Thüringer Allgemeine (Gotha)

Telemedizi­n – wieso nicht?

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Hanno Müller über Chancen und Grenzen der Fernbehand­lung

Warum tun sich so viele so schwer mit der Telemedizi­n? Am Beispiel der Televerah ist das kaum nachvollzi­ehbar. Vom Hausbesuch schickt die Krankensch­wester ihre Behandlung­sergebniss­e in die Praxis. Dort schauen Ärztin oder Arzt sich die Daten und gern auch per Video den Patienten an und treffen wichtige ärztliche Entscheidu­ngen, die nur sie treffen können. Praxis und Patient sparen so Zeit und zusätzlich­e Wege. Das ist so einfach, praktisch und effizient, dass man sich wundert, wenn es erst jetzt zur Anwendung kommt.

Vor allem auf dem Land, wo es wenig Ärzte und viele ältere und womöglich immobile Patienten gibt, kann die Telemedizi­n ein Segen sein. Sie verbindet nicht nur Patienten und Mediziner, sondern auch Letztere mit Fachkolleg­en. Hoch spezialisi­erte Kompetenze­n können so an Orte gebracht werden, wo sie sonst nur unter großem personelle­n und strukturel­len Aufwand zu gewährleis­ten wären. Voraussetz­ung dafür ist die nötige Infrastruk­tur, also schnelle und sichere Breitbandv­erbindunge­n sowie eine leicht handhabbar­e Technik.

Telemedizi­n ist aber nicht gleich Telemedizi­n. Es gibt Grenzen. Das Arzt-patientenv­erhältnis beruht auf Vertrauen. Dagegen steht das Schreckges­penst des anonymen Internetdo­ktors, der gegen Bares blind drauflos diagnostiz­iert.

In Deutschlan­d gibt es das Erstbehand­lungsverbo­t – will sagen, Telemedizi­n ist bisher nur erlaubt, wenn der Arzt den Patienten vorher von Angesicht zu Angesicht gesehen hat. Beim Deutschen Ärztetag im Mai in Erfurt soll das auf den Prüfstand. Das ist richtig, bedarf aber viel Fingerspit­zengefühl.

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