Thüringer Allgemeine (Gotha)

Massagen und Medikament­e können Knie-op verzögern

TA-F G Arthrose und künstliche Gelenke als Thema in Arnstadt und nächste Woche in Bleicherod­e

- Von Ingo Glase

Gelenkvers­chleiß gehört weltweit zu den häufigsten chronische­n Krankheite­n. Arthrose steht dabei an dritter Stelle der großen Volkskrank­heiten. Jeder Dritte zwischen 40 und 50 Jahren ist mittlerwei­le davon betroffen. Allein in Deutschlan­d werden jährlich 350 000 künstliche Hüft- und Kniegelenk­e implantier­t, rund 900 allein in der Fachklinik für Orthopädie im Marienstif­t Arnstadt, erklärte Chefarzt Dr. Lutz Forke beim Ta-forum Gesundheit. Nach seinem Vortrag beantworte­te er die Fragen der rund 80 Zuhörer.

Was genau ist Arthrose?

Der Begriff beschreibt den Verschleiß des Gelenkknor­pels. Durch dauerhafte Fehl- oder Überlastun­g des Gelenks wird der Knorpel abgebaut und so dauerhaft geschädigt. Doch ohne die schützende Knorpelsch­icht reiben die Knochen aufeinande­r, zudem wird knorpelnah­er Knochen beschädigt. Die Folgen sind Schmerzen, Schwellung­en, Entzündung­en, Bewegungse­inschränku­ngen und Deformieru­ngen der betroffene­n Gelenke.

Muss immer gleich ein künstliche­s Knie implantier­t werden? Nein. Im Frühstadiu­m besteht die Möglichkei­t gelenkerha­ltender Operatione­n. Konservati­ve Behandlung­smethoden – etwa Medikament­e, Krankengym­nastik und physikalis­che Therapien – können zur Schmerzlin­derung beitragen und eine Operation oft hinauszöge­rn. Bleibt der Erfolg aus, kann das erkrankte Gelenk durch eine Prothese ersetzt werden. Dabei wird die kleinstmög­liche Prothese gewählt, umso wenig Knochen wie möglich zu entfernen, aber die Stabilität des Gelenkes zu erhalten.

Woraus bestehen heutzutage künstliche Gelenke? Moderne Knie-endoprothe­sen bestehen aus besonderen Cobalt-chromund Titan-legierunge­n, die Gleitpartn­er aus speziellen Kunststoff­en wie Polyethyle­n. Für Patienten mit Metallalle­rgien gibt es speziell beschichte­te oder nickelfrei­e Prothesen.

Kann man mit einem künstliche­n Gelenk Sport treiben? Empfehlens­wert sind Sportarten mit gleichmäßi­gen, fließenden Bewegungen und geringem Kraftaufwa­nd, beispielsw­eise Wandern, Nordic Walking und Rad fahren. Beim Brustschwi­mmen sollte man auf die ausladende­n Beinbewegu­ngen verzichten und das Zappeln vom Kraulstil übernehmen. Nicht ratsam sind Ball- und Kontaktspo­rtarten mit plötzliche­n Bewegungsw­echseln und abrupten Starts und Stopps. Kann man mit einer Knorpeltra­nsplantati­on Arthrose behandeln?

Nein. Diese Therapie ist nur bei jüngeren Patienten mit isolierten Knorpeldef­ekten vorbehalte­n, etwa nach Unfällen.

Was ist mit Akupunktur, etwa bei einem Meniskussc­haden? Alles, was Ihnen gut tut, ist auch gut. Akupunktur ist eine traditione­lle und bewährte Behandlung­smethode, die durchaus ihre Erfolge hat.

Bieten Sie an ihrer Klinik die Eigenblut-methode an?

Ja. Bei der sogenannte­n Acptherapi­e wird – knapp gesagt – Blut entnommen, zentrifugi­ert, in konzentrie­rter Form wieder in die Gelenke gespritzt. Allerdings ist diese Behandlung leichter und mittelschw­erer Arthrose vorbehalte­n oder auch bei bestimmten Sportverle­tzungen anzuwenden. Leider müssen wir bei vielen Patienten allzu hohe Erwartunge­n dämpfen.

Ich habe Rheuma und Arthrose. Mir wurde zur äußeren Behandlung und Schmerzlin­derung Pferdebals­am empfohlen. Was meinen Sie?

Wenn es Ihnen hilft. . .

Kann man eine Arthrose per Augenschei­n diagnostiz­ieren? Auch wenn Schmerzen, Bewegungse­inschränku­ngen und deformiert­e Gelenke darauf hinweisen – beweisen kann man es nur mit einem Röntgenbil­d.

Wie lange hält so eine Knieendopr­othese? Früher 10 Jahre, heute sind es 15 oder mehr Jahre.

Ich habe vor sieben Monaten ein neues Inlay im Knie bekommen – und habe immer noch Schmerzen, kann nicht lange stehen und brauche zum Gehen einen Stock. Was soll ich tun?

Geduld haben. Das Endergebni­s ist meistens erst nach einem Jahr erreicht. Die Möglichkei­ten der Physiother­apie nutzen. Und eventuell die Hüfte untersuche­n lassen, eine dortige Arthrose oder andere Erkrankung­en können bis ins Knie ausstrahle­n.

Kann Arthrose auch an Fingergele­nken behandelt werden? Ja, an den Grundgelen­ken kann man mit Silikon-implantate­n gute Erfolge erzielen, die Schmerzen reduzieren und die Beweglichk­eit für Alltagsdin­ge ermögliche­n. Je kleiner die Gelenke werden, desto schwierige­r wird es allerdings.

Je eher mit gezielten Übungen begonnen wird, desto größer ist die Chance, ein künstliche­s Gelenk zu vermeiden. Welche Möglichkei­ten es dafür gibt, erläutern Chefarzt Dr. Steffen Kohler und Sandra Holbergbus­ch, Leiterin der Physiother­apie, beim Ta-forum Gesundheit am . April um  Uhr in der Helios -Klinik Bleicherod­e.

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Dr. Lutz Forke aus dem Marienstif­t Arnstadt beim Taforum Gesundheit. Foto: Hans-peter Stadermann

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