„Schleimbeutel“und „Mafia-boss“
Das Buch des von Trump entlassenen Fbi-chefs Comey löst Schlammschlacht um das Weiße Haus aus
Washington. Man braucht etwas Geduld mit dem spektakulärsten Sachbuch, das Amerika in diesem Frühjahr zu bieten hat. In seiner am kommenden Dienstag auch in Deutschland (bei Droemer) erscheinenden General-abrechnung mit Donald Trump – „Größer als das Amt. Auf der Suche nach Wahrheit. Der Ex-fbi-direktor klagt an“– nimmt sich James Comey 264 Seiten lang Zeit, erst dann taucht der Name des von ihm zutiefst verachteten Us-präsidenten zum ersten Mal auf.
Was auf den lesens- wie staunenswerten 114 Seiten danach zu stehen kommt, hat es in sich. So sehr, dass Donald Trump gestern Morgen (als in Us-medien erste Auszüge für Furore sorgten) wütend zurückschlug. Comey sei ein „verlogener Schleimbeutel“, ätzte Trump auf Twitter. Er forderte strafrechtliche Ermittlungen gegen den einst obersten Bundespolizisten der USA, der in den nächsten Tagen einen prominenten Fernsehund Lese-auftritt nach dem anderen absolvierten wird, und bilanzierte gehässig: „Es war mir eine große Ehre, James Comey zu feuern!“
Was bis zu seiner Entlassung passierte, beschreibt Comey in dem Buch anhand von Gesprächserinnerungen, die nachvollziehbar machen, warum der 57-Jährige Trump im Epilog als „Bedrohung für vieles“bezeichnet, „das unserer Nation zur Ehre gereicht“.
Alles begann mit einem Abendessen unter vier Augen, bei dem Trump „von mir verlangte, die Loyalität gegenüber ihm – persönlich – über meine Pflichten als Fbi-direktor gegenüber dem amerikanischen Volk zu stellen“, schreibt Comey. Bei „Salat, Scampi, Hühnchen mit Parmesan, Pasta und Vanilleeis“habe ihn der Präsident mit der Forderung „Ich brauche Loyalität. Ich erwarte Loyalität“an Salvatore „Sammy the Bull“Gravano erinnert; einen einflussreichen Mafiaboss, mit dem Comey es als junger Staatsanwalt in den 80erjahren zu tun hatte.
Auch später kam Comey das Gebaren des Präsidenten Trump wie ein Abziehbild der Italogangster-kultur vor: „Der Schweigekreis des Einverständnisses. Der Boss mit der absoluten Kontrolle. Die Treueschwüre. Die Weltanschauung nach dem Prinzip ‚Wir gegen die‘. Die Lügerei über alles, egal wie groß, im Dienste irgendeines Loyalitätskodex, der die Organisation über die Moral und die Wahrheit stellt.“
Zur Abrundung des Bildes über Trump steuert Comey eine Beobachtung am Rande bei: Er habe den Präsidenten niemals lachen sehen. Comey glaubt, dass dies in seiner „Unsicherheit“und der „Unfähigkeit“wurzelt, „sich verletzlich zu zeigen oder den Humor anderer anzuerkennen“. Dass ein Staatsmann so sei, hält Comey nicht nur für „sehr traurig“, sondern für „furchterregend“.