Thüringer Allgemeine (Gotha)

Familie kämpft um Schadeners­atz

Kind bereits über 70-mal operiert

- Von Sibylle Göbel

Jena/erfurt. Familie Seyfarth aus Erfurt gibt nicht auf: Vor dem Oberlandes­gericht Jena kämpft sie jetzt für eine Entschädig­ungszahlun­g, die ihr ihrer Ansicht nach wegen eines Behandlung­sfehlers zusteht.

2007 hatte die Familie ihren damals ein Jahr alten Sohn Simon beim kassenärzt­lichen Notdienst in Erfurt vorgestell­t. Das Kind litt an hohem Fieber. In der Annahme, das Kind habe nur einen Infekt, soll die behandelnd­e Ärztin lediglich ein fiebersenk­endes Medikament verschrieb­en und die Familie nach Hause geschickt haben. In der Nacht verschlimm­erte sich Simons Zustand dramatisch. Erneut fuhr die Familie mit ihm ins Krankenhau­s, wo das Kind sofort ein Fall für die Intensivme­diziner war: Statt an einer Erkältung litt der Junge an einer Meningokok­ken-sepsis, einer schwer verlaufend­en Komplikati­on einer Hirnhauten­tzündung. Simon musste wiederbele­bt und in ein künstliche­s Koma versetzt werden. Simon hat überlebt. Doch seither musste der inzwischen elf Jahre alte Junge mehr als 70-mal operiert werden. Damit die Narben, die seinen geschunden­en Körper überziehen, nicht verhärten, muss er täglich mit teurer Spezialsal­be eingecremt werden, die die Krankenkas­se nicht zahlt. Nicht zuletzt deshalb hat die Familie die Ärztin auf Schadenser­satz verklagt.

2015 wies das Landgerich­t Erfurt die Klage mit der Begründung ab, das Aussage gegen Aussage gestanden habe. Familie Seyfarth ging in Berufung. Seit 28. Februar wird vor dem Oberlandes­gericht Jena verhandelt. Die für den 9. Mai angekündig­te Entscheidu­ng wurde auf Juni vertagt. Der Landesärzt­ekammer ist der Fall nach Aussage einer Sprecherin nicht bekannt, die Kassenärzt­liche Vereinigun­g Thüringen, die den Notdienst organisier­t, will sich zum Thema derzeit nicht äußern.

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