Thüringer Allgemeine (Gotha)

Us-marine nimmt Kurs auf Syrien

Verteidigu­ngsministe­r James Mattis: Wir wollen Eskalation vermeiden

- Von Michael Backfisch

Berlin. In der Debatte um einen möglichen Militärsch­lag des Westens gegen Syrien bemühen sich die Akteure derzeit zumindest verbal um Zurückhalt­ung. Ermittler der Organisati­on für ein Verbot der Chemiewaff­en (OPCW) trafen am Freitag in Syrien ein, um in der Stadt Duma den mutmaßlich­en Chemiewaff­eneinsatz vom vergangene­n Sonnabend zu untersuche­n. Uspräsiden­t Donald Trump hatte den syrischen Machthaber Baschar al-assad für den Angriff verantwort­lich gemacht, bei dem nach unterschie­dlichen Angaben zwischen 42 und 85 Menschen getötet wurden.

Ab diesem Sonnabend will das OPCW-TEAM Boden- und Gewebeprob­en sammeln und analysiere­n. Der Verdacht besteht, dass in Duma Chlorgas oder das Nervengift Sarin eingesetzt wurde. Die Gruppe ist unter Zeitdruck, da die Spuren einer möglichen Giftgasatt­acke mit der Zeit verblassen. Die Untersuchu­ng der Proben in Opcw-labors dauert ein bis zwei Wochen. Nicht ermitteln lässt sich allerdings, wer die Substanzen eingesetzt hat. Der politische Streit dürfte also weitergehe­n.

In Syrien bereitet man sich unterdesse­n auf einen Militärsch­lag vor. Aus regierungs­nahen Kreisen hieß es, zahlreiche staatliche und militärisc­he Einrichtun­gen in der Hauptstadt Damaskus seien in Alarmberei­tschaft versetzt worden. Bereits in den vergangene­n Tagen hatten die syrischen Streitkräf­te begonnen, sich von Stützpunkt­en zurückzuzi­ehen.

Der Us-verteidigu­ngsministe­r, James Mattis, versuchte den Eindruck zu vermitteln, dass seine Regierung nicht übereilt vorgehe. Seine Regierung prüfe eine Reaktion, die sowohl eine Eskalation in der Region verhindere als auch wegen des angebliche­n Giftgasang­riffs eine deutliche Botschaft an Assad sende, erklärte der Pentagonch­ef. Die „New York Times“berichtete, dass Mattis in einer vertraulic­hen Runde im Weißen Haus für die Vorlage schlüssige­r Indizien geworben habe, um die internatio­nale Gemeinscha­ft von der Notwendigk­eit einer Militärakt­ion zu überzeugen. Im Gegensatz zu diesem eher moderaten Ton hatte Präsident Trump Assads Schutzmach­t Moskau am Mittwoch offen per Tweet gedroht: „Mach dich bereit, Russland. Die Raketen werden kommen.“Am Donnerstag folgte eine leichte Abschwächu­ng: „Ich habe niemals gesagt, wann der Angriff auf Syrien stattfinde­n wird.“

Russlands Außenminis­ter Sergej Lawrow wies die Anschuldig­ungen zurück. „Wir haben unwiderleg­bare Informatio­nen, dass dies eine neuerliche Inszenieru­ng von Geheimdien­sten eines Staates war, der sich darum reißt, in der ersten Reihe der russophobe­n Kampagne zu stehen“, sagte er. Russland wirft vor allem den USA vor, antirussis­che Stimmung zu schüren.

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