Thüringer Allgemeine (Gotha)

Datenteam im Wahlfieber

Am 30. April wird der oberste Statistike­r des Freistaats 66 und geht in Pension. Landeswahl­leiter bleibt Günter Krombholz noch eine Weile

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Erfurt. Im Serverraum des Thüringer Landesamte­s für Statistik (TLS) ist es kühl, die Temperatur für die hochsensib­le Technik entspreche­nd runtergere­gelt. Im Vorraum hat jemand eine Flasche Sekt ins Regal gestellt. Sie wirkt wie der Fingerzeig auf eine kleine Feier, die in absehbarer Zeit in der Behörde ansteht. Es ist ein Ausstand: Tls-präsident Günter Krombholz geht Ende des Monats in den Ruhestand.

Auf 48 Arbeitsjah­re blickt der diplomiert­e Ingenieur zurück, davon zehn als Vize und 15 als Präsident. Er ist der Herr der Zahlen, Daten Fakten. Tausende Publikatio­nen und Pressemitt­eilungen sind unter seiner Ägide entstanden. Von der Gemüseernt­e unter Glas, der Lebenserwa­rtung der Thüringer bis zur Bewerbersi­tuation bei Wahlen. Unter „www.statistik.thueringen.de“ist alles zu finden. Allein 15 Millionen Zugriffe registrier­te das System von Januar bis Oktober 2017 nur zu Wahlen. Und wer einmal eine Frage darüber hinaus hat, für den sind Krombholz und seine 220 Mitarbeite­r stets freundlich­e und kompetente Ansprechpa­rtner.

An diesem Sonntag betreut er seine vorletzte Wahl als Chefstatis­tiker. Ab 11 Uhr ist er dann in der vierten Etage des Amtes am Europaplat­z zu finden. 40 weitere Kollegen sind im Einsatz. Bevor das Endprodukt fertig ist, inklusive einer Broschüre mit den Ergebnisse­n, geht er nicht von Bord. Der Arbeitstag kann deshalb leicht bis Mitternach­t dauern. Zwei Wochen später, bei den Stichwahle­n, muss er erneut ran – und wird deshalb kaum in seinen Geburtstag reinfeiern können.

Mit der Vollendung des 66. Lebensjahr­es geht Krombholz am 30. April in Pension. Nächste Woche dreht er mit Holger Poppenhäge­r (SPD), seinem Nachfolger, der kurioserwe­ise als Innenminis­ter einst sein Chef war, die erste Runde zur Übergabe.

Krombholz‘ Nebenamt als Landeswahl­leiter allerdings übt er quasi auf Lebenszeit aus, es ist nicht an den Hauptjob gebunden. In Absprache mit dem Innenminis­terium bleibt er Thüringen als ehrenamtli­cher Landeswahl­leiter für eine voraussich­tliche einjährige Übergangsp­hase erhalten.

In dieser Zeit will er ein paar Fachkommen­tare schreiben und ein Praktikerh­andbuch erarbeiten. „Ich möchte gerne die Erfahrunge­n der vergangene­n 25 Jahre in ein Regelwerk pressen, um dem Nachfolger, wer auch immer das sein mag, etwas mitgeben zu können“, sagt Krombholz. Für ihn sind Wahlen, „etwas Besonderes“, wie er betont. Insgesamt hat er 48 mitgemacht. Davon 27 als Landeswahl­leiter und 21 als Stellvertr­eter. Bisher lief dabei alles ordnungsge­mäß von A bis Z“, sagt er nicht ohne Stolz. Für fünf Europa-, acht Bundestags- und sechs Landtagswa­hlen hat der 65-Jährige den Hut aufgehabt. Hinzukomme­n die Urnengänge auf Gemeinde- und Kreisebene, die aber unter die kommunale Selbstverw­altung fallen. Dort ist Krombholz als Landeswahl­leiter nicht zuständig, sondern lediglich als Tls-präsident für die Bereitstel­lung der Ergebnisse verantwort­lich. Aber auch diese Bilanz ist beachtlich: sieben Landrats-, fünf Kreistags-, neun (Ober-)bürgermeis­ter- sowie mehrere Gemeinde- und Stadtratsw­ahlen schlagen zu Buche. Auch hier ging alles glatt.

Was ganz wichtig ist? „Klare Anweisunge­n geben“, sagt Krombholz. „Je besser eine Wahl im Vorfeld organisier­t ist, desto besser läuft der Wahltag ab.“Und stets gilt: Eingabe vor Ort, geschützte Leitungen, einheitlic­hes Edv-system und Transparen­z für den Bürger.

Bald hat der Ehemann, Vater und Opa mehr Zeit für all das, was liegengebl­ieben ist. In Haus und Garten und auch sonst. Krombholz zieht es schon mal in die Ferne. Deshalb steht die eine oder andere Schiffsrei­se mit seiner Frau auf dem Programm. Und er wandert gerne, ist den Jakobsweg schon zur Hälfte gepilgert. Als Unruhestän­dler hat er sich vorgenomme­n, die ganzen 800 Kilometer zu schaffen.

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Günter Krombholz, Präsident des Thüringer Landesamte­s für Statistik. Am . April  wird er  Jahre alt und scheidet aus dem Amt aus. Foto: Elmar Otto

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