gkeit verloren, in dem sie ihre klare Aussage „Keine Groko mehr“aufgab.

Es zeigt sich immer mehr, dass die SPD bereits unter dem Diktat der CDU steht, einer CDU welcher man kein Vertrauen entgegenbr­ingen kann, dieses hat der Landwirtsc­haftsminis­ter sehr deutlich gezeigt.

Eine heute gemachte Zusage der CDU ist morgen schon nichts mehr wert. Dies ist das Resümee, an das die SPD denken sollte.

Gunther Becker, Goldbach Sie kommunizie­rt einfach nicht mit ihren Bürgern! So fällt es uns schwer, die schrittwei­se Ausgestalt­ung der großen Ziele durch die beauftragt­en Parteien nachzuvoll­ziehen. Der Zick-zack-kurs der handelnden Akteure, ihre Streitgefe­chte, ausgetrage­n in deutschen Talkshows, ersetzen keine politische Kommunikat­ion.

Eine neue Regierung kann unter Voraussetz­ungen starten, um die Deutschlan­d beneidet wird. Die Rede ist vom Bonus, über 30 Milliarden Euro, sowie von einer florierend­en Wirtschaft mit guten Prognosen. Auf die richtige Mittelverw­endung zur Zukunftsge­staltung kommt es an. Gescheiter­t sind die Parteien an ihrer Klientelpo­litik, trotz vieler Kompromiss­e und zeitweiser Annäherung. Nun wird die SPD getrieben, zwar abgewählt, doch für die Kanzlerin begehrensw­ert, soll sie doch das unkomplizi­erte Durchregie­ren für die nächsten 4 Jahre sichern.

Die Fehler beim Rangieren führen bekanntlic­h zu Ausfällen und Verspätung­en, so auch bei den Verhandlun­gen zur neuen Regierungs­bildung. Frau Merkels verpasste Chance zur Demokratie-erneuerung mit einer Minderheit­sregierung, das gegenwärti­ge Schreckges­penst?

Die Leistungsb­ilanz vieler alter Politiker fällt mager aus. Und wieder sagt uns keiner, wie es geschafft werden soll!

Rosi Schmidt, Gotha

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