Thüringen wählt am Sonntag Landräte und Bürgermeister
Mehr als 300 Kandidaten bewerben sich für 120 Ämter. Erstmals Minderjährige wahlberechtigt. Test für Landesparteien
Erfurt. Auch gestern hatten sie auf den Marktplätzen und in den Einkaufsstraßen ihre Stände aufgebaut, um noch einmal ein letztes Mal Wahlkampf zu machen. 302 Frauen und Männer bewerben sich am Sonntag um 120 Posten in den thüringischen Städte, Landkreisen und Gemeinden – und vielerorts wird es knapp ausgehen. Besonders in den größeren Städten, wo besonders viele Kandidaten antreten, dürften am 29. April Stichwahlen nötig werden.
Zur Wahl stehen 14 der Thüringer Landräte, alle sechs Oberbürgermeister der kreisfreien Städte – sowie 71 haupt- und 29 ehrenamtliche Bürgermeister. In vier Landkreisen – Gotha, dem Weimarer Land, Schmalkalden-meiningen und Sonneberg – treten die Amtsinhaber unter anderem aus Altersgründen nicht mehr an. Hier gilt die Entscheidung als besonders unvorhersehbar.
Wahlberechtigt sind knapp 1,6 Millionen Thüringer. Erstmals dürfen auch 16- und 17-Jährige abstimmen; sie machen fast zwei Prozent der Wählerschaft aus.
Im Landtag hatte zuvor die rot-rot-grüne Mehrheit das Wahlalter bei kommunalen Abstimmungen von 18 auf 16 gesenkt. Ein Eilantrag der AFD dagegen war beim Verfassungsgericht vor einem Monat gescheitert. Die Entscheidung in der Sache steht allerdings noch aus, weshalb die AFD Wahlanfechtungen angekündigt hat.
Der Anteil der Briefwähler dürfte bei den Kommunalwahlen in diesem Jahr höher liegen als noch bei den Bürgermeisterwahlen vor zwei Jahren. Wie das Landesamt für Statistik gestern mitteilte, hatten Mitte der Wochen gut 5,3 Prozent der Wahlberechtigten Briefwahlunterlagen zurückgeschickt. Bei den Kommunalwahlen vor zwei Jahren, als ehrenamtliche Bürgermeister gewählt wurden, lag der Anteil der Briefwähler zum vergleichbaren Zeitpunkt vor der Wahl 3,1 Prozent. Andererseits: Zur Bundestagswahl vor einem guten halben Jahre waren sogar 14,6 Prozent erreicht worden.
Eine große Auswahl an Kandidaten gibt es in Jena, Erfurt, Weimar, Sondershausen oder Greiz. In 40, vor allem kleinen Gemeinden stellt sich nur ein Bewerber zur Abstimmung, in vier Gemeinden steht überhaupt kein Name auf dem Wahlzettel. Sogar im Landkreis Sömmerda haben die Bürger nicht wirklich eine Wahl: Einziger Kandidat für den Landrat ist Amtsinhaber Harald Henning (CDU).
Für die Landesparteien ist die Abstimmung ein wichtiger Test vor den Wahlen der Kommunalparlamente, des Eu-parlaments und des Landtag im nächsten Jahr. Während die CDU ihren Vorsprung bei den Landräten und auf dem Land verteidigen will, geht es der SPD um ihre Vorherrschaft in den Städten.
Die 2400 Wahllokale sind an diesem Sonntag von 8 bis 18 Uhr geöffnet.
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Kaisers Rennsteig
Höherer Anteil der Briefwähler