Die deutsche Industrie denkt grün
Studie prognostiziert Umwelttechnologie großes Wachstum. Jedes siebte Unternehmen ist auch international erfolgreich
Berlin. Rauchende Schlote auf der einen Seite, grüne Wiesen auf der anderen: Lange bildeten Industrie und Umweltschutz einen Gegensatz. Doch im Schatten etablierter Grabenkämpfe entwickelt sich längst ein Industriezweig, der Technologie nicht gegen, sondern für mehr Nachhaltigkeit einsetzt.
Offenbar mit Erfolg, wie eine Studie des Bundesumweltministeriums zeigt, die dieser Zeitung vorliegt. Demnach gewinnt die Umwelttechnologie in Deutschland zunehmend an Stellenwert.
15 Prozent des deutschen Brutto-inlandsprodukts entfallen nach Aussage des Umwelttechnologie-atlas mittlerweile auf nachhaltige Produkte, Verfahren und Dienstleistungen. 2007 lag dieser Anteil noch bei acht Prozent.
Der Atlas, der im Auftrag des Ministeriums von der Unternehmensberatung Roland Berger erstellt wurde, definiert grüne Technik dabei großzügig: Materialsparende Produktionsverfahren fallen ebenso darunter wie Abfalltrennung.
Die Autoren der Studie haben die Branche in sechs Bereiche unterteilt: Energieeffizienz, Verteilung und Speicherung von Energie, effiziente Nutzung von Rohstoffen und Materialien, nachhaltige Mobilität, Kreislaufund Wasserwirtschaft. 2016 entfielen 347 Milliarden Euro Marktvolumen auf diese Sektoren. Den größten Anteil daran hatten mit 83 Milliarden Euro Firmen aus dem Bereich der Energieeffizienz. Mit einem weltweiten Marktanteil von 14 Prozent sind die Unternehmen auch international erfolgreich.
Firmen in Deutschland profitieren dabei auch von einem weltweit wachsenden Markt für alles, das die Schonung von Ressourcen und Umwelt verspricht. Befördert auch durch die Ziele des Klimaschutzabkommens von Paris. Und so prognostiziert die Studie der Branche in den nächsten Jahren neue Rekordmarken: Von 8,8 Prozent jährlichem Wachstum des Marktvolumens gehen sie bis 2025 aus.
Bundesumweltministerin Svenja Schulze (SPD) lobte den Umwelttechnologie-sektor als „Modernisierungstreiber“der Wirtschaft. „Der globale Wettbewerb in der Greentech-branche wird weiter zunehmen“, sagte Schulze dieser Redaktion. „Daher brauchen wir eine mutige ökologische Industriepolitik.“