Schnell, schneller, Volkswagen
Der neue Konzernchef Diess setzt auf Tempo. Experten halten die überarbeitete Struktur aber für zu kompliziert
Wolfsburg. Vom größten Um bau der Konzerngeschichte i die Rede, von Tempo und natü lich auch von Neuanfang: He bert Diess bemüht sich bei se nem ersten Auftritt als Chef de Volkswagen-konzerns darum den Aufbruch zu beschwören Beschleunigen will er die Abläu fe im Konzern, die einzelne Marken sollen mehr Verantwo tung bekommen. Und vor al lem: Volkswagen soll im Wettstreit mit der Konkurrenz deutlich schlagkräftiger werden.
Als „Revolution“will Diess das alles nicht verstanden wissen, obwohl einige Experten glauben, dass das dem doch recht starren Konzern sicher guttäte. Und auch die neue Struktur aus sechs Markengruppen sowie die Neuordnung der Zuständigkeiten im Vorstand sehen Beobachter eher als schwierig, zentralisiert sie doch die Macht wieder mehr auf Wolfsburg. Was Diess jetzt in Wolfsbur sagte, klang seltsam vertrau Und tatsächlich: Vor gut zwe einhalb Jahren stand in Wolf burg Matthias Müller vor de Presse. Im Zuge der Dieselaffär frisch zum Volkswagen-chef g kürt, erklärte er, wie der träg Konzern die Konkurrenz hinte sich lassen wollte, schneller, dynamischer, kreativer werden sollte. Einen allzu radikalen Umbau schloss er allerdings aus. Er halte nichts von Revolution. Seither ist einiges passiert, Müller traute der Aufsichtsrat offenbar zuletzt nicht zu, den Konzern wirklich neu aufzustellen – trotz Umsatzzuwachs auf zuletzt 215,7 Milliarden Euro und einem ordentlichen Gewinn von elf Milliarden Euro.
Müller verabschiedete sich mit einem Brief an die Beschäftigten. „Es war fordernd, nicht selten nervenaufreibend, aber letztlich war es eine gute Zeit. (...) Für die nächste Phase der Diess, dem Vorstand und dem ganzen Team viel Erfolg und das nötige Glück.“
Sein Nachfolger jedenfalls legt kräftig los. Der Aufsichtsrat hat beschlossen, den Konzern in sechs operative Einheiten zu gliedern: die Markengruppen „Volumen“(VW, Skoda, Seat, leichte Nutzfahrzeuge), „Premium“(Audi) und „Super Premium“(Porsche, Bentley, Bugatti, Lamborghini), Lkw und Busse, Beschaffung/komponenten sowie Finanzdienstleistungen.
Die Idee: In den einzelnen Gruppen lässt es sich besser mit der Konkurrenz messen, als wenn jede Marke es einzeln versucht. „Volumen“etwa, in der die Marken mit großen Absatzmengen gebündelt sind, steht mit Toyota, Renault, PSA (Citroën, Opel, Peugeot) und General Motors im Wettbewerb, „Premium“mit Daimler und BMW.
Die für die Markengruppen verantwortlichen Chefs sollen zudem übergreifende Führungsaufgaben übernehmen. Audichef Rupert Stadler kümmert sich im Volkswagen-vorstand auch um den Konzernvertrieb, Porsche-chef Oliver Blume um die Produktion, Finanzchef Frank Witter um die Firmen-it. Diess selbst kümmert sich um VW, Forschung und Entwicklung, Fahrzeug-it.
Angesichts dieser Pläne meldet Branchenexperte Ferdinand Dudenhöffer Kritik an. Die neue Konzernstruktur sei an Komplexität gar nicht mehr zu überbieten, sagt der Leiter des Car-instituts an der Universität Duisburgessen. Auch andere zweifeln. Nordlb-analyst Frank Schwope etwa. Ein ähnliches Modell wie Diess habe einst dessen Vorvor-vorgänger Bernd Pischetsrieder verkündet. „Wahrnehmbar gelebt wurde dies aber nie.“Durch die Personalwechsel im hinterlegt Manager, m Volkswad sind Aufgaben os: dpa (),
Der Konzernbetriebsrat bekommt mehr Macht
einer noch er, wie Dukonzernbetriebsratschef Bernd Osterloh. Sein Vertrauter Gunnar Kilian wird Personalchef. Osterloh hatte sich im Zusammenhang mit dem Zukunftspakt genannten Sparprogramm bei VW mit Diess gestritten – inzwischen haben beide sich zusammengerauft. Osterloh begrüßt die Umbaupläne und die Personaländerungen ausdrücklich.
Diess jedenfalls geht die neue Aufgabe offiziell locker an. „Ich mag viel Arbeit“, sagte er am Freitag sichtlich entspannt – was vielleicht auch damit zu tun hat, dass er jetzt den größten Autobauer der Welt leitet. „Ich freue mich schon.“